Römerweg als Hauptattraktion

Unter der Leitung von Urs Frei erfuhr man am Bettagsanlass von Pro Bözberg Interessantes rund um die Verkehrsverbindungen über den Pass.
Exkursionsleiter Urs Frei wartet auf dem von Karrenspuren gesäumten Römerweg mit interessanten Informationen auf. (Bild: mw)

In seiner Begrüssung kam Vereinspräsident Otto H. Suhner kurz auf den Entscheid der Nagra, für das Endlager für radioaktiven Abfall das Gebiet Nördlich Lägern vorzuschlagen, zu sprechen. Er betonte, grundsätzlich herrsche in der Region Jura Ost (Bözberg) einerseits Erleichterung, andererseits müsse man sich fragen, weshalb der ursprünglich in der Auswahl gewesene und vor einigen Jahren aus dem Selektionsverfahren ausgeschiedenen Standort im Zürcher Weinland nun plötzlich wieder für die Realisierung des Projekts im Vordergrund stehe. Pro Bözberg habe sich stets aktiv für die sicherheitstechnisch beste Lösung eingesetzt, erwarte nun in diesem Zusammenhang von den zuständigen Behörden eine unmissverständliche Stellungnahme und behalte sich allenfalls nach Einreichung des Rahmenbewilligungsgesuches eine Beschwerde gegen dessen Genehmigung vor. Es sei zu hinterfragen, ob allenfalls ökonomische oder politische Abwägungen in den Vordergrund gerückt sein könnten.

Vielfältiges Wegnetz
Nach dieser aktuellen Einleitung stand mit dem Rückblick in die Vergangenheit eine andere Thematik auf dem Programm. Der ehemalige Tierarzt Urs Frei, heute als versierter Kenner von Geschichte und Gegend des Bözbergs als Landschaftsführer gefragt, erläuterte im Rahmen seiner Ausführungen die zahlreichen Pfade und Wege, die den Menschen in den letzten 2000 Jahren als Verbindungen dienten. Im Vordergrund stand dabei der Römerweg, der einst zwischen dem Legionslager Vindonissa und der Stadt Augusta Raurica verlief. Von der «Stelli» zuoberst im Gebiet des Bözbergs marschierte die rund fünfzig Personen zählende Gruppe auf einem heute noch von Wanderern gern begangenen steilen Teilstück der Römerstrasse hinunter in Richtung des Dorfes Effingen. Für einen besonderen Eindruck sorgten dabei die auf einer Länge von rund 60 Metern erkennbaren Karrenspuren im felsigen Trassee mit einer Ausweichstelle, welche einst das Überholen und Kreuzen der von Vorspannpferden gezogenen Transportwagen ermöglicht hatte. Urs Frei erklärte, dass die vertieften «Geleise» wohl nicht durch deren Räder entstanden, sondern von Steinmetzen mit grossem Arbeitsaufwand angelegt worden seien. Professor Rudolf Laur hat 1922 erstmals diesen Bözbergübergang erforscht und zusammen mit Landwirten aus Effingen die antike Strassenverbindung freigelegt.

Blick auf spätere Zeiten
Es würde an dieser Stelle zu weit führen, sämtliche neun alten Wegverbindungen über den «Mons Voceticus» zu erwähnen. Aber etwa ab 1400, als der Römerweg endgültig nicht mehr befahrbar war, wurde im Lauf der Zeit die Schaffung von leistungsfähigeren Verbindungen ins Auge gefasst. 1775 entschied sich die Berner Obrigkeit für den Bau einer neuen Strasse via Gallenkirch – Neustalden – Ursprung – Umiken nach Brugg. Auf dieser 1779 fertiggestellten und heute noch bestehenden Streckenführung nahm der Verkehr enorm zu. 1826 wurde hier eine Reisepostroute über den Bözberg eröffnet, mit ab 1830 verkehrenden täglichen Eilwagenkursen Zürich-Basel. Die 1875 eingeweihte Eisenbahnlinie zwischen Brugg und Basel und der 1996 abgeschlossene Bau des Autobahn-Teilstücks der A3 sorgten später für deutlich spürbare Entlastungen des Bözbergübergangs. Zum Abschluss der Bettagswanderung fanden sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer oben auf dem Bözberg auf einer Waldlichtung in der Nähe des als Römertor bekannten Durchbruchs durch die Nagelfluhschicht zum geselligen Beisammensein am Grillfeuer ein.