Klassik auf Visite im Klassenzimmer

Am Dienstag klang es im Schulhaus Au-Erle wie in einem Konzertsaal. Zu Gast waren Musikerinnen und Musiker des Argovia philharmonic.
Solo-Flötistin Miriam Terragni vom Argovia philharmonic demonstriert ihr Instrument in der Primarschule Au-Erle. (Bild: sim)

Es war kein Schultag wie jeder andere. Auf die Schülerinnen und Schüler der Primarschule Au in Brugg wartete am vergangenen Dienstag anstelle des üblichen Unterrichts eine Reihe von Workshops. Diese standen ganz im Zeichen der klassischen Musik. «Bisher haben wir mit unseren Schülerinnen und Schülern immer ein Kindertheater im Odeon besucht», erläuterte Primarlehrerin Franziska Haas, die das Projekt vonseiten der Schule mitorganisiert hat. «Nun wollten wir für einmal etwas ganz anderes machen, mit Musik anstelle von Theater.»

Im Rahmen eines Meetings von Kulturverantwortlichen traf sie vor einiger Zeit auf Adrian Zinniker, den Verantwortlichen für Musikvermittlung und Projekte beim Argovia philharmonic. Daraus entwickelte sich alsbald die Idee, an der Primarschule Au-Erle gemeinsam ein Projekt zu realisieren, um den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die Arbeitsweise professioneller Musikerinnen und Musiker zu geben und ihre Begeisterung für die klassische Musik zu wecken und zu befeuern. «Das Projekt passt sehr gut zu uns», freut sich die Primarlehrerin, «denn wir machen ohnehin bereits sehr viel Musik mit den Schülerinnen und Schülern und haben zudem einen Primarschulchor.»

Eintauchen in die Musik
So kam es, dass sich Adrian Zinniker  am Dienstagmorgen gemeinsam mit sieben Musikerinnen und Musikern in der Primarschule Au-Erle einfand. In insgesamt acht Workshops erhielten die Schülerinnen und Schüler Einblick in die Arbeitsweise eines Orchesters, die Funktionsweise der verschiedenen Instrumente und die theoretischen Grundlagen der Musik. Die Musikerinnen und Musiker des Argovia philharmonic erklärten den aufmerksam lauschenden Gruppen ihre Instrumente, von der Querflöte über das Horn bis hin zu Oboe und Fagott. Sie erläuterten, wie man den Instrumenten Töne entlocken kann, und gaben Kostproben ihres Könnens. «Mit meiner Flöte erzeuge ich ganz unterschiedliche Töne, indem ich aus einem anderen Winkel darüber puste, ganz ohne eine der Klappen zu drücken», klärte Miriam Terragni, Solo-Flötistin beim Argovia philharmonic, ihr Publikum auf.

Daneben gab es weitere Workshops, in denen die Kinder einen Zaubertrick lernten oder sich im Improvisationstheater und im Tanzen übten. «Die Workshops dauern je zwanzig oder vierzig Minuten, danach wird gewechselt», erörterte Franziska Haas den morgendlichen Ablauf. Aufgrund der eingeschränkten Zeit sei leider nicht möglich, dass alle Gruppen alle acht Workshops besuchen könnten. «Trotzdem erhalten sicher alle einen guten Einblick in die klassische Musik», so Haas.

Konzertluft schnuppern
Die Schülerinnen und Schüler wurden an diesem Morgen ganz schön gefordert. Schliesslich galt es, all das Gehörte und neu Gelernte bereits am Nachmittag zur Vorführung zu bringen. Um zwanzig vor zwei versammelten sich alle Gruppen – insgesamt rund 230 Teilnehmende – in der Turnhalle. Die erste halbe Stunde der Vorführung gehörte den Schülerinnen und Schülern, die eine bunte Mischung aus Gesang und Tanz zur Aufführung brachten. Anschliessend überliessen sie das Feld den Profis und kamen in den Genuss eines Klassikkonzerts – für einige wohl das erste überhaupt.

Einmaliges Ereignis
Aktuell gebe es keine unmittelbaren Pläne, die Workshop-Reihe in Zukunft zu wiederholen, so Franziska Haas. «Das ist bestimmt ein ganz besonderes Erlebnis für die Schülerinnen und Schüler, aber Ziel der öffentlichen Schule ist es halt auch, ganz verschiedene Kulturaspekte zu vermitteln», gibt die Lehrerin zu bedenken. Damit wird es wohl vorerst bei diesem einen Schulbesuch der Profimusikerinnen und musiker des «Argovia philharmonic» bleiben.

Das Orchester, welches 1963 unter dem Namen «Aargauer Sinfonie Orchester» gegründet wurde, umfasst knapp sechzig Musikerinnen und Musiker. Geleitet wird es vom norwegischen Chefdirigenten Rune Bergmann. In der Vergangenheit fiel das Orchester unter anderem dadurch auf, dass es auch weniger bekannten Werken eine Bühne bot. Gelegenheit, das Orchester live zu hören, gibt es am Sonntag, 4. Dezember, in Aarau.