«Happy birthday, Einwohnerrat!»

Raus aus der Amtsstube: Mit einem Postenlauf durch die Innenstadt und einem Fest auf dem Theaterplatz zelebrierte das Parlament sein Jubiläum.
Theaterplatz: Die höchste Badenerin, Iva Marelli, nimmt die Gratulationen von Stefanie Heimgartner und Cedric Wermuth entgegen. (Bild: zVg | Fritz Bosshardt)

Welches Gemeindeparlament ist das älteste im Kanton Aargau – Baden, Wettingen oder Aarau? Am Stand in der Badstrasse wollen es Mark Füllemann (FDP) und Susanne Slavicek (team) genau wissen. «Wettingen», sagt ein kleines Mädchen bestimmt, doch der Vater zweifelt: «Ist Baden nicht immer ein bisschen besser als Wettingen?» Füllemann schmunzelt und verrät die Lösung: Nachbarin Wettingen hat 1966 ihre Gemeindeversammlung durch den 50-köpfigen Einwohnerrat abgelöst. Aarau folgte 1970, und Baden zwei Jahre später. Susanne Slavicek macht einen Stempel in das entsprechende Kästchen auf dem Laufblatt – korrekte Antwort!  Das Formular hat das Mädchen auf dem Theaterplatz erhalten. Dort befindet sich der Start zum Postenlauf, bei dem Wissen rund um die Politik in Baden gefragt ist. Der Parcours ist Teil der 50-Jahr-Feier des Einwohnerrats, welche die Gewählten für die Bevölkerung am Samstag organisiert haben. «Zum 40-Jährigen wurden alle ehemaligen Ratsmitglieder zu einem Essen eingeladen», erinnert sich «OK-Mitglied» Selena Rhinisperger (SP). «Zum 50. Geburtstag wollten wir etwas für die Bevölkerung machen, den Menschen die Arbeit des Einwohnerrats näherbringen und mit ihnen ins Gespräch kommen.»

Ein Paar ordnet «Paninis» am Ryte-Ryte-Rössliplatz bei Viviane Berger (SP). (Bild: is)

Spass steht im Vordergrund
Beim zweiten Posten, am Löwenbrunnen, dreht sich alles um das Geschlechter-Verhältnis im Rat. Eine knifflige Sache, «doch das Rätseln muss vor allem Spass machen», sagt Nora Langmoen (SP) und gibt zu: «Wir drücken auch mal ein Auge zu oder helfen ein wenig auf die Sprünge.» Via Cordulaplatz gehts zum Schulhaus Pfaffechappe, wo Wissen um Bauprojekte gefragt ist. Das teuerste, je vom Einwohnerrat verabschiedete Geschäft? Eine Fangfrage, bei der viele auf die Kreuzung Schulhausplatz tippen. Tatsächlich kam die Burghalde teurer zu stehen, denn der Kanton beteiligte sich zur Hälfte an den Kosten für den Schulhausplatz. Genauso beim Kurtheater.

«Über die Fragen kommt man gut miteinander ins Gespräch», stellt Corinne Schmidlin (Grüne) fest. Die Fraktionspräsidentin staunt vor allem über die vielen Neuzugezogenen, welche am Postenlauf teilnehmen. «Viele wollen sich auch einfach informieren darüber, was in Baden läuft.»

Am letzten Stand in der Kronengasse müssen Paninibildchen von sämtlichen 50 Ratsmitgliedern nach Parteizugehörigkeit sortiert werden – «und zwar von Links nach Rechts», präzisiert Viviane Berger (SP). Ein älteres Paar macht sich daran, die Fotos zu ordnen. Was es nicht weiss: Die Namen und Parteien stehen auf der Rückseite. «Aber bis jetzt haben das nur die Kinder herausgefunden. Es hat noch kein Erwachsener ein Bild umgedreht», verrät Marin Meier (team) amüsiert.

Via Treppe oder Limmatlift gehts zurück zum Ausgangspunkt auf dem Theaterplatz. Wer den gesamten Postenlauf absolviert hat, erhält hier einen Verpflegungsbon, der direkt am Anlass eingelöst werden kann. Am Grill stehen Stadtammann Markus Schneider und Stadtrat Philippe Ramseier. Alle Teilnehmenden des Postenlaufs erhalten zudem einen Eintritt ins Terrassenbad, weitere Preise werden später verlost.

Löwenplatz: Rätseln am Stand von Olivier Funk, Nora Langmoen, Sarah Wiederkehr und Alexandra Sterk. (Bild: is)

Dank an die Bevölkerung
Gegen 16 Uhr versammeln sich immer mehr «Finisher» und weitere Interessierte auf dem Theaterplatz für die offiziellen Ansprachen. Einwohnerratspräsidentin Iva Marelli (team) richtet ein grosses Dankeschön an die Bevölkerung: «Seit der Gründung am 8. Juni 1972 schenken Sie uns Ihr Vertrauen.» Der Einwohnerrat habe das politische Geschehen in Baden verbessert, so die höchste Badenerin, denn die Ratsmitglieder nähmen sich viel Zeit für die Vorbereitungen. «Bis heute sind die Diskussionen im Rat manchmal hart – aber ich weiss, dass allen 50 gewählten Räten die Stadt Baden sehr am Herzen liegt.»

Dann übergibt sie das Wort an Stefanie Heimgartner (SVP) und Cedric Wermuth (SP). Beide haben ihre politische Karriere in Baden gestartet, wurden im Januar 2010 im Einwohnerrat vereidigt und politisieren heute in Bern. Es sei eine sehr lehrreiche und spannende Zeit in der Badener Legislative gewesen, sagt Steffi Heimgartner: «Ich wurde völlig überraschend gewählt, wusste aber schon nach der ersten Sitzung, dass Politik das Richtige für mich ist.» Von 2016 bis 2018 war Heimgartner sogar (damals als jüngste) höchste Badenerin, was sie ehrte. Die Rednerin schliesst ihre Ansprache mit den besten Glückwünschen: «Happy birthday, Einwohnerrat Baden!»

Auch SP-Schweiz-Co-Präsident Ced­ric Wermuth kommt immer wieder gerne nach Baden zurück – obwohl seine Partei diesmal keine Freude hatte: «Denn ich hätte Flyer für den bevorstehenden Abstimmungskampf verteilen sollen», verrät Wermuth. Als Heimweh-Badener fühle er sich in der Stadt immer sofort wieder daheim. «Hier herrscht eine positive Atmosphäre, und ich staune, wie viel Lebensqualität die Stadt trotz ihrer geringen Grösse bietet.» In Baden habe er schliesslich auch gelernt, was gute Politik sei: «Sie stellt die Würde des Menschen und den Respekt vor ihren unterschiedlichen Bedürfnissen immer ins Zentrum.» Auch beim Jubiläum des Einwohnerrats stehen die Menschen im Mittelpunkt. «Gerade in der heutigen Zeit, in der viele Leute eine Politik­verdrossenheit spüren, ist es wichtig, den Draht zur Bevölkerung zu haben», ist Einwohnerrätin Susanne Slavicek überzeugt.