Charles Lewinsky im Historischen Museum

Am Montag fand in Baden der erste Publikumsanlass der Stiftung «Doppeltür» statt, die sich für kulturelle und religiöse Toleranz einsetzt.
Esther Girsberger im Interview mit Charles Lewinsky. (Bild: sim)

Sowohl der Verein als auch die 2022 gegründete Stiftung «Doppeltür» haben sich zum Ziel gesetzt, das kulturelle christliche und jüdische Erbe der Gemeinden Endingen und Lengnau im Surbtal zu bewahren und zugänglich zu machen. Damit soll das Bewusstsein für das Zusammenleben jüdischer und christlicher Familien geschärft und religiöse Toleranz hochgehalten werden. 

Dass die Stiftung im Lengnau domiziliert ist, wo demnächst das «Zentrum Doppeltür» gebaut werden soll, ist kein Zufall. Denn hier blickt man, genau wie in Endingen, auf ein langes, vorwiegend friedliches und kooperatives Zusammenleben von Christen und Juden zurück. Doppeltüren, die noch heute das Erscheinungsbild vieler Surbtaler Dörfer prägen, wurden zum Symbol dieser Koexistenz, denn lange Zeit durften Juden und Christen nicht im selben Haus leben. «Die Doppeltüren sind heute ein Sinnbild für das Zusammenleben vielschichtiger Gesellschaften», erläuterte Lukas Keller, der sowohl den Verein als auch die Stiftung «Doppeltür» präsidiert.

Am Montagabend fand nun der erste öffentliche Anlass der Stiftung «Doppeltür» im Historischen Museum Baden statt. Der Schweizer Schriftsteller Charles Lewinsky las dabei aus seinem Erfolgsroman «Melnitz», welcher vom Zusammen­leben von Christen und Juden in der Schweiz im Vorfeld und während des Zweiten Weltkriegs handelt. Zudem spielt die Handlung unter anderem in Lengnau und Baden. 

«Surbtal unsterblich gemacht»
«Mit seinem Roman hat Charles Lewinsky das Surbtal unsterblich gemacht», schwärmte Esther Girsberger, Vizepräsidentin «Doppeltür». Sie war es auch, die dem Autor im Anschluss an den ersten Teil der Lesung aus dem Roman zu seinem Prozess als Schriftsteller im Allgemeinen und seinem Roman «Melnitz» im Besonderen befragte. «Ich wollte dieses Buch eigentlich gar nicht schreiben», so Lewinsky über «Melnitz», «eigentlich wollte ich eine Geschichte über eine jüdische Familie in der Schweiz nach dem Krieg schreiben. Ich stellte aber bald fest, dass die Geschichte ohne Kontext keinen Sinn ergibt, deshalb musste ich die Erzählung sehr viel früher beginnen.» 

Im Anschluss an den Austausch gab Lewinsky nochmals eine Leseprobe zum Besten, bevor der Abend bei einem Apéro ausklang.

doppeltuer.ch; lewinsky.ch