Tanzend zusammenwachsen

Die Schule Bözberg beteiligt sich zum zweiten Mal am Projekt «Dancing Classrooms». Dabei geht es um weit mehr als das Lernen von Schrittfolgen.
Probe in Gala: Lehrer und Profitänzer Mario Bucher mit seiner vierten Klasse. (Bilder: ks)

«Hopp, zwei, drüü, vier, say goodbye, say hello», ruft Tanzpädagogin Simone Nanzer durch den Übungsraum im Schulhaus Bözberg. Die sieben Mädchen und fünf Jungs der vierten Klasse drehen sich eifrig im Kreis und tauschen nach einigen Drehungen die Plätze. «Danke, Partner», heisst es vor jedem Wechsel – die Jungs verbeugen sich, die Mädchen wirbeln einmal herum.

Gemeinsame Reise durch die Welt der Tänze
Zehn Wochen lang tanzen die Schülerinnen und Schüler der vierten bis sechsten Klasse im Projekt «Dancing Classrooms» einmal um die Welt, indem sie Merengue, Foxtrott, Tango, Rumba, Swing, Walzer, Polka sowie zwei Linedances lernen. Begeistert mit dabei ist auch Mario Bucher – nach 2019 bereits zum zweiten Mal. Der Klassenlehrer der vierten Klasse ist selber leidenschaftlicher Tangotänzer und diplomierter Tanzlehrer. Wie beim Tanzunterricht mit Erwachsenen gehe es auch bei den Kindern zuerst darum, Hemmungen abzubauen, erklärt er. «Die ungewohnte Nähe zwischen Mädchen und Jungs war anfangs ein Thema.» Wenig Mühe machen den Kindern hingegen die vielen unterschiedlichen Schrittfolgen. Das Lernen gestaltet sich hier anders als bei Erwachsenen. «Zahlreiche Bilder und Merksprüche helfen beim Einprägen», so Bucher.

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Mia, 10: «Das Tanzen mit den Jungs war anfangs komisch, inzwischen ist es alltäglich geworden. Durch das Tanzen haben wir weniger Streit.»

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Schritt für Schritt zum Ziel
In den standardisierten Lektionen tanzen die Kinder zusammen im Kreis. Denn beim aus den USA stammenden Projekt «Dancing Classrooms» geht es auch darum, Toleranz und Respekt zu entwickeln sowie das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Die Schülerinnen und Schüler lernen, sich zu achten und aufeinander einzugehen. Dadurch werden ihre Bewegungen geschmeidig, passen zueinander – und lassen ein harmonisches Bild entstehen.

Simone Nanzer ist es wichtig, im Übungsraum einen sicheren Ort zu schaffen: «Fehler sind nicht schlimm, es kommt auf Auftreten und Freude an.» Die Kinder finden zueinander, und übernehmen Verantwortung. Sie lernen, konzentriert und präzise zu sein, gleichzeitig aber offen und achtsam zu bleiben. «Tanzen ermöglicht einen anderen Zugang zu sich und seinen Emotionen», erläutert der Lehrer.

Mehr Selbstvertrauen und Teamgeist
Für Mario Bucher lebt das Tanzen vom sozialen Miteinander. «Tanzen verbindet – man ist näher bei sich selbst und den anderen», sagt er. Dieses Zusammenrücken sei auch im Schulalltag spürbar. Der Umgang unter den Schülerinnen und Schülern habe sich durch das Projekt merklich verbessert: Die «Ladies» und «Gentlemen», wie die Kinder von der Tanzpädagogin genannt werden, seien respektvoller, Jungs und Mädchen verstünden sich besser.

Vierzehn von achtzehn Lektionen haben die Bözberger Schülerinnen und Schüler schon hinter sich. In dieser Lektion proben sie erstmals in den eleganten Kleidern, die sie am Abschlussball tragen werden – ein besonderes Gefühl. Die Vorfreude wächst genauso wie die Nervosität. Trotzdem blicken die Mädchen und Jungs erstaunlich gelassen auf den grossen Moment, wenn sie vor einem Publikum von rund 150 Menschen tanzen werden. Denn in den letzten Wochen ging es nicht nur um Positionen und Taktgefühl. Schritt für Schritt lernten die Kinder auch, Haltung anzunehmen – äusserlich und innerlich.

Abschlussball
Donnerstag, 17. November, 19 Uhr
Turnhalle Ursprung, Bözberg
schulebözberg.ch