Dem Wein seine Geheimnisse entlocken

Als Wein-Butler hat Erich Lüthi gelernt und die Fähigkeit verfeinert, Menschen zu lesen, Stimmungen zu interpretieren und Emotionen in passenden Wein zu übersetzen.
Erich Lüthi: «Der Geschmack bleibt in der Erinnerung haften, wenn eine Geschichte damit verknüft wird.» (Bild: Erik Schwickardi)

Erich Lüthi (33) hat einen breiten Ausbildungsweg bewandert: Er ist nicht nur Bäcker/Konditor und Koch, er verbrachte auch ein paar Erfahrungsjahre als Koch in Kanada und absolvierte danach noch die Hotelfachschule. Dort habe die Passion für den Wein zu wachsen begonnen, erzählt der heutige Weinbutler in seiner stilvoll eingerichteten Vinothek und Weinbar: «Noch während der Hotelfachschule begann ich, Weiterbildungen in Wein und Spirituosen (WSET) zu besuchen», so der Fachmann. «Die Praxis ist mir immer viel leichter gefallen als die Schule», gibt er offen zu.  Die Dienstleistung, die er seinen Kundinnen und Kunden bietet, habe viel mehr mit Sozialkompetenz, Erfahrung und Menschenkenntnis zu tun als mit Diplomen, ist er überzeugt.

Wein lebt von Emotionen
Viele Leute kommen mit dem Menüplan vom Wochenende oder für einen bestimmten Anlass zu ihm, und er arbeite eine Weinbegleitung dazu aus, berichtet Lüthi über seine Arbeit. Ob Champagner, Weisswein, Rosé oder Rotwein: Der Sommelier schenkt reinen Wein ein – und die Geschichten dazu. Der Sommelier kennt die Details hinter jedem Wein und von jedem Winzer. «Wein lebt von Emotionen. Wenn ich meiner Kundschaft erzähle, wie lang der Wein im Holz war und bei welcher Temperatur er vergoren wurde, dann ist der Wein austauschbar. Der Geschmack bleibt aber in der Erinnerung haften, wenn eine Geschichte damit verknüpft wird», weiss der Sommelier, der seine Vinothek im Mai 2020 eröffnete. Angefangen habe er mit 45 Weinpositionen, mittlerweile seien es 170. Ob profunde Beratung für ein Geschenk oder das passende Getränk zu einem bestimmten Menü, Lüthi weiss Rat. Im Online-Weinkeller des Weinbutlers findet die Kennerin oder der Kenner einen Lieblingswein wieder oder stösst beim Stöbern auch einmal auf eine Überraschung.

Wer den Weinbutler persönlich besucht, findet bei ihm ein Wein-Portfolio vor, das ein grosses Spektrum abdeckt. Nebst italienischen und spanischen, französischen, deutschen und österreichischen Weinen überzeugen den Experten vor allem Produkte aus der Schweiz. «Wir haben grossartige Weine aus der Schweiz», so der 33-Jährige. Dass er in Hausen aufwuchs, habe seine Interessen sicherlich mitgeprägt, meint er. «Ich bin hier gross geworden», sagt er und zeigt auf die Metzgerei Lüthi schräg gegenüber seiner Vinothek. «Ich kam früh mit den Themen Lebensmittel und Genuss in Berührung und fühlte mich zum Gastronomen berufen», blickt Lüthi zurück.

Passion für Weinklassen und Seminare
Mit viel Elan führt der Weinbutler auch Degustationen, Weinseminare und Weinklassen auf verschiedenen Niveaus und mit verschiedenen Themen durch. «Das Interesse ist auch bei jungen Leuten gross», stellt er fest. Von allen seiner Kundinnen und Kunden pflegt er eine Art innere Kartei. Er merkt sich Namen, Geschmacksvorlieben und weiss, was sie das letzte Mal gewählt haben. «Diese persönliche Betreuung schätzt meine Kundschaft sehr», ist sich Lüthi bewusst und krault Chinotto die braunen seidigen Ohren. Der Trüffelhund gehört fest zum Team des Wein-Butlers. Lüthis Kenntnisse erstrecken sich aber auch auf Cocktails, Spirituosen und Bier. Und die Weinbar ist gleichzeitig ein Café, wo sich gemütlich Kaffee und Kuchen oder natürlich ein Glas Wein aufgrund der Tagesempfehlung des Sommeliers zum kalten Plättli geniessen lassen. «Wer geniessen kann, trinkt keinen Wein mehr, sondern kostet Geheimnisse», soll Salvador Dalí gesagt haben. Erich Lüthi bereitet es spürbare Freude, in seiner Vinothek und Weinbar für Weinfreunde das eine oder andere Geheimnis zu lüften.

Weinbutler, Holzgasse 2, Hausen
Mittwoch und Donnerstag: 14–18.30 Uhr
Freitag: 14–19 Uhr
Samstag: 9–16 Uhr

Tipps fürs grosse Fest (von Weinbutler Erich Lüthi)

ga_b_birrf_die_flugkunst_hauser_3522

Sauvignon Blanc, Engel Weine, Lengnau: «Knackig, frisch und sehr aromatisch, perfekt zum Starten. Die Säure im Weisswein regt den Appetit an. Weissweine nicht zu kalt servieren, am besten 1 Stunde vor dem Start aus dem Kühlschrank nehmen, so offenbart der Wein seine Aromen besser.»

ga_b_birrf_die_flugkunst_wengi_3522

Ribes (Scheurebe), Chen van Loon, Kleindöttingen: «Wunderbarer Schmelz mit exotischen Anklängen, passt hervorragend zu Ragout von Fisch oder Geflügel. Die Fruchtsüsse im Wein harmoniert wunderbar mit asiatischen, leicht scharfen Speisen. Süsse hemmt die Schärfe ein wenig.»

ga_b_birrf_die_flugkunst_mueller_3522

Pinot Noir Elfingen, Niro Weingut, Will: «Wird das Fondue Chinoise von Hand etwas dicker geschnitten, harmoniert ein Pinot Noir wunderbar dazu. Wichtig ist, dem Wein Luft zu geben. Deshalb soll man ihn 1 bis 2 Stunden vorher öffnen und in eine Karaffe karafieren. Karafieren bedeutet, dass man junge (5 bis 8 Jahre alte) Weine mit Schwung in eine bauchige Karaffe giesst.»

ga_b_birrf_die_flugkunst_herzog_3522

DC, Jufer Weine, Mönthal: «Dieser Wein gibt Stoff! Gerbstoffreiche Weine brauchen Zeit zum Atmen und Temperatur. Mit Protein und Fettstoff (in Form von Öl oder Butter) werden die Tannine am Gaumen ganz angenehm.»

ga_b_birrf_die_flugkunst_perren_3522

União, Umbricht Weine, Untersiggenthal: «Zum Abrunden von Süssspeisen mit Schokolade passt der aufgespritete Uniao von Pirmin Umbricht perfekt. Aufgespritete Weine (Portwein-Stil) eigenen sich auch super zu rezentem Käse wie dem Jersey Blue von Willi Schmid.»

previous arrow
next arrow
Shadow