«Das Kellerfest ist wie Erntedank»

Am traditionellen Kellerfest präsentiert die Weinbaugenossenschaft Schinznach ihre neuen Weine. Auch ein Riesling-Silvaner 2022 ist dabei.
Heinz Simmen und Hans Peter Kuhn präsentieren die neuen Weine. (Bild: aru)

Noch ist der Gastraum im Untergeschoss, in dem Kellermeister Heinz Simmen und Geschäftsführer Hans Peter Kuhn die Presse empfangen, leer. Am kommenden Freitag und Samstag werden sich die Stühle hoffentlich füllen – zum traditionellen Kellerfest, zu dem die Weinbaugenossenschaft Schinznach-Dorf einlädt. «Wir haben keine Ahnung, wie viele Leute kommen werden», sagt Hans Peter Kuhn. Denn in den Jahren 2019 bis 2021 konnte der grosse Anlass, der jeweils Publikum weit über die Region hinaus anlockt, aufgrund von Corona nicht durchgeführt werden.

Hitze verursachte frühe Ernte
Nun freuen sich die rund neunzig Mitglieder der Genossenschaft, die zu grossen Teilen auch persönlich am Anlass mithelfen, umso mehr aufs Revival. Die Freude ist auch Simmen und Kuhn ins Gesicht geschrieben, dürfen sie doch auf eine reichhaltige Ernte zurückblicken. «Wir konnten in sehr kurzer Zeit eine sehr grosse Menge an Trauben lesen», berichtet Heinz Simmen, der seit über 25 Jahren als Kellermeister für die Weinbaugenossenschaft amtet. Die Lese begann am 31. August und hat grösstenteils vom 12. bis zum 14. September stattgefunden, wo 80 Prozent des Rieslings eingebracht wurden. «Die Ernte ist immer ein Highlight», betont Simmen. «Sie ist der Zahltag für all die Arbeit.»

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Der Winter 2021/22 sei einer der mildesten seit Messbeginn im Jahr 1864 gewesen, berichtet Hans Peter Kuhn, ebenfalls seit über dreissig Jahren für die Weinbaugenossenschaft im Einsatz. Die Sonnenscheindauer von Dezember bis Februar habe rund 20 Prozent über der langjährigen Norm gelegen. «Die Regenmengen waren niedrig, was zu einem Vegetationsvorsprung von circa zwei Wochen führte», so der Geschäftsleiter.

Die Hauptblüte erfolge Ende Mai, Mitte Juni setzte dann eine Hitzeperiode mit Rekordwerten von 37 Grad Celsius ein. Es folgte eine langanhaltende Trockenheit. Der Wassermangel setzte den Reben teilweise zu, sie konnten sich nicht mehr weiterentwickeln. Trotz allem weist diese Saison ein stolzes Resultat auf. In siebzehn Erntetagen konnten rund 160 Tonnen Trauben geerntet werden, davon 56 Tonnen Riesling-Silvaner und 56 Tonnen Blauburgunder – im letzten Jahr war der Ertrag mit total 31 Tonnen hingegen sehr niedrig.

Lieferengpässe beim Glas
Zu schaffen machen der Weinbaugenossenschaft die aufgrund des Ukraine-Kriegs unsicheren Lieferfristen beim Glas und beim Aluminium, das für die Drehverschlüsse benötigt wird. Auch die Veränderungen klimatischer Art stellen die Weinbaugenossenschaft Schinznach vor neue Herausforderungen. Aktuell werden 26 verschiedene Traubensorten angepflanzt, weitere Experimente mit neuen Sorten sind geplant. «Doch Weine aus neuen Sorten müssen zuerst ihre Liebhaber finden», erklärt Heinz Simmen. Die Weinbaugenossenschaft habe sehr offene Produzentinnen und Produzenten. «Entscheidend ist aber letzten Endes die Haltung der Konsumentinnen und Konsumenten», weiss er.

Zum Schluss der Pressekonferenz öffnet Heinz Simmen eine Flasche des neuen Riesling-Silvaners. «Schön blumig in der Nase, mit einem Hauch von Quitten und sehr angenehm im Abgang», so das Urteil des Fachmanns, der auch gleich anmerkt, dass ihm der junge Wein noch «eine Spur zu quirlig» sei. Dies hänge mit der Kohlensäure zusammen, von der es seiner Meinung nach «eine kleine Dosage zu viel» gebe. Doch dies ist Degustation auf höchstem Niveau. «Der Jahrgang 2022 wird uns insgesamt viel Freude bereiten», sind Heinz Simmen und Hans Peter Kuhn überzeugt. Nun sind sie gespannt auf die Rückmeldungen des Publikums, das die Produkte der Weinbaugenossenschaft am Kellerfest kosten wird.