So klingt Hillbilly auf Mundart

Sie besingen die hiesigen Rebberge und das Fricktal und bezirzen mit ihrem Charme jedes Publikum. Nun laden die Hinterwäldler zur CD-Taufe.
Die Hinterwäldler: Tobias Rechsteiner, Simon de Roche, Gabriel Kramer. (Bild: zvg)

Gabriel Kramer, die neue CD beinhaltet Coverversionen amerikanischer Songs, welche die Hinterwäldler nicht nur kunstvoll auf Mundart übersetzt, sondern auch ins Schweizerische Umfeld geholt haben. Warum?
Da wir die Songs ja hier spielen, macht das mehr Sinn. Ausserdem wird das Publikum so direkter angesprochen. Und nicht zuletzt ists ein zusätzlicher Übersetzungsanreiz.

Wie seid ihr denn auf die Idee gekommen, die Susanna ins Fricktal zu holen und aus der Jolene eine Aline zu machen?
Da ich aus dem Fricktal stamme und auch da wohne, kommt es bei meinen Übersetzungen gern immer mal wieder vor. Die Aline sollte halt ein Name von hier sein, der möglichst ähnlich wie das Original von Dolly Parton klingt und ausserdem gut zu singen ist.

Sind die Fricktaler denn alle Hinterwäldler?
Hmmm … und die Bruggerinnen und Brugger?

«Verschweizerte» Songs bergen ja auch das Risiko, in Patriotismus zu verfallen. Wie geht ihr vor beim Kreieren neuer Songs und bei euren Auftritten, damit man euch eben gerade nicht als echte Hinterwäldler, sondern als weltoffene und musikalisch äusserst versierte Band wahrnimmt?
Natürlich riskieren wir, missverstanden zu werden – aber wohl nur ein klein bisschen. Wir spielen ja auch kein Theater, sondern Konzerte. Für Leute, welche die amerikanischen Vorbilder nicht kennen, sind wir wohl einfach eine Mundart-Folkbänd. Vielleicht fragen die sich, warum man einen «negativen» Bändnamen wählt – mit Understatement zu spielen, hat aber eben auch seinen Reiz.

Und natürlich: Gefällt uns ein Song, überlegen wir schon immer, wie wir den übersetzen könnten. Sehr oft kommt da halt eine Region vor, die wir mit einer CH-Region übersetzen. Klar, das wirkt einewäg immer ein Stück patriotisch, aber nicht verherrlichend. Bei unseren Auftritten werden wir vor allem als authentisch wahrgenommen. Uns ist wichtig, dass wir nicht öppis spielen, das wir nicht sind.

Was gab ursprünglich den Ausschlag für die Gründung der Hinterwäldler?
Nach unserer Mundartrockbänd Vollkorn und der AC/DC-Mundart-Bänd Heissi Schissi – beides erfolglos – wollte ich eine Countrybänd gründen, weil das ein alter Traum von mir war. Tobi Rechsteiner war nicht von Anfang an dabei, sein Vorgänger Gabe war der einzige, der wirklich eine Ahnung von diesem Musikstil hatte: Er wusste wohl, dass Hinterwäldler mit Hillbilly übersetzt wird und die alten Folksongs wirklich so genannt werden. Für uns wars anfangs halt einfach ein witziger Bändname.

Im Dampfschiff holen die Hinterwäldler nun ihre CD-Taufe nach, obwohl die CD längst geboren ist. Eine Art Erwachsenentaufe also?
Dass wir die Taufe nicht früher gemacht haben, war natürlich wegen den Corona-Massnahmen. Im 2022 lief dann sehr viel, da hatte es bisher nicht so Platz für eine Taufe. Wir fanden es reizvoll, jetzt, wo’s wieder ruhiger wird, die Idee nochmals hervorzuholen und diese Taufe mit Gastmusikern zu machen – obwohl wir die CD schon seit anderthalb Jahren verkaufen.

Seid ihr nicht längst mit weiteren Projekten und Songs beschäftigt?
Wir alle haben nebenbei eh noch andere Projekte – für die Hinterwäldler ist diese CD aber immer noch aktuell. Wir spielen an den Konzerten die meisten Songs von dieser Scheibe. Neue Lieder kommen bei uns einewäg immer mal wieder spontan dazu, wenn wir überhaupt zum Proben kommen. Hüür war vor allem das Live-Spielen wichtig: Wir haben über vierzig Gigs gespielt – für Hinterwäldler ganz schön viel, nicht?

Freitag, 18. November, 20.30 Uhr
Dampfschiff Bar, Brugg
dampfschiffbar.ch