Er wirbt für den Wert der Chöre

Um dem Chorsterben entgegenzuwirken, lanciert der Chor Riniken eine Konzertreihe. Initiator ist Präsident Richard Wullschleger.
«Der Chor ist die Nabelschnur zum Dorf», ist Richard Wullschleger überzeugt. Deshalb lanciert er im Lee die Reihe «A cappella in concert». (Bild: aru)

Donnerstagabend ist Chorabend. Von 20 bis 21.45 Uhr probt dann der Chor Riniken im Zentrum Lee. Am 8. September aber mutieren die aktuell rund dreissig Sängerinnen und Sänger zur Zuhörerschaft. An ihrer Stelle steht das Ensemble «Orion vokal 4» auf der Bühne. Organisiert hat das hochkarätige A-cappella-Konzert Chorpräsident Richard Wullschleger persönlich – als kreative Massnahme gegen das Chorsterben in der Region.

Gemeinschaft im Verein
Wullschleger ist ein begeisterter Chorsänger – und das seit der Primarschulzeit. «Unser Lehrer hat grossen Wert gelegt auf den Gesang», erzählt er. Sie hätten damals – in Choraufstellung in der Klasse ein anspruchsvolles Repertoire eingeübt. Das hat bei Richard Wullschleger Spuren hinterlassen. Nach der Pubertät, in der er sich von der Musik entfernte und als Handballer in den Leistungssport einstieg, fand er während der Lehrerausbildung in Zofingen, wo er auch aufgewachsen ist, wieder zum Gesang zurück. Das Abschlusskonzert der Seminarausbildung, an dem die Krönungsmesse von Mozart gesungen wurde, ist ihm in lebendiger Erinnerung geblieben: «Es ist immer noch eines meiner Lieblingswerke», sagt der langjährige Sänger.

Während seiner Zeit als Lehrer in Remigen, wo er fast zwanzig Jahre lang tätig war, folgte er den Spuren seines eigenen Primarlehrers und baute den Gesang fest in den Unterricht ein. Darüber hinaus organisierte er für die Schule Chorauftritte an diversen Festen. «Ein Highlight war die Aufführung des Musicals ‹Jim Knopf›», erinnert er sich.

Als Richard Wullschleger vor dreissig Jahren zusammen mit seiner Frau nach Riniken zog, traten sie beide dem Dorfchor bei. «Der Chor ist unsere Nabelschnur zum Dorf», sagt der 71-Jährige. «Hier sind wir verwurzelt.» Nebst dem gemeinsamen Gesang ist ihm, der den Chor bereits zum zweiten Mal präsidiert, die Gemeinschaft im Verein wichtig. «Wir sind alle füreinander da», erzählt er.

Werben für den Gesang
Der soziale Nutzen ist denn auch mit ein Grund, warum Richard Wullschleger dem aktuellen Chorsterben nicht tatenlos zuschauen mag. Rund um Riniken gingen in den vergangenen Jahren viele Chöre ein, weitere schlossen sich zusammen. «Es kann nicht sein, dass dieses Kulturgut einfach so verloren geht», empört sich Wullschleger. «Wir müssen den Wert des Chorgesangs wieder an die Öffentlichkeit tragen.» Jammern aber ist nicht sein Ding. Viel lieber sucht der passionierte Tenor nach konstruktiven Wegen. Deshalb hat er mit dem Chor Riniken die Reihe «A cappella in concert» ins Leben gerufen, welche am 8. September mit dem Vokalensemble «Orion vokal 4» startet. Auf erfrischende Weise trägt es in seinem Programm «Du fragsch, was i möcht singe» Schweizer Liedgut vor – und dies ganz ohne Instrumentalbegleitung. Beim Ensemble wirkt auch Daniel Pérez mit, der Gesangslehrer von Richard Wullschleger, dessen Unterricht er seit sieben Jahren besucht. Angespornt von seinem Lehrer, singt Richard Wullschleger auch immer wieder in Projektchören mit. Trotzdem findet er es wichtig, bestehende Vereine wie den Chor Riniken nicht einfach aufzulösen. «Sie geben eine stabile Basis, auf die man bauen kann», so der Präsident.

Mit der Reihe «A capella in concert», die jährlich stattfinden soll, will Richard Wullschleger für den Gesang werben – und neue Sängerinnen und Sänger für den Chor Riniken gewinnen. «Bei uns muss man weder Noten lesen können noch sich jahrelang verpflichten», sagt er. «Die Freude am Singen ist das Wichtigste.» Bei der Chorprobe vergesse er alle Sorgen und gehe erfrischt, gelöst und guter Laune nach Hause. «Und genau dieses Erlebnis möchte ich auch anderen ermöglichen.»

Donnerstag, 8. September, 20 Uhr
Zentrum Lee, Riniken
orionvokal.ch, chor-riniken.ch