Der eloquente Standortförderer 

Die Region Brugg hat eine Persönlichkeit verloren, der sie viel verdankt: Max Zeier ist im Alter von 72 Jahren gestorben.
Max Zeier war eng mit der Region verbunden. (Bild: ZVG)

In den letzten fünfzehn Jahren hat sich Brugg-Windisch zum grössten Bildungsplatz zwischen Zürich, Basel und Bern entwickelt. Zu den wichtigsten Bildungsträgern gehören der Fachhochschul-Campus, das Berufs- und Weiterbildungszentrum, BWZ, sowie die Berufsfachschule Gesundheit und Soziales. Insgesamt rund 8000 Studierende, Berufslernende und regelmässige Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer holen sich in unserer Region ihr berufliches Rüstzeug. Zudem sind in diesem Umfeld zwei Technoparks für Jungunternehmer auf dem Kunzareal in Unterwindisch und an der Badenerstrasse in Brugg entstanden.

Dieser Schub erscheint der einheimischen Bevölkerung irgendwie selbstverständlich, ist es aber nicht. Zwar mag die zentrale Lage von Brugg-Windisch den Bildungs-Cluster begünstigt haben, doch für die Entwicklung brauchte es Antriebsmotoren: Personen, die sich tatkräftig für den Aufbau engagierten. Zu diesen Standortförderern gehörte Max Zeier. In mehreren Institutionen und Organisationen half er mit, Elemente der kühnen Vision Mitte umzusetzen. Die Berufsbildung lag ihm besonders am Herzen.

Rettung der Berufsschule
Bis zu seinem Hinschied präsidierte Max Zeier den Vorstand des BWZ sowie den 2015 notfallmässig gegründeten Verein, der sich mit einer Petition und 18 000 Unterschriften erfolgreich gegen die vom Kanton erwogene Schliessung der Fachschule für Gärtner, Forstwarte, Floristen, Elektroinstallateure und Netzelektriker sowie der KV-Abteilung in Brugg wehrte. Dabei bewies Max Zeier taktisches Geschick. Er war nicht nur Kämpfer und Optimist, sondern auch Realist, der die Balance zwischen Geben und Nehmen beherrschte. 

So liess er es zu, dass die KV-Abteilung des BWZ, der er durch seine eigene berufliche Herkunft besonders verbunden war, dem KV Baden angegliedert wurde. Dafür konnte sie ihren Standort im Flex-Gebäude in der Nähe des Fachhochschul-Campus behalten – und auch die Weiterexistenz der Gewerblichen Berufsschule an der Annerstrasse stand nicht mehr infrage. Damit blieb Jugendlichen und Lehrbetrieben in der Region ein gewerblich-industrielles Kompetenzzentrum und der FHNW Brugg-Windisch das BWZ als Partner für Vorbereitungskurse auf das Fachhochschulstudium erhalten.

Aber Max Zeier erlebt die 150-Jahr-Feier des BWZ Anfang September nicht mehr. Er unterzeichnete noch die Einladung zum Jubiläum der in ihren Anfängen pionierhaften Brugger Berufsbildungsstätte. 1871 hatten auf Initiative der «Gesellschaft junger Männer» 28 Lehrlinge die Ausbildung an der «Handwerkerschule» begonnen, die der Einwohner- und Gewerbeverein ab 1884 als «Lehrlings-Schule Brugg» weiterführte. 1953 übernahm die Stadt Brugg die Trägerschaft. Der von ihr gewählte Schulvorstand ist für die strategische Führung des BWZ verantwortlich. Dem Gremium gehörte Max Zeier seit 1988 an.

Der Region verbunden
Wie sehr ihm die Entwicklung der Region Brugg am Herzen lag, bezeugte Max Zeier auch als Mitinitiant und Präsident der Stiftung Technopark sowie als Vorstandsmitglied des Fördervereins Campussaal; er war von der Notwendigkeit und Stärkung des Fachhochschulstandorts durch das umstrittene Projekt überzeugt. Zu guter Letzt engagierte er sich noch in einer von Brugg Regio 2019 gebildeten Projektgruppe für die Standortförderung durch die vertiefte regionale Zusammenarbeit von Wirtschaft, Bildung und Forschung. Schliesslich war er seit 2018 auch Präsident der Vereinigung Christlicher Unternehmer Aargau/Solothurn.

Max Zeier war von jung auf mit Brugg verbunden. Er wuchs am Rebmoosweg auf, nahm am städtischen Leben regen Anteil, etwa als aktiver Fasnächtler, machte bei der Bank Aufina eine KV-Lehre und Karriere bis zum Leiter des Direktionsstabs, wechselte später zur Muttergesellschaft, der Schweizerischen Bankgesellschaft, und zum Abschluss der Berufstätigkeit in das Konzerninspektorat der Basler Kantonalbank. Er begegnete der vor einem Jahr diagnostizierten Krebserkrankung mit starkem Willen und Zuversicht, verlor diesen Kampf aber vor ein paar Tagen unerwartet rasch.

Würdiger Abschied
Das weitgespannte Beziehungsnetz Max Zeiers kam in der stark besuchten Abdankung am letzten Freitag in der katholischen Kirche Brugg zum Ausdruck. Der in Windisch aufgewachsene römisch-katholische Theologe und emeritierte Universitätsprofessor Stephan Leimgruber, ein langjähriger Weggefährte des Verstorbenen seit gemeinsamen Jungwachtzeiten, würdigte Max Zeiers Wesen und Wirken. Erhebende Orgelmusik und feine Panflötenklänge begleiteten die Trauerfeier.