Stadtgeschichte für Kinderohren

Die zwei Protagonisten Mia und Marlon reisen in sieben Episoden durch die Badener Raum- und Zeitgeschichte. Am Samstag war Eröffnung.
Mona Kim zündet die Konfetti-Rakete, Kinder und Erwachsene jubeln. (Bild: vs)

Die Holzbrücke ist bis auf die letzten Plätze besetzt. Auf mitgebrachten Stühlen und Hockern, aber auch auf dem Boden sitzen Erwachsene und Kinder. Klein und Gross spitzt die Ohren. Aus dem Lautsprecher dringen Kostproben des Badener Hörspiels für Kinder ab ca. zehn Jahren. Die Beats erinnern an eine Weltraumfahrt. Die Erzählstimme erklärt, dass die Kindheit, so, wie wir sie kennen, eine Erfindung des letzten Jahrhunderts sei. Denn die Kindheit mit Freizeit, Spiel und Spass gibt es noch gar nicht so lange. Die meiste Zeit in der Geschichte der Menschheit wurden Kinder als Arbeitskräfte eingesetzt. So auch in Baden. Wie so eine Kindheit verlief, und wie sich die Kleinen durchschlugen, erfahren die jungen Hörerinnen und Hörer durch die Charaktere Mia und Marlon. Die beiden Kinder führen durch das Hörspiel.

Sie stecken hinter «Mia und Marlon»: Das Kollektiv Zucker und Zimt mit den fiktiven Kindercharakteren. (Bild: zvg | Mona Kim)

Hörspiel mit QR-Codes im Freien
Hinter «Mia und Marlon» stecken verschiedene Köpfe. Sie kommen aus den Bereichen Pädagogik, Technik und Design. So Mona Kim, welche Idee und Konzept entworfen hat. Mit dabei ist auch Andrea Cattel, die «Mia» ihre Stimme verleiht. Sie war es auch, die mit Mona Kim die Episoden entwickelt hat. Gemeinsam haben die beiden QR-Codes gestaltet und in der Stadt auf Tafeln angebracht. Denn «Mia und Marlon» ist kein gewöhnliches Hörspiel, sondern eines, das zu einem Rundgang durch Baden einlädt.

An sieben Stationen befinden sich QR-Codes, die vom Oberen Bahnhofplatz zum Unteren Bahnhofplatz, weiter zur Limmatpromenade, über den Kirchplatz bis zur Ruine Stein hinaufführen, weiter zum Schlossbergplatz, Kurpark und Kurplatz, bis man schliesslich wieder an den Ausgangspunkt gelangt. Martina Müller hat den Stadtplan mit den Stationen und die Figuren Mia und Marlon designt. Podcast-Produzent This Wachter leiht Marlon seine Stimme.

Wie es zu «Mia und Marlon» kam, erzählt Mona Kim während der Eröffnungsrede. Seit zwanzig Jahren lebe sie schon in Baden. Aber jenseits von ABB und Spanischbrödlibahn habe sie von der Bäderstadt nicht viel gewusst. So sei die Idee entstanden, die Geschichte Badens kennenzulernen und diese gleichzeitig für Kinder­ohren zugänglich zu machen.

Wie kommt das Hörspiel an?
Es sei schon eine leichte Nervosität da gewesen: Ob das Hörspiel wohl begeistert? Eine weitere Hör-Kostprobe, die Episode eins, macht es deutlich: Ja! Denn das Hörspiel ist direkt in der ­Lebenswelt von Schulkindern angesiedelt. Es ist das Jahr 2020, das Jahr von Corona und Klimawandel. Anstatt von Quarantäne zu reden, macht Mia einen Versprecher und spricht von einer «Karawane». Mit so vielen Fremdwörtern mussten sich Schulkinder wohl noch nie herumschlagen: Homeschooling und Homeoffice. Diese werden kind­gerecht und mit Witz erklärt. Momentan gibt es ein Intro und sieben Episoden. Zwei bis drei weitere sind in Planung, dann werden es insgesamt zehn Episoden sein. Die Arbeit des Kollektivs Zucker und Zimt, welches hinter «Mia und Marlon» steht, geht weiter. Und begeistert sicherlich viele Kinderohren, aber auch Eltern und Junggebliebene.