Seit Jahren zeigen Studien, dass Verkehrsprobleme langfristig nicht durch zusätzliche Strassen gelöst werden können. Mehr Strassen bedeuten mehr Autos und Treibhausgasemissionen und erschweren somit das Erreichen der schweizerischen Klimaschutzziele bis 2050. Dies behauptet die überparteiliche Interessengemeinschaft «Kein Schwerverkehr durch unsere Region» (Oasar), die sich gegen die kantonale Verkehrsplanung in der Region Brugg/Windisch mit einem 1,7 Kilometer langen, 800 Millionen Franken teuren Strassentunnel unter der Aare hindurch wehrt. Sie will keine Zerstörung des Lebensraums Aufeld/Wasserschloss und keine Verbauung des künftigen Entwicklungsgebiets SBB/Kabelwerke in Windisch. Eine neue, schnelle Verbindung vom unteren Aaretal/Süddeutschland zur A1 ziehe unweigerlich mehr, vor allem schweren Verkehr an, so Oasar. Sie verlangt, dass die Verkehrsprobleme behoben und nicht verschoben werden und fordert eine Mobilitätsstrategie, welche die Klimaziele respektiert.
Begnadeter Stadtwanderer
Im Rahmen des schweizweiten Aktionstags «Verkehrswende jetzt!» führt die IG Oasar deshalb eine Info-Demo auf dem Campusplatz durch. Ergänzt wird diese um 12 Uhr durch eine Verkehrslesung mit «Stadtwanderer» Benedikt Loderer. Der 1945 geborene Architekt und Publizist ist seit Jahren als «Stadtwanderer» tätig. 1988 gab er den Anstoss zur Gründung der Zeitschrift für Architektur und Design «Hochparterre», deren Chefredaktor er fortan wurde. Im Sommer 1991 wurde aus der renommierten Publikation «Hochparterre» ein redaktionseigener Betrieb, die Zeitschrift gehört seither ihren Machern. Im Mai 1997 trat Benedikt Loderer als Chefredaktor zurück und wurde Redaktor und Stadtwanderer ohne Führungsaufgabe bei «Hochparterre». 2010 hat er sich pensioniert. Seither lebt er in Biel und arbeitet als freischaffender Journalist. Seit September 2017 vertritt er die Grünen im städtischen Parlament. 2018 wurde Benedikt Loderer vom Kanton Bern mit dem Kulturvermittlerpreis ausgezeichnet.
Mobilität als Knackpunkt
Der versierte Architekturkritiker ist bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. In bekannter Loderer-Manier attestiert er seit vierzig Jahren der Schweiz etwa eine «Hüsli-Pest» und einen «Alpenwahn» und behauptet, Naturgenuss sei eine Drogensucht. In seiner schonungslosen Beurteilung von städtebaulichen Phänomenen und in seiner Kritik an der Zersiedlung pflegt er eine ganzheitliche Betrachtungsweise. «Architektur steht überall herum, man entgeht ihr nicht, und sie entsteht auch nicht im luftleeren Raum, sondern aus einer bestimmten politischen und ökologischen Situation. Von der Architektur- zur Gesellschaftskritik ist es nur ein Schritt», äusserte er sich etwa 2018 in einem Interview mit der Berner Tageszeitung «Der Bund».
Dass Benedikt Loderer auch bezüglich des Themas Verkehr bewandert ist, hat die IG Oasar bewogen, ihn zu einer speziellen Lesung nach Brugg einzuladen. Gehe es um Städte und Agglomerationen, sei die Mobilität ein Knackpunkt, ist der Architekt überzeugt. Was er damit meint, wird seine «Verkehrslesung» zeigen.
Aufgelockert wird der Aktionstag um 11 und um 13 Uhr mit musikalischen Intermezzi von «Tobias & Björn», einer Festbeiz und Info-Ständen.
Samstag, 17. September, 10 bis 15 Uhr
Zwischen Bahnhof Brugg, Ausgang Windisch und Eingang FHNW
oasar.ch