Eine Schule träumt sich in die Zukunft

Wie sieht die Schule der Zukunft aus? Dieser Frage stellten sich letzte Woche Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen der Gesamtschule Brugg.
Der Sprung in die Zukunft beflügelte die Phantasie: Hier im Schulhaus Hallwyler, Brugg. (Bild: aru)

Es ist Mittwoch, kurz nach der 9-Uhr-Pause. Pause? Im Stapferschulhaus wirbeln Kinder mit Plakaten durch die Gänge, eine Lehrerin klebt mit Malerband Pfeile auf den Boden. «Ginge es nach den Schülerinnen und Schülern, bestünde die Schule aus Chillen, Essen und Bewegung», lacht sie. Eine bunt bemalte Tafel weist den Weg in verschiedene Gruppen. Ich wage mich ins Zimmer «Achtsamkeit». Das abstrakte Thema habe die Primarschülerinnen und -schüler ganz schön herausgefordert, erzählt die Lehrerin. Das Resultat präsentiert sich aber ganz alltagsnah. Ein Mutglas ist zu sehen, Zeichnungen, welche das Selbstvertrauen stärken, auf dem Boden ist ein Barfusspfad ausgelegt, der auf sinnliche Weise ins Hier und Jetzt führt. Im Zimmer nebenan ist «Humor» angesagt. Eine Witzmaschine mit Krokodilkopf bringt mich zum Lachen.

Dann mache ich mich auf den Weg zum «Survival-Training». Hier erfahre ich in einem Kurzfilm, wie man Brennnesseln berührt, ohne dass sie brennen, wie man Hütten baut und mit welchen Skills man im Wald überleben kann. Die Kinder seien so begeistert gewesen, dass sie dieses Schulfach gleich weiterführen wollten, erklärt die Lehrperson – und erzählt, dass es nicht ganz einfach gewesen sei, die Kinder mittels Vorstellung in die Zukunft zu führen. «Sie leben doch so im Moment.»

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(Bilder: aru)

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Visionen aus Schülerperspektive
Die Reise in die Zukunft wagte nach den Herbstferien gleich die gesamte Schule Brugg. Während dreier Projekttage beamten sich Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen und Eltern ins Jahr 2030 – am Schulhaus Bodenacker gar ins Jahr 2050. Wie könnte Schule dann aussehen? Diese Frage stand im Zentrum der vielen Workshops, die altersdurchmischt stattfanden. «Bereits 2019 hat sich die Schule Brugg auf den Weg gemacht, in die Zukunft zu schauen», erklärte Stadtrat Jürg Baur (Mitte) anlässlich der Pressekonferenz zum Projekt «Zukunft Schule». Im Zusammenhang mit dem Lehrplan für die Volksschule habe sich die Schulleitung damals während einer Klausur Gedanken gemacht, wie die Schule im Jahr 2030 aussehen könnte. Man fragte sich, wie innovativ man sein wolle. Daraus entstanden ist ein umfassender Partizipationsprozess, der Ende Oktober 2019 mit einem zweieinhalbtägigen Workshop nach der Methode des Design Thinking, bei dem spielerisch und neugierig nach Lösungen gesucht wird, mit vierzig ausgewählten Kindern und Jugendlichen startete. «Uns war wichtig, Schule einmal nicht von oben herab, sondern gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern zu denken», betonte Gesamtschulleiter Siegbert Jäckle. Im Nachgang zum Workshop setzte man in den verschiedenen Schulhäusern bereits erste Inputs um: So wurden Klassenzimmer in Lernateliers umfunktioniert, Lernoasen für selbständiges Arbeiten geschaffen, altersdurchmischtes Lernen eingeführt und pädagogische Teams gebildet. «Das Ziel ist, dass jedes Schulhaus ein eigenes Profil entwickelt, mit Rücksicht auf die Gegebenheiten vor Ort», so Jäckle.

Visionen weiterentwickeln
In einem nächsten Schritt setzten sich im September 2020 interessierte Eltern mit vier Zukunftsszenarien auseinander. «Die Idee war stets, nicht einfach eine Umfrage zu machen, sondern aktiv etwas zu tun», erläuterte Siegbert Jäckle. Im August 2021 tauchten dann die Lehrpersonen in die Zukunft ein – ebenfalls durchmischt. «Schulhausübergreifend zusammenzuarbeiten, war für viele eine Herausforderung», schmunzelte Jäckle.

Zum Höhepunkt des vierstufigen Prozesses fanden nun vom 17. bis zum 19. Oktober die Projekttage «Zukunft Schule» an allen Standorten statt. Jedes Schulhaus erhielt ein Leuchtturmthema. «Diese Tage waren vollkommen offen, wir wussten nicht, was rauskommt», so Jäckle. Die nun entwickelten Visionen sollen in einem nächsten Schritt an der Klausur der Schulleitungskonferenz im Januar 2023 ausgewertet und weiterverfolgt werden. Einige Erkenntnisse fliessen auch per sofort in den Unterricht ein.