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Markus Graf ist Unternehmer. Seine Passion jedoch ist das Fotografieren. Nun stellt der Windischer erstmals seine Körperlandschaften aus.
So sieht er sich am liebsten: Markus Graf beim Fotografieren. (Bild: Grafphoto)

Bei meinem Besuch im Atelier an der Aarauerstrasse 96 in Brugg wirkt Markus Graf sehr bescheiden. «Ich bin doch kein Künstler», winkt der Geschäftsführer von «Graf Haustechnik» in Hausen ab. «Ich fotografiere einfach sehr gerne.» Doch es sind nicht einfache Familienbilder oder Alltagsszenen, die ihn faszinieren. Es sind vielmehr Fragmente. So hängt im Atelier beispielsweise eine violett strahlende Chrysantheme auf schwarzem Grund. Der Blumenkopf hat eine dreidimensionale Ausstrahlung. Die kunstvolle Fotografie verleiht dem Raum Ruhe und eine ganz besondere Kraft.

Gespannt auf die Reaktionen
Bisher stellte der Windischer seine Bilder immer zusammen mit anderen Künstlerinnen und Künstlern aus. Kurz vor seiner ersten eigenen Vernissage in der Galerie Immaginazione in Brugg ist er darum ganz leicht angespannt und auch interessiert, wie die Besucherinnen und Besucher auf die Fotografien reagieren werden. Denn es geht um Körperlandschaften, in der internationalen Fotografieszene «Bodyparts» genannt.

Bei Bodypart-Aufnahmen werden nur einzelne Körperteile beziehungsweise Körperregionen abgelichtet. Die Kunst besteht darin, eine Hüfte oder einen Teil eines Oberschenkels so zu fotografieren, dass dies nicht einfach nur plump, sondern kunstvoll wirkt. Ziel ist es, ein Fragment eines Männer- oder Frauenkörpers so darzustellen, dass dank geschickter Licht- und Schattenarbeit eine Faszination entsteht. Aus einem physisch bekannten Körperteil wird so eine mystisches Kunstobjekt. Das eine grosse Bild am Boden des Ateliers zeigt beispielsweise den Schwung einer Wirbelsäule. Ganz in Schwarz-Weiss gehalten, wirkt die Fotografie geheimnisvoll und sehr ästhetisch. «Manchmal brauche ich mehrere Dutzend Fotos, bis ich das eine wahre für mich gemacht habe», erzählt Markus Graf. Doch wie kommt er an die geeigneten Models? «Die meisten der fotografierten Frauen, die zu mir ins Studio kommen, sind Models, die sich bei einer Agentur registriert haben», erzählt Graf. «Die Bildrechte sind vertraglich geregelt, und die Models werden regulär bezahlt.»

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Körperlandschaften: In Brugg gibt Markus Graf erstmals einen Einblick in seine Aktaufnahmen, die sogenannte «Bodyparts» zeigen. (Bilder: ZVG | Grafphoto)

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Abgrenzung zur Pornografie
In den ästhetischen Fotografien von Markus Graf liegt das Augenmerk auf dem Spiel von Licht und Schatten und auf den sinnlichen «Landschaften», welche ein Körper formt. Wie aber bildet man nackte Körper ab, ohne die Grenze zur Pornografie zu überschreiten? «Ein Unterschied liegt sicher darin, ob man den Schambereich fotografiert und wie man diesen abbildet», erklärt Markus Graf. Er habe vieles ausprobiert und gemerkt, dass die Grenze, wo Aktfotografie «billig» wirkt, oft schnell erreicht sei. Deshalb bildet er sich in dieser Kunstrichtung ständig weiter. Er nennt als Vorbild den grossen internalen Fotografen Helmut Newton, der es geschickt verstand, Frauen nackt und dennoch voller Stil und Anmut abzulichten. Unter den Werken von Markus Graf findet man viele Aktaufnahmen. Der Windischer Fotograf liebt das Spiel mit Licht und Schatten. Er experimentiert jeweils so lange, bis für sein Fotografenauge der «Bodypart» genau stimmt.

Für die Zukunft wünscht er sich die Zusammenarbeit mit «Alltags»-Models. «Ich würde sehr gern Männer und Frauen hier aus der Region nackt fotografieren und dann eine Ausstellung machen», sagt Markus Graf. «Sie können ihre Scham bedecken oder den Kopf abwenden – das ist alles in Ordnung für mich.» Leider sei es sehr schwierig, «normale» Menschen für ein solches Shooting zu gewinnen, meint Graf. «Was man braucht, ist natürlich Zeit und das absolute Vertrauen in die Professionalität des Fotografen.» Nun ist er gespannt auf die Präsentation seiner Bilder vor Heimpublikum. Wer weiss, vielleicht findet sich ja da der Kontakt zu Shooting-
Interessierten aus der Region.