Militärgeschichte zum Anfassen

Der Convoy to remember verzeichnete so viele Teilnehmer wie noch nie, dafür kamen nur noch halb so viele Besucher wie zuletzt vor drei Jahren.
Die Compagnie 1861 umrahmte die Eröffnungsfeier (Bilder: sha)

Drei Tage lang verwandelte sich das Feld im Hardwinkel zwischen Birmenstorf und Fislisbach in ein grosses Heereslager. Nebst der Schweizer Armee waren natürlich – getreu dem Gründungsmotto D-Day – vor allem Camps der US-Army, aber auch der British Army, der französischen Fremdenlegion, der Wehrmacht oder der Nationalen Volksarmee (NVA) zu bestaunen. Nicht zugelassen beim diesjährigen Convoy to remember waren aus Respekt gegenüber der Ukraine Panzer aus russischer Fabrikation. Einzig im NVA-Camp einer Gruppe aus Bayern waren russische Ural-Lastwagen und Ladas zu sehen.

Zufriedene Veranstalter
Mit viel Liebe fürs Detail hatten die dreissig Reenactor-Gruppen verschiedene historische Szenen nachgestellt. So etwa eine Befestigung der 2nd US Marine Division aus dem November 1943 auf dem Tarawa-Atoll, wo die Amerikaner in der Schlacht um die Gilbertinseln gegen die Japaner kämpften. Angesichts der detailgetreuen Nachbildung, der mit Palmen ergänzten Szenerie und der tropischen Temperaturen auf dem Birmenstorfer Feld wähnte man sich fast schon in der Südsee.

Die Organisatoren vom Verein Convoy to remember zeigten sich nach dem Grossanlass zufrieden. «Wir verzeichnen keinerlei Vorfälle mit Fahrzeugen, Teilnehmern und Besuchern. Sowohl auf dem Festgelände als auch bei den Zu- und Abfahrten und bei den Vorführungen ist alles sicher abgelaufen», so Louis Dreyer vom OK. Der «schon fast traditionelle Verkehrskollaps in der weiteren Region» sei diesmal ausgefallen, da man auf die beliebte Ausfahrt der Militär-Oldtimer in den Jura und durch das Fricktal aus Umweltgründen verzichtet habe. Als Ersatz hatte man für Samstagvormittag eine Sternfahrt organisiert, die aus Lausen BL, Wangen an der Aare, Bülach und Buchrain LU nach Birmenstorf führte.

Rekordzahl an Teilnehmenden
Nach Birmenstorf angereist waren über 700 Militär-Oldtimer sowie 30 Reenactor-Gruppen aus 8 Nationen und der ganzen Schweiz. Nach den Schweizern stellten die Deutschen das grösste Teilnehmerfeld. Insgesamt waren 2500 Teilnehmende zu Gast. Das ist gemäss dem OK ein neuer Rekord. Das älteste Fahrzeug beim Convoy 2022 war laut Louis Dreyer ein Panzerwagen «Praga» der Schweizer Armee aus tschechischer Fabrikation mit Jahrgang 1937. Im Teilnehmerfeld waren auch absolute Raritäten zu bestaunen. Darunter eine M-18 «Hellcat» (ein US-Panzerjäger) oder ein leichter US-Aufklärungspanzer M-24 «Chaffee», beide aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die Panzerausstellung zog Jung und Alt in ihren Bann.

Weniger, dafür jüngere Besucher
«Die von uns erwartete Besucherzahl von 20 000 wurde nicht erreicht. Auf dem Festgelände in Birmenstorf registrierten wir eine geschätzte Besucherzahl von gegen 10 000 Personen. Viele weitere Zuschauer hielten sich auf den nahen Hügeln auf, um die Patrouille Suisse zu  erleben», bilanziert Louis Dreyer. Zusammen mit den vielen Zaungästen dürften geschätzte 15 000 Menschen den Convoy 2022 mitverfolgt haben. Das Publikum sei diesmal deutlich jünger gewesen, man habe besonders viele Familien beobachtet, so Dreyer.

Im Gedenken an die Befreiung Europas
Der Convoy erinnert an die Invasion der Alliierten im Juni 1944 und stand unter dem Motto «Im Gedenken an die Befreiung Europas». Viele Festredner, darunter Regierungsrat und Militärdirektor Jean-Pierre Gallati und Korpskommandant Hans-Peter Walser, Chef des Kommandos Ausbildung der Armee, nahmen diesen Gedanken auf und mahnten zur Wachsamkeit. Auch Birmenstorfs Frau Gemeindeammann Marianne Stänz hiess die Gäste am Freitag willkommen. Ständerat Thierry Burkart kritisierte am Samstag mit deutlichen Worten die Verschleppung der Schweizer Luftwaffen-Erneuerung durch Parteien aus dem linken politischen Spektrum  Angesichts des Angriffskriegs in der Ukraine seien diese Bestrebungen nur schwer zu verstehen. Die Armee sei in den vergangenen Jahren richtiggehend ausgehungert worden. «Freiheit ist nicht gratis zu haben», so Burkart. Zu den Glanzpunkten des diesjährigen Convoys to remember gehörte zweifellos die Präsenz der Schweizer Armee in der Luft wie auch am Boden. Die Patrouille Suisse wie auch die Fernspäher «Swiss Parawings» begeisterten am Himmel über Birmenstorf die Zuschauer.