Eine weitere Hauser Blickpunkt-Etappe

Der zehnte Hauser Blickpunkt steht. An diesem Ort kann man mittels QR-Code mit dem Handy einen verschütteten Stollen erkunden.
Max Schärli, Schöpfer der Hauser Blickpunkt-Etappen, vor der QR-Code-Tafel an der Fassade des Restaurants «Stollen». (Bild: hpw)

Zu ihrem 50-jährigen Bestehen, 2015, machte die Freisinnige Ortspartei FDP.Die Liberalen Hausen der Gemeinde ein Geschenk: Sie richtete einen digitalen Dorfrundgang ein. An den gekennzeichneten Blickpunkten sind kleine, gelbe Tafeln mit einem QR-Code angebracht. Wenn man das Handy darauf richtet und auf die entsprechende Anweisung drückt, erscheinen Informationen über den markierten Standort. Das moderne Kommunikationsmittel ist nicht zuletzt für die IT-gewohnte jüngere Generation und für Familien gedacht.

So sind auf dem Parcours schon mehrere Standorte ausgeschildert worden. Zum Beispiel das Naturschutzgebiet Binsenweier im Habsburger Wald, die ehemaligen Artilleriestellungen aus dem  Zweiten Weltkrieg am Eitenberg, die 2000-jährige römische Wasserleitung im Wohnquartier Stück, die reformierte Kirche, ein Sodbrunnen im Tannhübel, der Grillplatz der Landfrauen auf dem Rothübel. Am letzten Samstag wurde nach einem kurzen Rundgang der zehnte Blickpunkt beim Restaurant Stollen eröffnet. Die Initianten werteten es als Zeichen der Wertschätzung, dass auch drei Gemeinderatsmitglieder dabei waren.

Verborgenes Industrie-Zeugnis
«Der Stollen» hat in Hausen eine doppelte Bedeutung. Es ist einerseits die Bezeichnung für das Restaurant «Stollen» am südlichen Dorfeingang, das ursprünglich «Letten» hiess. Anderseits ist damit ein 750 Meter langer Stollen gemeint, der von der 1929 errichteten neuen Zementfabrik unter der heutigen Münzentalstrasse zu den Kalkstein-Abbaustellen am Eitenberg vorgetrieben wurde. Dahinter steht eine kurze, dramatische Industriegeschichte, wie Max Schärli, der führende Kopf der Blickpunkt-Serie, den Vernissagebesucher­innen und -besuchern darlegte. Auf der am Restaurant «Stollen» angebrachten QR-Tafel ist die Episode ablesbar.

Als Ende der 1920er-Jahre die Pläne des Unternehmers Knoblauch zum Bau einer Zementfabrik am Nordrand der Birrfelds ruchbar wurden, reagierte der Zementverband E.G. Portland heftig. Er fühlte sich in seinem Zementpreisabsprache-Kartell durch den wilden Konkurrenten bedroht und kaufte zahlreiche Parzellen zwischen dem Fabrikgelände und dem Kalkabbaugebiet am Eitenberg auf oder belegte sie mit einem Servitut, um eine günstige oberirdische Materialtransportbahn zu verhindern.

Teilweise eingestürzt
Knoblauch musste zur Gewinnung des Rohmaterials eine neue Methode, das Rolllochverfahren, anwenden. Die Kalksteine wurden in Trichtern abgebaut und auf einem zweigleisigen Schienensytem durch einen ausgemauerten Tunnel der Zementfabrik zugeführt. Doch die Pannenanfälligkeit der Bahn war sehr gross, sie wurde zum Schwachpunkt der ganzen Produktionskette. Das Unternehmen schloss seine Tore bereits 1931 wieder, obschon es bedeutende Aufträge wie die Zementlieferungen für das Palais des nations, den Völkerbundpalast in Genf ausführen konnte. Auf dem Fabrikgelände entstanden die Öl- und Chemiefirma Münzel und später der Reichhold-Betriebskomplex.

Der Stollen blieb bestehen. Darin feierte eine in Hausen einquartierte Aktivdiensttruppe der Artillerie im Zweiten Weltkrieg eine Soldatenweihnacht. Später nutzten ihn die Ortsfeuerwehr Hausen und die Reichhold-Fabrikfeuerwehr für Gasschutzübungen. In den 1970er-Jahren stürzten ein paar Meter des Stollens ein und rissen die Münzentalstrasse in die Tiefe. Das Loch wurde aufgefüllt und der Tunneleingang endgültig verriegelt.

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