Im Fokus stand die Veränderung

Am dreizehnten Martinitreff von KMU Region Brugg trafen sich Wirtschaft und Politik zum Austausch. Im Zentrum stand das Thema «Übergänge».
Moderator David Kaufmann im Gespräch mit Roberto Belci, Leiter Region Aargau bei der Credit Suisse. (Bild: aru)

Der Martinitreff, der diesen November bereits zum dreizehnten Mal über die Bühne ging, ist für viele Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Politikerinnen und Politiker der Region Brugg einer der Höhepunkte des Jahres. Rund 330 Gäste folgten am vergangenen Donnerstag, 10. November, der Einladung in den Campussaal. Organisiert wird der beliebte Netzwerkanlass vom Verein KMU Region Brugg, der fünf lokale Gewerbevereine unter einem Dach vereint. Musikalisch umrahmt wurde der Abend vom Brugger Vater-Tochter-Gespann Roberto Caruso und Nana, die das Publikum auf hohem Niveau zu begeistern wussten. In seiner Begrüssung gab Präsident Dario Abbatiello – passend zum Zukunftstag – einen kurzen Rückblick auf die Stifti22, die der Verein Mitte September erfolgreich durchgeführt hat. «Soll man in dieser Zeit noch Anlässe durchführen?», habe er sich auch vor dem Martinitreff gefragt. Und zur Anwort gefunden: «Ja, unbedingt!»

Persönliche Weiterentwicklung
Mit diesem Statement reichte Abbatiello das Mikrofon weiter an den Windischer Regierungsrat Dieter Egli, der sich – auf sein bisheriges Leben zurückblickend – zuerst mit dem Thema des Abends, «Übergänge», schwertat. «Viele Übergänge habe ich heute Abend nicht zu bieten», witzelte Egli. Und fand – nach einer Ausführung zum digitalen Wandel, dem man mit Angst oder mit dem Mut zur aktiven Mitgestaltung begegnen könne – doch noch einen wichtigen Übergang in seinem Leben. Als er vor zwei Jahren zum Regierungsrat gewählt worden sei, habe er «ein heftiges, mulmiges Gefühl» erlebt, so der Windischer. Plötzlich sei er Chef von 2400 Mitarbeitenden gewesen und habe grosse Regierungsgeschäfte gewälzt, «obwohl ich nicht mal wusste, wie ich die Rollläden in meinem Büro runterlassen kann». Der Rollenwechsel im Grossen Rat sei ihm nicht leichtgefallen. «Ich musste als Regierungsrat gleich zu Beginn einen Vorstoss ablehnen, den ich als Parlamentarier eingereicht hatte», schmunzelte Egli. Bei all den Veränderungen habe er in Windisch eine Homebase gefunden, «einen Ort, den ich kenne und der sich nicht verändert», erklärte er mit einem Augenzwinkern. Eines sei bei Veränderungen immer garantiert: die persönliche Weiterentwicklung. «So kommt mir mein Leben überhaupt nicht langweilig vor», schloss Egli sein Referat.

Im Anschluss berichteten Walter (64) und Marco Tschudin (31) vom Windischer Architekturbüro Tschudin Urech Bolt unter der Leitung von David Kaufmann von der Übergabe ihres Architekturbüros an die nächste Generation. Er habe sich ein Zeitfenster von fünf Jahren gegeben, so Walter Tschudin. Bei einem legendären gemeinsamen Essen im Landesmuseum kam Sohn Marco mit der Idee, das Geschäft zu übernehmen, auf ihn zu. Darauf folgte ein emotionaler Prozess, bei dem sich die beiden «in der Sache» stets einig waren. Es sei wichtig, Privates und Geschäft zu trennen und Übernahmeprozesse möglichst schnell durchzuziehen, gaben Vater und Sohn dem Publikum mit auf den Weg.

Selbständigkeit und Integration
Den Übergang von der Anstellung in die Selbständigkeit thematisierte auch Rebecca Stössel. Die 31-jährige Immobilientreuhänderin baute sich im Frühjahr ihr eigenes Unternehmen in der Spinnerei Turgi auf. «Ich habe diesen Schritt noch nie bereut», betonte die Bözbergerin. Sie empfehle, bei solchen Veränderungen «nicht  nur zu studieren, sondern einfach draufloszugehen».

Auch Roberto Belci, seit 2020 Leiter Region Aargau bei der Credit Suisse, erzählte von einem grossen Übergang: der Integration der NAB in die Credit Suisse. Viele Menschen täten sich schwer mit Übergängen, vor allem wenn sie nicht selbst initiiert seien, berichtete der 58-Jährige. «Wenn man etwas nicht mehr hat, hätte man es plötzlich viel lieber gehabt», schmunzelte er. Es sei deshalb wichtig, solche Prozesse mit Botschaften und Sinnhaftigkeit zu begleiten. Den fulminanten Schlusspunkt setzte die Komikerin Helga Schneider, die mit ihrem atemlosen Plädoyer für Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht nur für beste Unterhaltung sorgte, sondern auch zum Nachdenken anregte.