Die richtige Strategie zählt

Zum dritten Mal haben die Fa-Best-Vorausscheidungen des Kantons Aargau stattgefunden. Knifflige Aufgaben erwarteten die Teilnehmenden.
Silber für Fiona Riccarda Jetzer vom Paul-Scherrer-Institut. (Bild: jor)

Angewidert stochert Herr Müller in seinen Teigwaren. Der Rentner verweigert seit Tagen das Essen. Ihm gegenüber sitzt Fiona Riccarda Jetzer. Sie soll ihm das Essen möglichst schmackhaft machen, damit er wenigstens ein paar Bissen zu sich nimmt. Ruhig und höflich fragt sie ihn, ob er lieber etwas anderes essen möchte. Und als das nicht hilft, bietet sie schliesslich an, mit ihm zu essen. Plötzlich ertönt das schrille Piepen der Stoppuhr – drei Minuten sind um. Fiona Riccarda Jetzer, die beim Paul-Scherrer-Institut in Villigen arbeitet, steht erleichtert auf, sie hat ihre dritte Aufgabe an der Fa-Best-Vorausscheidung gemeistert. Neben ihr haben sich sieben weitere Kandidatinnen und Kandidaten aus dem Kanton Aargau für diesen Wettbewerb qualifiziert. Sie alle absolvieren die Ausbildung «Fachperson Betreuung».

Fähigkeiten ausweisen
Imn den Räumlichkeiten der OdA GS Aargau in Brugg messen sie sich schon seit dem frühen Vormittag in verschiedenen Challenges und werden dabei jeweils von zwei Expertinnen und Experten bewertet. Die drei Bestplatzierten dürfen nächstes Jahr am Fa-Best-Finale in St. Gallen gegen Betreuungsfachpersonen aus der ganzen Schweiz antreten. Bildungsverantwortlicher Gieri Columberg der OdA GS bestätigt die Wichtigkeit dieses Anlasses. «Diese Berufe haben in der Gesellschaft nicht den Stellenwert, den sie verdienen. Wir wollen der Öffentlichkeit zeigen, welches Fachwissen und welche Fähigkeiten dafür nötig sind.»

Im oberen Stockwerk bereitet sich Kandidatin Lena Schibli von der ABB Kinderkrippe Villa Tortuga in Baden auf die nächste Situation vor. Ihr wird ein Kurzfilm gezeigt, der eine typische Situation in einer Kita veranschaulicht: Zwei Kinder streiten sich beim Mittagessen so heftig um ein Spielzeug, dass der Wasserkrug zu Boden fällt. Die Betreuerin greift nicht ein. Jetzt hat Lena Schibli fünf Minuten Zeit, um auf die Fragen einer Expertin zu antworten. Sie muss den Konflikt analysieren und sich eine Strategie überlegen, wie sie in dieser Situation reagieren würde. Laut Schibli würde eine klare Regel, dass Spielsachen beim Essen nicht auf den Tisch gehören, solche Situationen verhindern.

«Treue gegenüber den Menschen»
Als letzte Challenge des Wettbewerbs steht eine Teamaufgabe an. Die Kandidatinnen und Kandidaten werden in zwei Gruppen aufgeteilt und in separate Zimmer geführt. Beide Teams bekommen die gleiche Aufgabe: Alle Teilnehmenden der Gruppe müssen auf einem kleinen Teppich stehen und versuchen, ihn so zu drehen, dass dessen Unterseite nach oben zeigt. Die Schwierigkeit dabei: Niemand darf den Teppich verlassen. Zuerst gibts aber fünf Minuten Zeit, damit sich alle auf eine Strategie einigen können. Die erste Gruppe, der auch Fiona Riccarda Jetzer und Lena Schibli angehören, hat schon vor Ablauf der Zeit einen Plan, wie sie die Aufgabe angehen will. Als sie dran sind, lösen sie die Aufgabe wiederum vor Ablauf der Zeit. Das Publikum spendet Beifall, und die vier strahlen stolz.

Bei der anschliessenden Rangverkündigung nehmen Expertinnen und Experten, Zuschauende und die Kandidatinnen und Kandidaten in einem grossen Raum Platz, wo bereits das Podest aufgebaut ist. Geschäftsführerin Esther Warnett beginnt die Siegerehrung mit einer kurzen Rede und der Gratulation an die Teilnehmenden. «In Betreuung steckt das Wort ‹treu›. Das finde ich schön, denn das steht für die Treue gegenüber den Menschen», erklärt sie. Dann übergeben Chefexpertin Ruth Fischer und Gieri Columberg allen Kandidatinnen und Kandidaten ein Zertifikat und einen Gutschein. Ausserdem werden die Resultate der Teamaufgabe verkündet: Gruppe 2 mit Melania Trajkov, Maurice Diekmann, Mia Hürzeler und Andrina Keller hat von beiden Teams die bessere Bewertung erzielt.

Bereit fürs grosse Finale
Doch nun soll endlich geklärt werden, wer 2023 am Fa-Best-Finale in St. Gallen teilnehmen darf. Michèle Lehner, stellvertretende Bildungsverantwortliche Gesundheit, verliest die drei Bestplatzierten. Mia Hürzeler von der Kindertagesstätte Domino Zofingen erlangt den dritten Platz. Fiona Riccar-da Jetzer vom Paul-Scherrer-Institut Villigen darf die Silbermedaille entgegennehmen. Als Gewinner aus dem Wettbewerb geht der einzige männliche Kandidat, Maurice Diekmann von der St.-Josef-Stiftung Bremgarten, hervor. Mit Blumensträussen und den wohlverdienten Medaillen strahlen die drei Bestplatzierten auf dem Podest um die Wette. Nächstes Jahr dürfen sie ihr Können noch einmal unter Beweis stellen – beim nationalen Finale.