Weinkönigin Noemi I. gibt sich die Ehre

Noemi Jeggli aus Lengnau ist die neue Tegerfelder Wykönigin. Am Wysonntig vom 23. bis 25. September hat sie ihren ersten offiziellen Auftritt.
Stabsübergabe beim Weinbaumuseum: Salomé Rumpold reicht das ehrenvolle Amt der Wykönigin an Noemi Jeggli weiter. (Bild: zVg)

Es war ein unspektakulärer Akt, aber für Noemi Jeggli dennoch eine «grosse Ehre»: Am vergangenen Mittwoch wurde die 23-jährige Lengnauerin vom OK des Tegerfelder «Wysonntigs» zur neuen Wykönigin gekürt. Sie folgt damit auf Salomé Rumpold, die ihr Amt aufgrund von Corona sogar vier Jahre behalten durfte und nun ins OK des «Wysonntig» wechselt. Ein schöner Zufall: Rumpold und Jeggli kennen sich aus der Oberstufe. «Salomé war dort mein Gotti», verrät die neue Würdenträgerin.

Familien-Rebberg in Vogelsang
In den kommenden zwei Jahren wird Noemi Jeggli als Botschafterin für den Tegerfelder Weinbau amtieren.Jeggli ist zwar keine Tegerfelderin, aber sie hat einen engen Bezug zum Weinbaudorf: «Meine Familie hat einen kleinen Rebberg im Weiler Vogelsang, und wir lassen unseren Wein in Tegerfelden keltern, wo auch mein Onkel und Götti mit seiner Familie wohnt», erzählt die 23-Jährige. Die roten Reben hatten ihre Grosseltern angebaut, und mittlerweile pflegt ihr Vater Andreas diesen kleinen Rebberg. Die Parzelle mit dem Weissen teilt er mit Noemis Götti. Der Wein – Vogelsanger Kerner und ein St. Laurent – wird vor allem für den Eigengebrauch hergestellt. Die dritte Generation ist ­bereits eingebunden: «Wir Kinder durften in den letzten Jahren auch immer mehr mithelfen und haben viel über Rebbau erfahren. Es ist ein schönes familiäres Hobby», sagt Noemi. Und natürlich hat sie mit ihren Eltern und Geschwistern auch regelmässig den «Wysonntig» besucht: «Die Kletterwand fand ich als Kind mega cool!»

Dass sie nun ihren ersten offiziellen Auftritt als Wykönigin am dreitägigen Fest hat, erfüllt Noemi Jeggli mit Stolz. Sie habe sich beworben, weil sie etwas Neues probieren wollte und das Amt spannend finde. Von ihrer Kan­didatur wusste vorher jedoch kaum jemand. «Nicht mal meine zwei Geschwister», gesteht Jeggli: «Nur meine Eltern habe ich eingeweiht, und sie haben mich darin bestärkt mitzumachen. Ich wollte nicht, dass es alle wissen und ich dann doch nicht gewählt werde.» Nun aber durfte sie die freudige Nachricht mit Familie und Freunden teilen – und alle seien mächtig stolz, vor allem die Grosseltern, die bis heute sehr im Rebberg engagiert sind.

Als Wykönigin übernimmt Jeggli vor allem repräsentative Aufgaben. Das OK stellt ihr dafür ein grosszügiges Budget für eine Erstausstattung zur Verfügung, «damit ich bei jedem Anlass eine Gattung mache», wie sie anfügt. Am «Wysonntig» wird sie mehrfach im Einsatz stehen: am Gönner­apéro am Auftakttag, am Anlass für Ehrengäste am Samstag und schliesslich am Fest am Sonntag, wo sie durch die Festmeile schreiten und – natürlich – auch Weine degustieren wird.

Nach Döttingen ausgeliehen
Für ihre Auftritte gibt es keine Kleidervorschriften. «Das OK findet es nur wichtig, dass ich mich wohlfühle in meinem Outfit, weil ich den ganzen Tag unterwegs bin.» Ihre beiden ersten Outfits hat sie bereits im Kopf. Auch für Frisur und Make-up würde das zur Verfügung gestellte Budget reichen, «aber ich denke, das brauche ich gar nicht», sagt sie bescheiden.

Eine Woche später wird die Tegerfelder Wykönigin auch ans Nachbardorf ausgeliehen – das Winzerfest Döttingen (30. September bis 2. Oktober) kürt nämlich selber keine Weinkönigin. Als Repräsentantin der Gastgeber wird Noemi Jeggli in Döttingen sogar eine Ansprache halten. Das bereitet ihr jedoch keine schlaflosen Nächte: «Es ist zwar etwas Neues für mich, aber ich traue es mir zu.» Es gefällt ihr, dass sie aus der Komfortzone gelockt wird. Auch beruflich orientiert sie sich gerade neu: Nach der Ausbildung zur Hotelfachfrau im Parkhotel Bad Zurzach und Jobs in Saas Fee und Celerina absolviert sie jetzt ein Praktikum im Immobilienbereich.

Gespannt ist Jeggli auf das Zusammentreffen in Döttingen mit Weinköniginnen aus Deutschland und dem Elsass. Ihre Vorgängerin Salomé Rumpold erzählt: «Die deutschen Königinnen werden für ihr Amt entschädigt – das ist für Studentinnen ein guter Nebenjob. Sie werden in einer Casting-Show gewählt, bei der auch noch Prinzessinnen gekürt werden.»

Eine Horizonterweiterung
Noemi Jeggli wird in ihren zwei Amtsjahren auch einige Engagements bei lokalen Weinbauern haben. Dort wird sie die Gastgeber bei Degustationen unterstützen und helfen, Wein auszuschenken. Dafür erhält sie in Absprache mit den Weinbauern eine kleine Entschädigung oder ein paar Flaschen Wein. Doch sie übe ihr Amt nicht aus diesem Grund aus: «Ich sehe es als Horizonterweiterung und finde es einfach interessant.»