«Es ist schon sehr viel Herzblut dabei» 

Remo Zbinden ist leidenschaftlicher Biker. Mit der Firma «Bikebuebe» hat sich der Umiker Guide und Fahrtechniklehrer einen Traum verwirklicht.
Remo Zbinden hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. (Bild: zVg)

Remo Zbinden ist die typische Verkörperung eines Mountainbikers: Vollbart,
Tätowierungen, das sympathische Auftreten eines naturverbundenen Sportlers mit kernig physischer Präsenz. Ein kräftiger Händedruck, dann wird das Velo angebunden und abgeschlossen.

Geboren in Baden, wuchs der gelernte Zimmermann in Umiken im Elternhaus seiner Mutter auf. Heute wohnt er mit seiner Partnerin ebenfalls in Umiken. Seinem grossen Hobby und Lieblingssport konnte er Anfang 2021 nicht mehr widerstehen, und so erfüllte er sich den Traum, hauptberuflich als Bike-Guide zu arbeiten. Bereits 2015 begann er die Ausbildung zum Swiss Cycling Guide (SWCYC) im Lehrgang MTB (Mountainbike). Seither bildet er sich stetig weiter. 

Gründung von «Bikebuebe»
An der Aufnahmeprüfung zum SWCYC lernte er den Geologen Dominik Hug kennen. Aus dem Prüfungsbanknachbarn wurde sein Freund und heutiger kongenialer Geschäftspartner. «Wir sind verschiedene Persönlichkeiten, aber wir ergänzen uns auf der freundschaftlichen wie auch auf der geschäftlichen Ebene perfekt», so Zbinden. Die beiden Sportler gründeten aus einer spontanen Idee heraus «Bikebuebe», zunächst als Verein, 2016 erfolgte dann die Firmengründung. Heute arbeiten nebst den beiden Geschäftsführern sechs Guides in der GmbH. «Wir bieten Kurse für die Regionen Baden, Brugg, Aarau, Oftringen und Olten an und decken somit den Jurasüdfuss ab», sagt Geschäftsführer Zbinden. Touren können in der ganzen Schweiz gebucht werden. Abend- und Jump-Kurse, Vereins- und Firmenevents, Kinderkurse, Fahrtechnikkurse, auch für E-MTB, und Biker-Weekends stehen ebenso im Angebot. «Oft ist es auch ein Mix zwischen Technikinstruktionen und Tour, das lässt sich sehr gut verbinden», erklärt der Fachmann. 

«Auf den Namen ‹Bikebuebe› ist Dominik gekommen», erinnert sich Remo Zbinden. Sie hätten das Spielerische, aber auch das Schweizerische und Sportliche aufgreifen wollen. «Wir finden, man sollte den Kontakt zu seinem inneren Kind nicht aus den Augen verlieren», sagt der Firmengründer schmunzelnd. Mit «Bikebuebe» sind aber keinesfalls nur Männer gemeint. «‹Bikemeitli› heissen bei uns die Kurse speziell nur für Frauen und Mädchen», informiert der Instruktor. Die jüngste Teilnehmerin, die er je hatte, war vier Jahre alt, erzählt Zbinden. «Für einige kann es nicht früh genug mit Biken losgehen!», strahlt er. 

Remo Zbinden erkundet die Natur am liebsten auf dem Bike. (Bild: zVg)

Geschäftslogo als Tattoo 
Der Erfolg, den Zbinden und Hug mit ihrer Firma «Bikebuebe» seit knapp sieben Jah-ren haben, gibt ihrer unternehmerischen Philosophie und ihrem Rezept recht: «Bei ‹Bikebuebe› machen wir vermutlich immer einen Schritt mehr als andere.» Ihr Ziel sei es, dass der Gast zufrieden sei. Dafür setzten sie sich ein. «Und wir haben einfach Freude am Biken und möchten das anderen ebenfalls erschliessen», fasst es der
Geschäftsführer zusammen, der sich das «Bikebuebe»-Logo auf seinen linken Unterarm tätowieren liess. Die Leidenschaft für den Sport sei der grösste Antrieb für sein Arbeitsengagement und seinen Qualitätsanspruch, gibt er zu. «Es ist schon sehr viel Herzblut dabei», betont er. «Die Tätigkeit als Guide beinhaltet viel mehr als Velofahren.» Wer nur vorausfahre, mache die Arbeit nicht richtig. Den Weg zu kennen, sei der kleinste Teil der Arbeit. «Man muss auch die Menschen lesen können und natürlich dafür sorgen, dass alle gesund wieder heimkehren.» Es sei daher wichtig, dass er sich psychisch gut erholen könne, sagt Zbinden. Doch die Freude der Teilnehmenden zu spüren, wenn ihnen etwas gelinge und sie Fortschritte machten, das gebe ihm viel zurück.

Von Wyllie bis Bunnyhop 
Bei «Bikebuebe» gibt es vier Level, in denen die Technik des Mountainbikefahrens trainiert werden kann. «Level eins ist Basiswissen. Hier lernen die Leute zum Beispiel, wie sie ihr Velo richtig einstellen», erklärt Zbinden und fährt fort: «Viele wissen gar nicht, was ihr Rad alles kann.» Die Balance sei ein zentrales Element bei der Ausübung dieses Sports. Welche Position ist in welchem Gelände einzunehmen? Was ist mit dem Körperschwerpunkt? Praktische und fundierte Antworten auf solche Fragen erhalten die Kursteilnehmenden vom Team «Bikebuebe». Und das Niveau steigere sich dann bis zum Üben der Bewegungsabläufe für einen «Bunnyhop», einen «Wyllie» oder einen «Manual». Bei diesem fährt man auf dem Hinterrad, ohne in die Pedalen zu treten oder im Sattel zu sitzen. In den vier Kurslevel gehe darum, die Körperbeherrschung zu schulen, damit gewisse Geländehindernisse auf dem Mountainbike überfahren oder übersprungen werden können. Momentan seien Privat-Guidings sehr gefragt, also ganz kleine Gruppen von zwei oder drei Personen oder gar Einzelbegleitung. «Da machen die Teilnehmenden schnell grosse Fortschritte, weil sie gezielt im eigenen Fahrkönnen und im ähnlichen Niveau mit anderen gefördert werden», hält der MTB-Lehrer fest. 

Und gerade während der Pandemie kamen viele neue Interessierte und wollten mehr übers Mountainbiken erfahren, an ihrer Technik feilen oder mit Gleichgesinnten trainieren. Mit dem Mountainbike könne man das ganze Jahr draussen sein, das mache die Sportart zusätzlich attraktiv. «Auch im Winter läuft viel», weiss Zbinden.

Auf dem Singletrail unterwegs 
Als Mountainbikerin oder Mountainbiker ist man in der Natur auf Singletrails unterwegs. «Das sind schmale Wald- oder Bergwege, die Hindernisse wie Wurzeln, Baumstämme, Steine oder Felsbrocken aufweisen, und auf denen man nicht nebeneinander fahren kann» erklärt Zbinden. Es sei schon eine tendenziell risikoreiche Sportart, aber je besser man seine Fähigkeiten kenne und sich selbst einschätzen könne, umso tiefer sei das Unfallrisiko, ist der Radfahrer überzeugt. Er selbst habe sich noch nie schwer verletzt.

An Wettkämpfen, vor allem an Bikemarathons, nimmt er aktuell nicht mehr teil, auch nicht mehr an den Brugger Abendrennen. Das Training und die Wettkampfvorbereitung nähmen sehr viel Zeit in Anspruch. «Und neben der Arbeit als Guide wurde es irgendwann etwas eng», gibt Zbinden zu. Gelegentlich nehme er noch an Plauschanlässen oder an 24-Stundenrennen teil. Auch er sei ständig daran, etwas Neues auf dem Velo zu üben oder zu vervollkommnen. «Man lernt nie aus», so der Biker. 

Biketouren in aller Welt 
Durch seine Tätigkeit kommt der Instruktor viel herum. Vor allem Orte im Bündnerland oder im Wallis sind ein wahres Mekka für Bikerinnen und Biker. Auch aus dem Ausland kommen Fans des Mountainbikesports gerne in die Schweiz. Gerade ist Zbinden von einer Tour im Engadin zurückgekehrt, wo er eine Gruppe aus Schottland betreut hat. Bei «Bikebuebe» können auch Reisen ins Ausland gebucht werden, wie etwa die beliebte Woche «Bike & Boat», die das Biken in Kroatien mit einer Schiffahrt kombiniert. «Man übernachtet auf dem Schiff und steuert jeden Tag eine andere Insel an, um zu biken», berichtet Zbinden. Auch Namibia, Italien, Chile oder Kanada seien für Bike- und Reisebegeisterte attraktive Reiseziele, zählt er auf. «Aber auch der Aargau hat vieles zu bieten», findet der 37-Jährige. Die Verbundenheit zu seiner Heimat und das Engagement für den Sport finden auch darin Ausdruck, dass Remo Zbinden den Bike Club der Region Brugg, Fun Biker Brugg, seit drei Jahren präsidiert. Jeden Dienstag und Sonntag finden Aktivitäten statt.

Und wie stehts um Nutzungskonflikte? Ja, die gebe es, gibt der Mountainbiker zu. «Je abgelegener das Gebiet, umso häufiger kommen sie vor», weiss Zbinden. Sie würden meistens verbal ausgetragen, aber er bemühe sich, sein Credo, dass es Platz für alle habe und dass man, wenn man sich rücksichtsvoll verhalte, gut aneinander vorbeikomme, vorzuleben. 

Die Hinderniselemente für das Trainingsgelände und für die «Bikebuebe»-Kurse auf dem Platz hat Remo Zbinden eigenhändig gefertigt. Es sei schön, auf diese Art zwei Berufs- und Interessenswelten zu verbinden. Als Zimmermann arbeite er nach wie vor in einem kleinen Pensum. «Seitdem ich meine Leidenschaft zum Hauptberuf gemacht habe, betrachte ich das Leben ganz anders», stellt er fest. Dann schwingt sich Remo Zbinden wieder aufs Rad. Ein kräftiger Händedruck, und schon ist er zum nächsten Termin gesaust.

bikebuebe.ch; funbikerbrugg.ch