Gegensätze ziehen sich an

Zusammenspiel der Generationen: Zum ersten Mal spielten die Harmonie Wettingen-Kloster und die Jugendmusik Allegro Region Baden gemeinsam.
Musizieren verbindet Generationen. Brigitte Frey (47) und Silvan Wernli (17). (Bild: cd)

Das Jahreskonzert der Harmonie Wettingen-Kloster (HWK) erklang dieses Mal unter ganz besonderen Vorzeichen, die man in keiner musikalischen Notation findet – denn das Motto lautete «Gegensätze». Das Leitmotiv war im Konzertprogramm abgebildet, jedoch auch in der Formation der Musizierenden erkennbar: Zum ersten Mal spielten die vorwiegenden Blech- und Holzblasmusikerinnen und -musiker in einer grossen Besetzung aus zwei Orchestern und unter der alternierenden Leitung von zwei Dirigenten. Die Harmonie Wettingen-Kloster hatte die Jugend­musik Allegro Region ­Baden zu Gast. Die beiden Gruppen zeigten einen beeindruckenden musikalischen Schulterschluss und bescherten dem Publikum am Samstag einen vielseitigen Konzertabend.

Ein Orchester, zwei Dirigenten
Das Miteinander der Musikergenerationen war freilich alles andere als Disharmonie oder gar Kakophonie. Die Gegensätze sollten hier vielmehr im durchmischten Altersspektrum der Musizierenden zu erkennen sein, das von elf bis siebzig Jahren reichte. Moderatorin Nadine Garnitschnig führte durch den Abend und erklärte für jedes Stück den Bezug zum Motto. Das vielseitige Programm enthielt Klassiker aus Filmmusik und Musicals, Evergreens aus Pop und Barock sowie von Big-Band-Grössen arrangierte ­Leckerbissen fürs Gehör.

Zunächst lieferten sich die beiden Gruppen ein musikalisches Pingpong und spielten im Wechsel Titel wie «African Beat» oder ein Medley aus der Filmmusik von «Titanic». Nach der Pause setzten sich die Musikerinnen und Musiker um und bildeten ein grosses Orchester von sechzig Personen. Die beiden Dirigenten Luciano Bizzozero (HWK) und Michel Obrist (JmARB) wechselten sich am Pult ab. Für die Orchestermitglieder war dies ein besonderes Erlebnis. Eine der Herausforderungen sei gewesen, den neuen Dirigenten und dessen Dirigiersprache zu interpretieren und kennenzulernen, erzählt Posaunist Silvan Wernli (17) von der JmARB. Seine Kollegin Brigitte Frey an der HWK-Posaune konnte hier auf ihre langjährige Erfahrung als Hobby­musikerin zurückgreifen. Sie hat schon viele Dirigenten erlebt. «Mir wäre es zu meiner Jugendmusikzeit aber genau gleich gegangen wie Silvan heute», versichert die 47-Jährige.

Beeindruckender musikalischer Schulterschluss: Die beiden Orchester auf der Bühne im «Tägi» vor 350 Zuschauerinnen und Zuschauern. (Bild: zvg | Mario Roost)

Nur vier gemeinsame Proben
Für Frey war die grösste Herausforderung, dass man in einer doppelt so grossen Besetzung spielte. «Gerade, was die Lautstärke betrifft», sagt sie. Viel Zeit zum Einüben und Abstimmen von Details habe man nicht gehabt, erzählen die Posaunistin und der Posaunist. Gerade einmal vier gemeinsame Proben hatten die beiden Gruppen seit August, um das Programm einzustudieren. «Die Vorbereitungszeit war sportlich bemessen», sind sich die beiden Gebenstorfer einig. Vom Spielen Seite an Seite haben jedoch alle profitiert, erzählen Frey und Wernli. «Gewisse Stücke waren für uns anspruchsvoll, und die Jugendmusik hat einen grossen Schritt in ein höheres Niveau gemacht, indem wir die Stücke zusammen einstudierten», stellt Frey fest, die lange am Schlagwerk sass und mit der Posaune erst seit drei Jahren ein Tiefblechblasinstrument spielt. Ihr dreissig Jahre jüngerer Musikkollege Silvan Wernli bringt bereits mehr Erfahrung an den sieben Zugpositionen der Posaune mit. Er begann im Alter von neun Jahren mit dem Posaunenspiel. Man habe sich auch gegenseitig ein wenig über die Schulter geschaut. «Silvans Lockerheit und Souveränität im Spiel ist mir aufgefallen», sagt Brigitte Frey. «Auch wenn mal ein Vorzeichen falsch ist – bei den Jungen steht der Spass total im Mittelpunkt», so Frey.

Nach der halbstündigen Pause und dem Verkauf der Tombolalose hatte die Tambourenvereinigung Wettingen und Umgebung ihren Auftritt im Eventsaal des «Tägi». Sie zeigte als Auftakt in die zweite Hälfte des Konzertabends eine mitreissende Einlage, in der sie ihre Trommelschlägel durch die Luft wirbeln liessen. Anschliessend zeigte das grosse Orchester, gebildet aus mehreren Generationen, was es draufhatte. Die rund 350 Personen im Saal liessen sich von der Spielfreude gerne anstecken.