Big Data für besseres Stadtklima

Im Rahmen des Projekts «3-2-1-heiss!» ermittelt Baden zurzeit, welche Plätze in der Stadt im Sommer unangenehm heiss werden können.
3-2-1 – wo in Baden ist es heiss? Während rund zwei Wochen waren freiwillige Helferinnen und Helfer wie die drei Schüler Remo (14), Mauro (14) und Oliver (13) in der Stadt Baden unterwegs.

Wo wird es besonders heiss? Welche Orte kühlen abends besonders langsam ab? Und wo heizt sich die Stadt vergleichsweise wenig auf? Diesen und ähnlichen Fragen ging die Stadt Baden mit dem Projekt «3-2-1-heiss!» in den vergangenen Wochen auf die Spur. Der Kanton Aargau lancierte das Projekt letztes Jahr in Aarau und Zofingen, mittlerweile wurde es in mehreren Gemeinden wiederholt. Dabei wird das Departement Bau, Verkehr und Umwelt durch das Start-up-Unternehmen «Catta» bei der Datenerhebung unterstützt. Um das Projekt durchführen zu können, war der Kanton aber auch auf die Unterstützung freiwilliger Helfer angewiesen. In Baden meldete sich rund ein Dutzend Privatpersonen, um die Messungen durchzuführen, auch eine Schulklasse machte mit. Ihre Aufgabe war es, im Zeitraum der Messungen vom 13. bis zum 31. August an heissen Tagen jeweils morgens und abends die Messgeräte, sogenannte «SenseBoxen», auf vorher festgelegten Routen mit sich zu führen. Die Boxen zeichnen in regelmässigen Abständen die Position und die aktuelle Umgebungstemperatur auf. Durch wiederholtes Messen lässt sich so eruieren, welche Orte sich besonders aufheizen und welche auch bei lang anhaltender Hitze vergleichsweise kühl bleiben.

Michael Wahler mit seinen Söhnen Vincent (5) und Boris (8). (Bild: sim)

Zunehmend heiss
Einer der Badener «Datensammler» war Michael Wahler, Dozent für Software Engineering an der ZHAW. «Ich bin sehr froh, dass der Kanton das Problem erkannt hat und nun etwas dagegen unternehmen will», erzählt Wahler auf dem Rundgang: «Es gibt aber auch noch viel zu tun.» Der Dozent erfuhr im Rahmen der Klima­spaziergänge vom Vorhaben der Stadt Baden und meldete sich sogleich freiwillig. «Man kann seit gut zwanzig Jahren eine Zunahme der Anzahl Hitzetage pro Jahr feststellen. Unsere Städte wurden aber nicht für so grosse Hitze gebaut. Es gibt deshalb auch bei uns noch viele versiegelte Flächen ohne grosse Bäume», erläutert der Software Engineer. «Dabei leisten gerade grosse Bäume einen wichtigen Beitrag für das Mikroklima. Ein richtig grosser Baum verdunstet bis zu 500 Liter Wasser an einem Tag und kühlt dadurch seine Umgebung.»

Ebenfalls an den Messungen beteiligt ist die Bez-Klasse 2h des Oberstufenzentrums Burghalde. Aufgrund der limitierten Anzahl Messgeräte, die zur Verfügung steht, sind in Baden keine weiteren Klassen an den Messungen beteiligt.

Messung auf dem Schulweg
Der Messrundgang von Mauro (14), Oliver (13) und Remo (14) führt das Limmatufer entlang und zurück durch die Badener Altstadt. «Normalerweise messen wir nicht während der Unterrichtszeit, sondern auf dem Schulweg», erläutert Remo. Im Zusammenhang mit der zunehmenden Hitze ist den drei Schülern vor allem das Ausbleiben der Kälte im Winter aufgefallen. «Früher hatten wir öfter mehr Schnee im Winter», berichtet Oliver. «Ich glaube, in Ehrendingen hatten wir seit Jahrzehnten keine weissen Weihnachten mehr», ergänzt Remo.

Aber auch die «Hotspots» in Baden werden klar verortet. «Auf dem Manorplatz ist es besonders heiss, allgemein auch in der Altstadt», weiss Mauro zu berichten.

Abschluss im Gärtnerhaus
Wo es in Baden tatsächlich am heissesten wird, und welcher Ort sich besonders zum Abkühlen eignet, wird am kommenden Samstag in einem Workshop ausgewertet. Anschliessend werden die Resultate der Bevölkerung im Gärtnerhaus Baden beim öffentlichen «Glace-Plausch» mitgeteilt.

«Glace-Plausch»: Gärtnerhaus Baden
Freitag, 2. September, 17 bis 20 Uhr
umweltblog.baden.ch