Mehr denn je bereit für Herausforderungen

Die Familie Donadio ist auch nach der Schliessung ihres Musiklokals Prima Vista musikalisch aktiv. Und überrascht mit vielen neuen Projekten.
Die Familie Donadio aus Gebenstorf ist seit Jahren ein prägendes Element der Musikszene in Baden und der Region und steht als «Donadio-Ensemble» immer wieder gemeinsam auf der Bühne. (Bild: ub)

Jahrelang war die Familie Donadio mit ihrem Musiklokal Prima Vista ein Fixpunkt in der Badener Kulturszene. 2019 hatten Toni und Madlen Donadio genug von der Gastronomie und wollten die Geschäftsleitung an ihren Sohn Moreno und seine Frau Magdalena übergeben. Nach dem Lockdown sahen diese ihre Zukunft jedoch nicht im Musiklokal. Als ob sie eine Vor­ahnung gehabt hätten, folgten auf die erste Corona-Welle weitere, die den Musikbetrieb für lange Zeit lahmlegten.

Heute ist an der Mellingerstrasse 1 das Restaurant Bones domiziliert. Musik gibt es keine mehr. Die Donadios haben direkt vis-à-vis ein neues Probelokal in der Basswerkstatt von Peter «Tico» Keller gefunden. Obwohl es in den letzten zwei Jahren ruhiger um sie geworden ist, waren alle mit eigenen Projekten beschäftigt und arbeiten an neuen Stücken für das Donadio-Ensemble. Am 30. Oktober treten sie nach einjähriger Pause in der katholische Kirche Nussbaumen auf. Ihre Herbstkonzerte gehören dort mittlerweile zur Tradition.

Förderpreis vom Kuratorium
Die 35-jährige Dalia ist vor einem Jahr Mutter von Söhnchen Orfeo geworden. Sie gibt weiterhin Gesangsunterricht und hat mit ihrem jüngeren Bruder Moreno die Vinyl-EP «Serenità» herausgebracht. Darauf sind selbst komponierte Lieder in italienischer, brasilianischer und spanischer Sprache. Die frisch gebackene Mama ist aber auch im experimentellen Musikbereich sehr aktiv und arbeitet mit Stimmimprovisationen, Geräuschen und Elektronik. Dieses Jahr bekam sie vom Aargauer Kuratorium zum zweiten Mal einen Beitrag für ihr künstlerisches Schaffen. «Darüber freue ich mich riesig», sagt sie und strahlt. Die Familie hält zusammen. «Wir harmonieren gut miteinander. Streit gibt es praktisch nie. Jeder kann sich musikalisch einbringen und macht daneben sein eigenes Ding», sagen die Eltern Toni und Madlen Donadio. Sie freuen sich über ihren ersten Enkel.

Ein eingeschworenes und musikalisches Quartett: Moreno, Dalia, Madlen und Toni Donadio. (Bild: zvg)

Verunsicherung immer noch da
Moreno Donadio hat neben der EP «Serenità» mit seiner Schwester fleissig neue Songs komponiert. Der Primarlehrer arbeitet seit einem Jahr mit beeinträchtigten Kindern und Jugendlichen an der HPS Limmattal. In seiner Freizeit tritt der Gitarrist mit der Familie auf, spielt in der Klezmer-Band «Rozhinkes mit Mandlen» und ist auch bei anderen Formationen gern gesehener Gastmusiker. «Die Engagements kommen langsam wieder rein. Aber wir spüren immer noch vielerorts eine Corona-bedingte Verunsicherung bei der Planung», so der in Gebenstorf lebende Musiker.

«Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau»: Dieses Sprichwort trifft zu 100 Prozent auf Madlen Donadio zu. Im «Prima Vista» war sie für den Service zuständig, sprang zwischendurch auf die Bühne, um Querflöte zu spielen, und kümmerte sich anschliessend wieder um die Gäste. Tagsüber gab die studierte Schulmusikerin Unterricht an der Bezirksschule Spreitenbach.

Im Sommer hat sich die 64-Jährige frühpensionieren lassen. Neben dem Donadio-Ensemble spielt sie mit Mann Toni und Sohn Moreno sowie dem brasilianischen Percussionisten Fabio Freire im «Latin Quartett». 2021 wurde sie zur Präsidentin der Wettinger Kammerkonzerte erkoren und freut sich darüber. «Ich habe jetzt wieder mehr Luft und bin für eine neue Herausforderung bereit.»

Album in Planung
Toni Donadio ist eine der prägendsten Figuren der Badener Musikszene. Seit 33 Jahren bildet er mit Nic Niedermann das Duo «Tonic Strings», das für seinen virtuos gespielten Gipsy-Jazz bekannt ist. «Früher hatten wir rund 120 Auftritte pro Jahr», erzählt der 66-jährige Kalabrese. Er reist regelmässig mit Frau und Kindern in seine süditalienische Heimat. Er besitzt neben dem Haus in Gebenstorf ein Zweitdomizil dort. «In meiner Familie wurde immer Musik gemacht, und mein Onkel hat mich schon als kleiner Knirps gelehrt, Gitarre zu spielen», erzählt er. Es gebe fast kein Lokal in Baden, in dem er noch nicht gespielt habe.

Seine Frau Madlen hat er bei einem Konzert im ehemaligen «Brüggli» kennengelernt. Mittlerweile sind sie 37 Jahre verheiratet. Zurzeit bearbeitet er die Arrangements für ein Album des Donadio-Ensembles, das wegen Corona mit Verzögerung herauskommt. Ebenfalls in Planung ist eine Solo-CD mit Instrumentalstücken, die ihn von einer neuen Seite zeigen. Seine Fingerfertigkeit an den Saiten kommt nicht von ungefähr. «Ich übe bis heute täglich mehrere Stunden. Das gehört für mich zum Leben wie die Luft und das Wasser.»

Sonntag, 30. Oktober, 17 Uhr
Katholische Kirche, Nussbaumen