«Nur das Positive bleibt hängen»

«Valentinos Traumtheater» gastiert mit dem Spektakel «Hotel Hotel» in Baden. Für drei Stunden taucht man ein in eine magische Welt.
Zirkusdirektor Vladimir Reznicek alias Valentino heisst die Gäste in seinem Zelt in Baden willkommen. (Bild: ub)

Der Hauptdrahtzieher des kleinen Theaterunternehmens heisst eigentlich Vladimir Reznicek und stammt aus dem heutigen Tschechien. Aber alle kennen ihn nur als Valentino. Nächstes Jahr feiert «Valentinos Traumtheater» 40-Jahre-Jubiläum. Fester Bestandteil sind seine Frau Corinna und die Töchter Michelle und Maja. «Dass wir als Familie alle am gleichen Strick ziehen und damit dieses Unternehmen erfolgreich am Leben erhalten, ist mein grösstes Geschenk», sagt der 75-jährige Direktor. Etwas anderes als Zirkus könnte er sich im Leben nicht vorstellen. «Ohne ihn wäre mein Dasein nicht mehr lebenswert», zeigt er sich überzeugt.

Immer auf Achse
Vladimir Reznicek ist seit er denken kann Artist. Mit sechs Jahren trat er mit Mutter, Vater und Schwester das erste Mal als Bodenakrobat auf. Seine Eltern kamen eigentlich vom klassischen Ballett. «Durch den Krieg und mangels Arbeit kamen wir damals zum Zirkus», erzählt er. Das Schöne am Zirkuswesen sei, dass man in so viele verschiedene Sparten eintauchen könne. «Nachdem mein Vater älter wurde und ich allmählich zu schwer war, um in der Luft herumgewirbelt zu werden, fing ich an, Glasbalance zu machen. Dann kamen ikarische Spiele dazu, bei denen der Untermann seinen Mitspieler auf den Füssen balanciert.»

Vladimir Reznicek bildete sich laufend weiter in Schauspielerei und Gesang. Er trat im Bernhardtheater, dem Opernhaus Zürich und an vielen anderen Veranstaltungen auf. «Die Geschäfte liefen gut, und ich war immer auf zwei Jahre hinaus ausgebucht», erzählt der Artist. Wann kam er dann auf die Idee, sein eigenes Unternehmen «Valentinos Traumtheater» zu gründen? «Ich war Gast im kleinen Circus Aladin in Zürich, auch das war ein Familienunternehmen. Und ich war so begeistert von der Vorstellung, dass ich sofort mit ins Team wollte», erzählt Reznicek.

Mit Optimismus gesegnet
Nach anfänglichem Zögern wurde er abgelehnt. «Da dachte ich: So etwas kann ich auch alleine auf die Beine stellen.» Vladimir Reznicek kaufte sich ein Zelt und brach zur ersten Tournee auf. «In den vergangenen vierzig Jahren haben wir uns stetig weiterentwickelt. So gut wie heute waren wir am Anfang bei Weitem nicht.» Valentino schmunzelt, und auf seinem Gesicht sind die Spuren der Zeit zu sehen. Vor allem die Lachfalten. «Ich bin ein durch und durch optimistischer Mensch. Wenn ich an die Vergangenheit denke, bleibt bei mir nur das Positive hängen», sagt er. Als schwerster Schlag in seinem Leben sieht er heute den Verlust seiner Eltern an, denen er enorm nahestand.

Vladimir, Michelle und Corinna Reznicek. Auf dem Bild fehlt Tochter Maja. (Bild: ub)

Liebe auf den zweiten Blick
Ehefrau Corinna Reznicek, heute 54, die eine Lehre zur Landwirtschaftsangestellten machte, war schon seit Langem Zirkusfan und arbeitete in verschiedenen Jugendzirkussen mit. Beim ersten Besuch von «Valentinos Traumtheater» waren nicht sofort Gefühle da. «Mein jetziger Mann war damals noch liiert. Als ich das zweite Mal hinging, nicht mehr. Und dann hat die Liebe wie ein Blitz eingeschlagen», erzählt sie. Heute sind Vladimir und Corinna mit ihren beiden Töchtern überhaupt Voraussetzung dafür, dass der Betrieb funktioniert. Allesamt sind sie Multitalente. Sowohl für die Küche, die in einem speziellen Wagen untergebracht ist, als auch für das Bühnengeschehen. Wie sie sich in der aktuellen Show einsetzen, soll eine Überraschung bleiben. Auf jeden Fall sei verraten, dass auch Michelle Rezniceks Katze einen Starauftritt hat.

Intim und persönlich
Weiss gedeckte Tische, ein golden glitzernder Vorhang und viel Weihnachtsschmuck: Das Ambiente in «Valentinos Traumtheater» ist sehr persönlich gestaltet. Die Intimität mit maximal 240 Plätzen gibt Vladimir Reznicek die Gelegenheit, direkt mit dem Publikum zu interagieren. «Früher ging ich in grossen Zirkussen vom Hintereingang auf die Bühne und dann direkt wieder raus», erzählt er. «In unserem kleinen Zelt bin ich nahe bei den Zuschauerinnen und Zuschauern und habe einen viel direkteren Draht zu ihnen.» Das sei ganz ungezwungen. «Und daraus sind schon viele Ideen entstanden, die wir später in unser Programm miteinbezogen haben.»

Die Show «Hotel Hotel» von «Valentinos» Traumtheater auf dem Trafoplatz in Baden läuft noch bis zum 13. Januar 2023. Weitere Informationen findet man unter valentinos-traumtheater.ch.