Vom Schützen- zum Jugendhaus

Seit einem halben Jahrhundert gehen im Jugendhaus JUGS in Obersiggenthal die Jugendlichen ein und aus. Grund genug, dies ausgiebig zu feiern.
Graffiti-Künstler Raphael Fahrni aus Zürich führt die Jugendlichen am Jubiläumsfest in die Kunst des Sprayens ein. (Bild: cl)

Im ehemaligen Schützenhaus in Kirchdorf gibt es seit 50 Jahren einen regelmässigen Jugendhausbetrieb. Es waren Jugendliche, die damals den Stein ins Rollen brachten: Sie wünschten sich einen Ort, wo man sich treffen, Projekte realisieren und Ideen einbringen konnte. Die Gemeinde stellte ihnen im ehemaligen Schützenhaus zwei Räume zur Verfügung.

Bald schon wurde es dort aber zu eng, und der Ruf nach mehr Platz wurde laut. Der Einwohnerrat bewilligte den Umbau. Ein Trägerverein wurde gegründet und eine 50-Prozent-Stelle Jugendarbeit geschaffen. Mit viel Engagement renovierte der Trägerverein zusammen mit den Jugendlichen die Aussenfassade und baute die Disco um. Später kam auch eine Küche dazu, und noch einiges mehr wurde umgestaltet, gestrichen oder eingebaut. Unzählige Stunden investierten diese Pioniere freiwillig in den Aufbau des Jugendhauses.

Pioniere übergaben 2006
Seither ist viel passiert. Auch der Name hat sich geändert: 1996 wird aus dem JUGOS (Jugendhaus Obersiggenthal) das JUGS (Jugend- und Kulturhaus Siggenthal), als sich die Gemeinde Untersiggenthal an der Finanzierung des Jugend- und Kulturhauses beteiligt. 2006 kommt das neue Jugendkonzept zustande. Jugendarbeit und Schulsozialarbeit werden zusammengelegt. Der Trägerverein gibt seine Verantwortung ab. Im gleichen Jahr beginnt der neue Leiter des Jugendnetzes Siggenthal mit dem Aufbau des neuen Teams. In den folgenden Jahren bildet sich ein Team, das konstant zusammenbleibt.

Wimi Wittwer ist Teamleiter der ersten Stunde. «Es läuft gut», sagt der heute 62-Jährige. Das JUGS sei immer gut besucht. Im Vergleich zu früher sei das Publikum heute aber jünger. In den 1980er-Jahren war das JUGS Szene-Treffpunkt für Punks. Heute kommen hauptsächlich Schülerinnen und Schüler ab der ersten Oberstufe. «Meistens wollen sie hier einfach zusammen sein und sich miteinander unterhalten», so Wittwer.

Die Jugendlichen können sich aber auch einen Match am Töggelikasten liefern, ein Pingpong-Turnier veranstalten oder eine Party organisieren. «Das Programm bestimmen sie selber, und wir unterstützen sie dabei», ergänzt er. Für die Betreuung der Jugendlichen sind die Jugendarbeiter Urs Kuster, Corinne Beucler und Praktikant Remo Dainese zuständig. «Sie leisten gute Arbeit und haben immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Jugendlichen», betont Wittwer. Gerade während der Pandemie sei das JUGS für die Jugendlichen ein wichtiger Zufluchtsort gewesen. Als man sich nach dem Lockdown wieder zu fünft in einem Raum treffen durfte, hätten sich im JUGS immerhin fünfzehn Jugendliche, verteilt auf drei Räume, und draussen nochmals fünf begegnen können. «Es war uns sehr wichtig, den Betrieb so schnell wie möglich wieder aufzunehmen, denn es war für die Jugendlichen eine unglaublich schwierige Zeit», betont Wittwer. «Jugendliche brauchen andere – auch, um ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Und sie brauchen Freiräume.»

Buntes Jubiläumsfest
Am Wochenende fand das Jubiläumsfest statt mit Workshops, Tanzaufführungen und Konzerten von Bands aus den Bandräumen. Für den kulinarischen Genuss sorgte Essen aus aller Welt. Daneben konnte auch die Ausstellung besucht werden, welche die verschiedenen Etappen des Jugendhauses dokumentiert. Nun zieht wieder der Alltag ein. Das JUGS ist jeweils am Mittwoch und Freitag (Nachmittag bis Abend) offen für die Jugendlichen. An anderen Tagen wird es ebenfalls rege besucht. Der Tanzraum wird von verschiedenen Tanzgruppen genutzt. Im Keller befinden sich drei Bandräume, welche an junge Musikerinnen und Musiker vermietet sind. Zudem kann das Jugendhaus für private Veranstaltungen gemietet werden. «Wir haben ein tolles Haus», betont Wimi Wittwer. Es biete viele Möglichkeiten, auch wenn immer mal wieder etwas geflickt werden müsse. So musste beispielsweise ein Teil des Dachs neu gedeckt werden. Schliesslich hat das Haus bereits einige Jahre auf dem Buckel. «Aber das JUGS ist eines der wenigen Jugendhäuser in der ganzen Schweiz, das seit Beginn noch am gleichen Standort ist», sagt Wittwer stolz.