«Ich mag klare Formen»

Nach 20 Jahren in der Bretagne kehrte Yasmin Yahya in ihre alte Heimat zurück. In ihrem Atelier kreiert sie einzigartige Schmuckstücke.
Mit Blick auf die Limmat: Yasmin Yahya in ihrem kleinen Atelier. (Bild: cl)

Mit der Spinnerei verbindet Yasmin Yahya eine spezielle Beziehung: Ihr Vater hat früher in dem Gebäude gearbeitet, als die BBC/ABB dort ihre Büros hatte. «Während der Sommerferien durfte ich hier einige Male als Bürohilfe tätig sein», führt die 54-Jährige aus. Yasmin Yahya ist in Untersiggenthal aufgewachsen und hat in Turgi die Bezirksschule besucht. Danach absolvierte sie die Handelsschule. «Ich entschied mich dafür, weil ich nicht wusste, was ich machen wollte. Ich war einfach noch zu jung», sagt die Goldschmiedin rückblickend.

Japanische Technik
Heute, als selbständig Erwerbende, sei sie froh um diese Grundausbildung. Yahya war schon immer gerne kreativ und belegte später auch Goldschmiedekurse. So kristallisierte sich mit der Zeit heraus, dass sie diesen Beruf lernen wollte. «Mir gefällt, dass der Beruf der Goldschmiedin Kreativität und Handwerk miteinander verbindet», erläutert sie. In Zürich fand Yahya ein Atelier, wo sie die Techniken der Goldschmiedekunst erlernen konnte.

Die gebürtige Siggenthalerin bildete sich stets weiter und lernte verschiedene Techniken kennen. Beispielsweise die Mokume-Gane-Technik – eine Metallbearbeitungsmethode, welche vor circa 400 Jahren in Japan entstanden ist. Übersetzt bedeutet Mokume Gane «Holzmaserung in Metall»; diese Bezeichnung spiegelt den organischen Charakter der entstehenden Muster wider. Durch schichtweises Verschweissen verschiedenfarbiger Metalle entstehen individuelle und einzigartige Muster, die nicht wiederholbar sind. Für ein Schmuckstück, das sie in dieser Technik angefertigt hat, gewann Yasmin Yahya in Frankreich sogar einen Preis. Zu dieser Zeit lebte Yasmin Yahya bereits einige Jahre in Rennes. «Ich bin mit dreissig Jahren in die Bretagne ausgewandert», erzählt die Schmuckgestalterin – «natürlich der Liebe wegen», ergänzt sie lachend.

Demos vor der Werkstatt
Rennes, die Hauptstadt der Bretagne, ist rund eine Stunde vom Meer entfernt und bekannt für seine windschiefen Fachwerkhäuser, die verwinkelten Pflastergassen und imposanten Paläste aus der Barockzeit. Crêpes gibt es an jeder Ecke. Die Leute sind offen, naturverbunden. Und da die Touristen eher nach Saint-Malo ans Meer fahren, konnte die Stadt ihren ursprünglichen Charakter bewahren.

In der Altstadt führte Yasmin Yahya einen Laden mit Werkstatt. Eine gute Zeit, aber das Heimweh war ein treuer Begleiter. «Vor allem, als meine Eltern älter wurden und ich merkte, dass ich nicht so schnell bei ihnen sein kann, wenn etwas ist», erzählt die Künstlerin.

Dann kamen die «Gelbwesten», die gegen die Regierung von Präsident Emmanuel Macron wüteten, und mit ihnen Streiks, Demonstrationen und Gewalt. «Manchmal musste ich wegen den Ausschreitungen den Laden schliessen», erzählt sie weiter.

Corona und drei Lockdowns mit den strengen Regeln taten ihr Übriges. «Dann reichte es mir. Ich wollte zurück, dorthin, wo ich mich sicher fühlte», erzählt Yahya, die heute in Nussbaumen wohnt.

Kollektionen nach Themen
Dass in der alten Spinnerei noch ein kleines Atelier zu vermieten war, bezeichnet sie heute als Glücksfall. Im historischen Gebäude in Turgi ist ein lebendiger Mix aus verschiedenen Gewerbe- und Industriebereichen entstanden. In ihrem kleinen Atelier mit Blick auf die Limmat gestaltet sie ihre einzigartigen Schmuckstücke.

Sie arbeitet gerne nach Themen. Eine Kollektion hat Yahya beispielsweise dem Thema Delhi gewidmet, der Geburtsstadt ihres Vaters.

Inspiriert von Indien
Die verschiedenen und lebhaften Farben, die vielen Armreifen, die sich an den Gelenken der Frauen aneinanderreihen, das alles hat die Schmuckgestalterin inspiriert. «Ich habe diese Eindrücke auf meine Art interpretiert», sagt sie und betont: «Ich mag klare Formen, ohne Schnickschnack.»

Für ihre Schmuckstücke verwendet Yasmin Yahya nachhaltige Edelmetalle. Teilweise verziert sie diese mit Edel- oder Halbedelsteinen. Ihre Schmuckstücke verkauft Yasmin Yahya online unter yasminyahya.com, nach Voranmeldung, aber auch in ihrem Atelier oder im Turgemer Geschenkladen «Schmuckes Ding» an der Bahnhofstrasse.