Cowboyromantik ohne Revolver

Zwei Tage lang, am 15. und 16. Oktober, zeigen Schweizer Hobby-Rancher ihr Können beim Viehtrieb und mit dem Lasso im Surbtal.
Cowboys zeigen bei den sechsten Schweizer Meisterschaften im Ranch Roping ihr Können mit dem Lasso. Ein «Heimspiel» hat Boas Fuchs (38), erster Schweizer Meister im Jahr 2017. (Bild: zVg)

«Ich will ’nen Cowboy als Mann. Dabei kommts mir gar nicht auf das Schiessen an. Denn ich weiss, dass so ein Cowboy küssen kann», sang die Schlagersängerin Gitte in den 1960er-Jahren. Schiessen kann der 38-jährige Boas Fuchs – aber als Jäger mit dem Gewehr. Ranch Roping ist Cowboy-Romantik ohne Revolver. Roping-Reiter Fuchs war 2017 Sieger der ersten Schweizer Meisterschaft in der neuen Sportart.

Um was geht es? «Wir versuchen uns in der Arbeit, welche früher die Cowboys im Wilden Westen zu verrichten hatten», erklärt Fuchs. Das Rope (Lasso) ist eine Seilschlinge zum Einfangen von Tieren. Der gelernte Zimmermann reitet und trainiert das Roping bei seiner Lebenspartnerin Karin Keller – Eigentümerin des Endinger Föhrenhofs. Sie führt hier eine Pferdepension mit rund vierzig fremden und eigenen Tieren. Daneben wird Obstbau betrieben und eine Dahomey-Rinderherde gehalten. «Dahomey-Rinder», sagt Keller, «sind die kleinsten Rinder – vergleichbar mit Ponys.» In Zahlen: Widerristhöhe von 80 bis 95 Zentimetern und ein Gewicht von 150 bis 210 Kilo.

Rinder vom Nachbarn
Aufgrund des geringen Gewichts eignet sich das Dahomey sehr gut für die Landschaftspflege, weil es kaum Trittschäden verursacht. Die Rasse gilt zudem als anpassungsfähig an karge Lebensbedingungen. Die Tiere sind nach ihrem Herkunftsland Dahomey, das heute zur afrikanischen Republik Benin gehört, benannt.

Um sie gehts an den Schweizer Meisterschaften im Ranch Roping aber nicht. Zum Einsatz kommen dort «normale» Rinder, welche sich Fuchs für den Anlass vom benachbarten Sitenhof ausleihen darf – so haben die Tiere keinen Transportstress. Das Tierwohl steht für Boas Fuchs und die Mitorganisatoren im Vordergrund. Gezeigt werden soll eine ruhige und kontrollierte Rancharbeit. Das Einfangen von Rindern mit einem schwung- und kunstvollen Wurf mit dem Lasso – das ist Roping. Damit kein Tier zu Schaden kommt, ist im Lasso ein Break-away-Haken eingebaut: Bei einem Zug von 8 Kilo trennt sich die Verbindung. Und für Fuchs und Keller selbstverständlich: Für den Anlass wurde ein Konzept ausgearbeitet und vom kantonalen Veterinäramt bewilligt. Schwingt auch Karin Keller das Lasso? «Nein, ich bin eine klassische Reiterin – ich reite einen barocken Stil», sagt sie. Dies bedeutet sanfte Arbeit mit dem Pferd – Reiten ohne Druck auf das Tier.

Boas Fuchs und seine Partnerin Karin Keller in der Reithalle des Föhrenhofs. Trotz Western-Outfit – Keller ist keine Teilnehmerin des Wettbewerbs am kommenden Wochenende. (Bild: bkr)

Ruhiges Reiten
Genauso Fuchs in seinem Western-Stil: Auch hier ist Ruhe angesagt und wird von den Juroren bewertet. «Nein», sagt Fuchs, «es ist kein Wettkampf. Wir Roping-Leute sind sehr familiär und freuen uns alle mit dem jeweiligen Gewinner.» Übrigens: Ruhiges Reiten war im Wilden Westen üblich – auch wenn das entsprechende Film-Genre das Gegenteil zeigt. Fuchs: «Die Rinder sollen Fleisch ansetzen und nicht durch wildes Jagen an Gewicht verlieren.» Gestartet wird der Event am Samstag, 15. Oktober, um 9 Uhr. Auf dem Programm steht an diesem Tag die klassische Cowboy-Arbeit, welche in Dreierteams gezeigt wird. Am nächsten Tag, ebenfalls ab 9 Uhr, steht die Schweizer Meisterschaft im Roping auf dem Programm. Die Zufahrt zu den Parkplätzen sei gut signalisiert, sagt Karin Keller, die für die Logistik zuständig ist. Für die Gäste und Wettbewerbsteilnehmer baut sie unter Mithilfe der Familie und von Besitzerinnen und Besitzern von Pensionspferden eine beheizte Festwirtschaft auf. Am Samstagabend gibt es auf dem Föhrenhof auch eine Bar.