Pleiten, Pech und Pannen auf der Bühne

Eine überforderte Regisseurin, verkehrte Kostüme und falsche Töne: In der Komödie «Mit Zitrone oder ohne» geht schief, was schiefgehen kann.
Die alternde Diva Sophia (Jacqueline Bysäth) und der untalentierte Produzentensohn Julian (Marco Heuer). (Bild: is)

Die neuste Produktion «Mit Zitrone oder ohne» des Theaters Nussbaumen gehört in die Kategorie «Theater im Theater». Eine Schauspielertruppe steckt mitten in einer Probe für eine hochdramatische Boulevardkomödie aus dem Jahr 1900: Vom betrogenen Ehemann, dem Liebhaber im Schrank und dem Klebe-Schnauz, der nach einem Kuss schräg im Gesicht hängt, ist alles dabei. Ziemlich schnell zeigt sich jedoch, dass die Darstellenden nicht nur mit dem Stoff, sondern auch mit sich selbst zu kämpfen haben. Regisseurin Klara (dargestellt von Janine Hauser) ist völlig überfordert.

«Das isch en Alptraum!»
Schon bald eskaliert die Probe ein erstes Mal. Die erfahrene, aber erfolglose Schauspielerin Sophia (Jacqueline Bysäth) sitzt mit ihrem neuen, jungen Schauspielkollegen Julian (Marco Heuer) beim Tee. Der nervöse und völlig talentfreie Produzentensohn schüttet ihr den Tee unfreiwillig in den Schoss. «Das isch en Alptraum», schreit Sophia verzweifelt, während Julian seine Arme wie Schmetterlingsflügel bewegt und dazu in hölzernem Bauerndeutsch spricht. Wie kann man das Stück retten? Jeder weiss es besser, und Regisseurin Klara reagiert mantramässig mit ihrem Lieblingssatz: «Das isch es Detail, das luege mer spöter aa».

Pleiten, Pech und Pannen setzen sich unentwegt fort. Schauspieler Richard (Peter Rathgeb) betritt die Bühne zu früh, Bühnentechnikerin Roberta (Jacqueline Müller) platzt ständig in die Probe, und Kostümbildnerin Brigitte (Andrea Furger) versteht ihren Auftrag für das Kostüm von Hauptdarsteller Julian falsch. Auch das Dekor ist noch nicht fertig, ein Stromausfall setzt den Butler (Roy Bungert) ausser Gefecht, und falsche Sondereffekte werden eingespielt. Die Probe – der 1. Akt – endet im Chaos. Logisch, dass auch bei der Premiere (2. Akt) alles schiefgeht, was schiefgehen kann – aber diesmal anders, und für die Truppe geht es nur noch darum, Haltung zu bewahren und sich nichts anmerken zu lassen. «Da das Publikum die Handlung ja aus dem ersten Akt kennt, kann es all die Pannen natürlich erkennen», sagt Corinne Rathgeb.

Beliebte Thematik
Die Thematik Theater im Theater scheine ganz besonders Theaterschaffende anzusprechen, so die Regisseurin des Theaters Nussbaumen. «Fast jedes Jahr haben wir ein solches Stück in den Leseproben», sagt Rathgeb. Und eines davon, «Nüüt als Kuddelmuddel» haben die Obersiggenthaler im Jahr 2013 aufgeführt. «Auch andere Vereine führen solche Stücke gern auf», so Rathgeb. Am genialsten sei natürlich das Meisterwerk der Pannen, «The Show must go wrong». Dieses hat das Nussbaumer Ensemble gemeinsam im Bernhard-Theater angeschaut, «und wir haben Tränen gelacht», so Rathgeb. Zur Qualitäts­sicherung seien solche Stücke aber den Profis vorbehalten, was zwar bedauerlich, aber nachvollziehbar sei.

Seit August laufen nun die Proben von «Mit Zitrone oder ohne?» nach dem französischen Original «Thé à la menthe ou t’es citron?» von Danielle Navarro-Haudecoeur und Patrick Haudecoeur. Dieses Stück wurde 2011 mit dem «Prix Molière» als beste Komödie ausgezeichnet und spielte am Pariser Théâtre Fontaine beinahe anderthalb Jahre lang vor ausverkauftem Haus.

Heuers erste Hauptrolle
«Die Proben sind anspruchsvoll», sagt Corinne Rathgeb. Marco Heuer spielt erstmals die Hauptrolle, «und die ist wirklich schwierig umzusetzen nebst all dem Text, der gelernt werden muss». Die erfahrene Regisseurin ist froh, auf ihre erprobten Stammdarsteller Jacqueline Bysäth und Peter Rathgeb zählen zu können, und alle Rollen seien durch neue Eigen- und zwei Gastspielerinnen mühelos besetzt worden. Die Regie-Assistenz übernimmt erneut Nico Aschwanden, bevor er im Frühling sein Schauspiel-Studium in Los Angeles fortsetzt.

Zudem spielte Peter Rathgeb dieses Jahr die männliche Hauptrolle im «Besuch der alten Dame» des Freilichttheaters Windisch. Die Proben liefen von März bis Juli, und im ganzen August waren Aufführungen. «Das war eine wirklich grosse Herausforderung für ihn. Deshalb haben wir im Frühling ein Stück gewählt, bei dem er trotzdem dabei sein kann», erklärt die Regisseurin.

Samstag, 19. November, 14 Uhr (Vorpremiere) und 20 Uhr (Premiere)
Gemeindesaal Nussbaumen
theater-nussbaumen.ch