Das Paradies ist wieder in Baden

Besitzer Jürg Schoop und die neue Gastgeber-Crew feierten die Neueröffnung des Restaurants Paradies – eines Hauses mit emotionaler Geschichte.
Grosse Emotionen im «Paradies». Nach nur sechs Monaten Umbauzeit konnte Jürg Schoop (rechts) das traditionsreiche Haus am Cordulaplatz in die Hände von Küchenchef Alex Limbach und Restaurantleiterin Céline Schefer übergeben. (Bild: Smith Art | Simon Schmid)

Der Platz vor dem stattlichen viergeschossigen Gebäude am Cordula­pl­atz füllt sich am Freitagabend innert Minuten. Angestellte bereiten den Apéro riche vor, Gastgeberin Céline Schefer führt mit den ankommenden Gästen angeregte Gespräche an den Bistrotischchen, Kinder schlängeln sich ­zwischen den Erwachsenen hindurch. Kurz nach halb sieben greift Investor Jürg Schoop zum Mikrofon und heisst die Anwesenden willkommen – Familie, Freunde und Gäste sind zum «Preopening» eingeladen. «Wir haben die Schlange aus dem ‹Paradies› vertrieben», erklärt Schoop bildlich. Das alte Logo mit grüner Baumkrone, schwarzem Stamm und roter Schlange ist einem goldenen, fein­astigen Gewächs gewichen, in dem man bei genauer Betrachtung eine Taube entdeckt: Das Symbol für den Frieden. Schliesslich sei das «Paradies» einst ein gastlicher Ort gewesen, in dem man über den Frieden verhandelte, erzählt Schoop. Unter anderem haben hier im Jahr 1714 Diplomaten den Frieden im Spanischen Erbfolgekrieg in die Wege geleitet.

Das renovierte Zunfthaus zum Paradies am Cordulaplatz wartet auf die Gäste des Eröffnungsanlasses. (Bild: zVg | Smith art/Simon Schmid)

«Höllenritt ins Paradies»
Dem Investor war es wichtig, dass das Paradies wieder positiv konnotiert ist. Die Gäste sollen nur noch zu Gaumenfreuden verführt werden.

Erst im Februar hatte das bisherige Wirtepaar André und Iris Klarmann das Gasthaus zurückgegeben. Nur sechs Monate später ist es nun in Betrieb genommen worden. «Zwei Monate davon waren Planung, eigentlich haben wir es innert vier Monaten umgebaut. Es war ein Höllenritt ins Paradies», sagt der Investor. Zur kurzen Umbauzeit hätten alle Beteiligten beigetragen. Nicht nur alle Planer und Berater, auch die Handwerker: «Sie hatten ein gutes Gespür für die Geschichte dieses Hauses und waren alle sehr sorgfältig am Werk.» Ein Highlight war für alle Beteiligten die Entdeckung eines alten Wandgemäldes (siehe Box).

Der 69-Jährige war auch selber täglich auf der Baustelle, um schnell Entscheidungen fällen und das Projekt vorantreiben zu können. Dass das Gebäude seit 1947 unter kantonalem Denkmalschutz steht, machte die Sache nicht einfacher. «Aber wir haben auch mit den Behörden einen Weg gefunden», freut sich Schoop.

Das entdeckte Wandgemälde.

Ein Kreis schliesst sich
Schoop hat das Haus, welches seit 1902 im Besitz der Badener Familie Welti war, seinem Schwager Marc Welti abgekauft. Es ist für den Investor viel mehr als eine Immobilie: «In diesem Haus hängt auch die Geschichte meiner leider viel zu früh verstorbenen Frau Gabi», schildert Schoop und blickt zurück auf die Zeit, als sich das Paar kennenlernte. Damals habe seine Frau im zweiten Stock des «Paradieses» ihre erste eigene Wohnung bewohnt und sei ganz stolz gewesen. Als ihm Markus Welti das Gebäude nun verkaufte, sei dies ein sehr glücklicher Moment gewesen: «Durch den Kauf und den Umbau hat sich ein Teil meines Lebenskreises geschlossen», sagt der neue Besitzer – und fügt schmunzelnd an: «Keine Angst, nicht der ganze Kreis. Ich habe noch viele verrückte Ideen.» Ein nächstes Projekt ist das Pickwick Pub am Löwenplatz, dessen aktuelle Betreiber spätestens 2025 ausziehen. «Dann schreiben wir die Gastronomie neu aus und schauen, was dort reinkommt», so Schoop.

Kein Schickimicki-Tempel
Zurück in die Gegenwart. Die neuen Pächter des «Paradieses» sind in Baden keine Unbekannten: Samuel Hauser und Niklas Schneider betreiben seit Juni 2021 ein Fine-Dining-Restaurant im «Grossen Alexander» in der Kronengasse, das kurze Zeit später bereits mit 14 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet wurde. Am Cordulaplatz steht Schneider jedoch nicht in der Küche – die Betriebsleitung haben die Pächter an das Duo Alex Limbach (Küchenchef) und Céline Schefer (Restaurantleitung) übergeben.

Der 28-jährige Limbach, seines Zeichens Koch-Olympiateilnehmer mit Deutschland und der Schweiz, war zuletzt vier Jahre Sous-Chef im Relais Château Hotel Krone in Regensberg (ZH). Dort war auch Céline Schefer tätig. «Trotz ihres jugendlichen Alters verfügen die neuen Gastgeber über ein sehr ordentliches Palmarès. Sie dürfen sich auf eine tolle Gastronomie freuen – keinen Schickimicki-Tempel, sondern einen Ort, wo alle hinkommen, geniessen und sich wohlfühlen können», verspricht Jürg Schoop. Klassiker aus regionalen Produkten werden neu interpretiert.

Ein Baum als Symbol
Bereits am Donnerstagabend haben Samuel Hauser und Niklas Schneider dem Besitzer und dessen Partnerin Rita ihr Geschenk überreicht – einen Nussbaum, der bereits in die zweite Etage hochragt. «Damit wollen wir uns bei euch bedanken für die Chance, die wir hier erhalten», sagt Samuel Hauser. Der Baum sei ein passendes Symbol: «Er schlägt Wurzeln, hält dem Sturm stand, ist nachhaltig und trägt Früchte.» Jürg Schoop freut sich und meint: «Es wäre schön, wenn wir vor dem Haus einen Paradiesgarten hätten.»

Dann schieben die Enkel seiner Partnerin, Moira, Jim und Dana, die beiden Vorhänge zur Seite und geben den Zugang zum renovierten Restaurant frei. Die interessierten Gäste können frei durch alle Etagen und Räumlichkeiten flanieren: durch die Cigar Lounge, das Weinparadies und die Bar bis zur renovierten Zunftstube und zur neuen, topmodernen Küche im Obergeschoss. Apéro-riche-Häppchen, die in den Räumen frisch zubereitet werden, geben einen Vorgeschmack auf die Gaumenfreuden, die die Gäste hier künftig erwarten.

Jürg Schoop freut sich in der Lounge über viele positive Rückmeldungen – und hofft auf gute Nachbarschaft: «Es ist toll, dass die Bodega Bar direkt nebenan ist. Und es ist wichtig, dass wir hier zusammenarbeiten und den Cordulaplatz beleben. Ich hoffe, dass unsere Neueröffnung dem ganzen Platz und der Mittleren Gasse einen neuen Input gibt.»

paradies-baden.ch