Der Fusion mit Brugg einen Schritt näher

Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Aber der Kreditantrag für die Prüfung des Gemeindezusammenschlusses fand klare Unterstützung.
Abstimmung in Villnachern: Die Zustimmung zur geplanten Fusion mit Brugg ist eindeutig. (Bild: pbe)

Einen respektvollen Umgang wünsche er sich, sagte Gemeindeammann Roland König einleitend, eine auf demokratischen Prinzipien geführte Diskussion. Nach der Begrüssung der Gäste – darunter aus Brugg Frau Stadtammann Barbara Horlacher und Einwohnerratspräsident Michel Indrizzi – gab König die Präsenz bekannt: Die Turnhalle war mit 229 der insgesamt 1125 Stimmberechtigten (20 Prozent) überdurchschnittlich gut gefüllt. Wegweisendes war zu überdenken: Sollte weiterhin auf eine Fusion mit Brugg hingearbeitet werden? Und was bedeutet eine solche Entscheidung für die Zukunft der Badi und der Schule?

«Weiche» Faktoren
Während einer Dreiviertelstunde beleuchtete der Gemeindeammann die wesentlichsten Argumente, die für oder gegen einen Zusammenschluss sprechen. Aus den Erfahrungen mit früheren Fusionsprojekten erwähnte er zunächst einige «weiche» Faktoren: Nach einer Fusion behält der Ortsteil Villnachern seinen Namen, und alle Strassennamen bleiben wie bisher. Als offizielles Wappen gilt dann dasjenige von Brugg; das Villnacherer Wappen kann aber weiterhin geführt werden, zum Beispiel in Vereinsflaggen.

Gemeindeammann König präsentierte dann die Chancen und Risiken einer Fusion mit Brugg. Ausführlich besprach er die einzelnen Positionen, die sich in Vorgesprächen herauskristallisiert hatten, so etwa die bessere Nutzung vorhandener Bodenreserven, die Stärkung des politischen Einflusses, die stabile und professionelle Besetzung der Verwaltungsstellen, die Kosteneinsparungen dank Synergieeffekten oder der attraktive Steuerfuss und die robusten Finanzen. Auf der anderen Seite stehen der Verlust der Eigenständigkeit, der gefühlte Verlust der Identität und die grössere Distanz von Verwaltung und Behörden zur Bevölkerung. In seinen Ausführungen liess König erkennen, dass die Vorteile eines Zusammenschlusses mit Brugg im Verständnis der Behörden klar überwiegen.

Diverse Einzelaspekte müssen aber noch vertieft und unter professioneller Leitung abgeklärt werden. Dazu gehört die Frage nach den zukünftigen Schulstandorten. So oder so bleiben der Kindergarten und die Primarschule in Villnachern. Mittel- bis langfristig sollen die Jugendlichen der Oberstufe aber die Schulen in Brugg besuchen. Dies dürfte die Schliessung der Bezirksschule in Schinznach zur Folge haben, die jetzt schon knappe Schülerzahlen ausweist und zudem erheblichen Investitionsbedarf hat. Unabhängig von der Fusionsfrage planen sowohl Brugg als auch Möriken-Wildegg einen Ausbau ihrer Schulanlagen.

Und die Badi?
Angesichts eines voraussehbaren enormen Investitionsbedarfs hat der Gemeinderat eine Entwicklungsstudie für das ganze Badi-Areal und das daran angrenzende Gelände in Auftrag gegeben. Diese skizzierte in einer ersten Ideensammlung vierzehn vorstellbare zukünftige Konzeptvarianten, einsehbar auf der Homepage der Gemeinde (villnachern.ch). Daraus geht hervor, dass auf jeden Fall grössere Kosten zu stemmen sind, dass aber auch ein kostenneutraler Betrieb vorstellbar ist. Bis zu einer detaillierteren Projektierung und danach zur Realisierung und zum Betrieb wird es jedoch noch längere Zeit dauern. Bis dahin bleibt die Badi – unabhängig vom Fusionsentscheid – in ihrer gegenwärtigen Form erhalten.

Deutliches Verdikt
Die genauen finanziellen Auswirkungen eines Zusammenschlusses können erst im Rahmen der Projektierung beziffert werden. Immerhin stehen erhebliche Beiträge des Kantons in Aussicht, so 400 000 Franken bei erfolgter Fusion sowie eine Weiterführung der Finanzausgleichszahlungen für acht Jahre (derzeit 300 000 Franken pro Jahr für Villnachern). Anderseits sind Projektkosten in der Höhe von 60 000 Franken pro Gemeinde zu erwarten, und genau um diese Summe ging es beim gemeinderätlichen Antrag. Der Verpflichtungskredit umfasst die Prüfung eines Gemeindezusammenschlusses der Einwohnergemeinden Brugg und Villnachern sowie die Ausarbeitung eines Fusionsvertrags. Dem stimmten nach kurzer Diskussion 147 Personen zu, 73 lehnten die Vorlage ab, und 5 Personen enthielten sich der Stimme. Im Anschluss an die Gmeind zeigte sich Roland König erfreut über den klaren Ausgang der Abstimmung: «Ein knappes Mehr auf die eine oder andere Seite hätte ungute Gefühle hinterlassen.» Wenn dem Projekt zukünftig nichts im Wege steht, ist der Start der fusionierten Gemeinde auf den 1. Januar 2026 zu erwarten.

Budget 2023, Infos und Dank
Grossmehrheitliche Zustimmung fanden im Anschluss ein Verpflichtungskredit von 40 000 Franken für ein öffentliches Erste-Hilfe-Notfallsystem sowie das Budget, das auf einem Steuerfuss von 120 Prozent beruht. Unter Verschiedenem wies König unter anderem auf den miesen Zustand der Wildischachenstrasse hin, auf den Verkauf von Feuerwehrmaterial und auf die geplante Sanierung des Mehrzweckgebäudes mit dem Kindergarten. Schliesslich bedankte er sich bei Rino und Esther Hartmann, die seit zehn Jahren als Allrounder im Dienst der Gemeinde stehen. König selbst wurde ebenfalls für zehn Jahre geehrt, zunächst als Gemeinderat und danach als Ammann von Villnachern.