Keine Frage: Demokratie lebt von Mitwirkung. Nur wer sich aktiv in einer Gemeinde engagiert, kann zur Veränderung und Entwicklung beitragen. Wie aber kann Partizipation stattfinden, wenn sie wirklich etwas bringen soll? Bürgerinnen und Bürger zur Mitwirkung zu bewegen, braucht eine Einladung der besonderen Art. Informationsveranstaltungen werden, wenn sie frühzeitig und gut beworben werden, in der Regel gut besucht – das haben gerade die Anlässe zur Gebietsentwicklung Stadtraum Bahnhof und zum Zusammenschluss von Brugg und Villnachern vom 24. September gezeigt. Gehts um aktive Partizipation mittels Workshops, Spaziergängen und weiterer Formen, ist die Bevölkerung zögerlicher. Der anfängliche Enthusiasmus flaut oft ab, zumal die Veranstaltungen einige Stunden dauern können – so beispielsweise beim Partizipationsverfahren zur Neugestaltung des Neumarkts, wo beim zweiten Anlass bloss noch die Hälfte erschien. Zudem ist der Kreis der Interessierten an solchen Anlässen jeweils nicht besonders breit: Er besteht vorwiegend aus politisch engagierten und unternehmerisch tätigen Personen.
Jeder Einzelne ist gefragt
Keine Frage: Soll Mitwirkung Freude machen und kreative und konstruktive Lösungen hervorbringen, will sie einladend organisiert sein – von Menschen, die sich an vorderster Front und mit Begeisterung für die Gemeinde einsetzen, die zuhören können, den drängendsten Fragen nicht ausweichen und das Gehörte dann auch wirklich in den weiteren Prozess einfliessen lassen. Das schafft nicht nur Vertrauen, sondern gibt den Bürgerinnen und Bürgern auch das Gefühl: Hier gehts um meine Zukunft, und ich bin gefragt, mich dazu einzubringen.
Einbringen kann man sich aktuell zu drei grossen Themen – in der laufenden Prozessphase führt der Weg dazu allerdings übers Internet. Dessen Anonymität ist Chance und Fluch zugleich. Nicht alle mögen sich für einen «Austausch» im unpersönlichen, virtuellen Raum begeistern, manche aber schätzen dafür, dass sie ihre Meinung kundtun dürfen, ohne dabei den bösen Blick des Nachbarn zu ernten. Was die Online-Mitwirkungsverfahren bringen, wird sich zeigen. Ausgewertet sind sie dank neusten Technologien schneller und verlässlicher als mündliche Rückmeldungen.
Gebietsentwicklung Stadtraum Bahnhof
Mit der Infoveranstaltung am 5. September im Campussaal Brugg fiel der Startschuss für die Mitwirkung «Stadtraum Bahnhof Brugg Windisch – Bring dich ein!». Die rund 120 Teilnehmenden zeigten grosses Engagement und Inte-resse. Über hundert Interessierte nahmen daraufhin an den organisierten Spaziergängen teil. Sie führten durch den Stadtraum rund um den Bahnhof und machten an fünf Schlüsselstellen der Gebietsentwicklung halt. Dort konnte man mit Vertretungen der fünf Projektpartner diskutieren. Die Rückmeldungen wurden festgehalten, das Fotoprotokoll kann online eingesehen werden. Seit dem Start der Online-Umfrage am 5. September haben bereits über 200 Personen die Umfrage vollständig ausgefüllt. Die Umfrage wird bis zum 23. Oktober verlängert.
stadtraumbahnhof.ch
Fusions-Check
Am 1. Januar 2020 haben die Stadt Brugg und die Gemeinde Schinznach-Bad fusioniert. Im Jahr 2019 wurde daher der erste Teil des sogenannten «Fusions-Checks» durchgeführt. Damit soll ein möglichst ganzheitlicher Vergleich der Situation vor und nach Gemeindefusionen erzielt werden. So erhält die Gemeinde Brugg Hinweise zu ihrer Entwicklung, und der Kanton Aargau bekommt Informationen für weitere Fusionen. Bis zum 30. Oktober kann sich die Bevölkerung erneut einbringen. Mittels Fragebogen soll der Stand heute – nach der Fusion – erfasst werden.
brugg.fhgr.ch
Gesamtverkehrskonzept Raum Baden und Umgebung
Über die nächsten zwei Jahre sollen im Rahmen des Gesamtverkehrskonzepts (GVK) Raum Baden und Umgebung in einem für die Aargauer Mobilitätsplanung bisher einzigartigen Mitwirkungsprozess fünf Partizipationsrunden stattfinden – mit einem ergebnisoffenen Ansatz und innerhalb eines klar definierten Gestaltungsspielraums. Ein wichtiges Element je Partizipationsrunde ist die Mobilitätskonferenz – ein rund 180-köpfiges Gremium. Dieses hat unter Beteiligung der zehn Gemeinden des Bearbeitungsperimeters am 24. September erstmals getagt (der «General-Anzeiger» berichtete). Aus der Lagebeurteilung des Planungsteams sowie der Mobilitätskonferenz gingen vier Thesen zu den wichtigsten verkehrlichen Herausforderungen hervor. Diese können nun bis 16. Oktober in einer ePartizipation kommentiert werden – explizit auch von Teilnehmenden aus dem Raum Brugg, wie der Kanton betont.
ag.ch/gvk-baden-umgebung-epartizipation1