«Ich mag die Herausforderungen»

In Abu Dhabi holte sich Nils Stump als erster Schweizer Judoka einen Grand-Slam-Sieg. Wie tickt der 25-jährige?
Beeindruckt mit seinen Wurfqualitäten: Judoka Nils Stump. (Bild: zvg)

Der siebenjährige Nils war ein überaus aktives Kind, und seine Eltern fanden, dass es Sinn machen würde, diese überschüssige Energie in sportliche Aktivitäten umzuwandeln. Wie es der Zufall so wollte, befand sich Nils’ Elternhaus nur eine kurze Wegstrecke, also gerade mal zwei Minuten Fussweg, vom Judo-Club Uster entfernt. Was damals mit einem unverbindlichen Schnuppern im Club begann, hat sich mittlerweile zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. «Die Sportart hat mir sofort gefallen, und sie hat mich seither nicht mehr losgelassen», erzählt Stump bescheiden. «Judo ist mein Leben. Ich mag die Herausforderungen – vor allem im Wettkampf, wenn es darum geht, gegen meine Konkurrenten zu gewinnen.»

Hervorragende Wurfqualitäten
Der am Nationalen Judo-Leistungszentrum Brugg trainierende Athlet ist seit etwas mehr als einem Monat zurück aus den arabischen Emiraten. Ihm gelang im Oktober in Abu Dhabi ein IJF-Welttour-Turniersieg als erstem Schweizer überhaupt. Eine beachtliche Leistung. Der Windischer hat insbesondere mit seinen Wurfqualitäten überzeugt. «An dieser japanischen Kampfsportart fasziniert mich vor allem der Kampf Mann gegen Mann», sagt er. «Wenn ich auf die Matte trete, bin ich vollkommen auf mich alleine gestellt. Ich konnte alle meine Kontrahenten auf den Rücken legen und handelte mir auch keine Strafpunkte ein», so Stump stolz. Dieser Sieg bedeutet für den Windischer einen beachtlichen Schub Richtung Olympiaqualifikation für Paris 2024. Um sich zu qualifizieren, geht es darum, in naher Zukunft an jedem Turnier möglichst viele Punkte zu sammeln, um in die Top 16 der Weltrangliste zu gelangen.

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Der Windischer Nils Stump holt sich einen Turniersieg bei der IJF-Welttour in Abu Dhabi. (Bild: zvg | IJF, Sabau Gabriela)

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Sport als Lebensbasis
Nils Stump ist in einer eher sportlichen Familie gross geworden. Er erinnert sich, dass er mit seinem Bruder immer viel Zeit draussen verbracht hat mit Spielen und Velofahren. Heute trainiert der Athlet zweimal täglich. Je nachdem, in welcher Saisonplanung er sich befindet, kann es auch mehr sein. Samstags finden lediglich Morgentrainings statt, und der Sonntag ist als Ruhetag angedacht. «Ich brauche Pausen», so Stump. «Judo ist sehr vielseitig, und, um erfolgreich zu sein, spielen viele Faktoren eine Rolle. Kraft, Ausdauer, Technik, aber auch die mentale Stärke sind überaus wichtig.» Stump startet in der Gewichtsklassenkategorie bis 73 kg. Einen bemerkenswerten Punkt nimmt in seinem Trainingsplan auch die Ernährung ein. «Ich arbeite mit einer Ernährungsberaterin zusammen. Das ist wichtig, insbesondere dann, wenn es darum geht, vor dem Wettkampf Gewicht zu verlieren» so Stump.

Dank Sportschule früh die Weichen gestellt
Mit Eintritt in die Sekundarstufe besuchte Nils Stump eine Sportschule, die «Kunst- und Sportschule Zürcher Oberland» in Uster. Die KV-Lehre hat der Spitzensportler an der «United School of Sports» abgeschlossen. Eine ideale Kombination. Morgens und abends wurde trainiert, dazwischen waren Franzwörtli-Büffeln und der Satz des Phytagoras angesagt. Neid hat Stump nie erlebt. «Ich war während der Sportschule immer unter Gleichgesinnten, die an ihren eigenen Karrieren arbeiteten, und das Verhältnis war überaus kollegial». Ein Lebensmotto hat der Vollzeit-Leistungssportler zwar keines, dafür ein Ritual vor jedem Wettkampf, welches ihm bis anhin viel Glück gebracht hat. «Direkt vor jedem Kampf klopfe ich mit der Handfläche meinen ganzen Körper ab», sagt de Spitzensportler. Und es scheint zu nützen. Der heute 25-Jährige wurde zwischen 2010 und 2013 in unterschiedlichen Gewichtsklassen vier Mal Schweizer Meister der Kadetten sowie 2013, 2014, 2016 und 2017 Schweizer Meister der Junioren. Auf internationaler Ebene holte er sich im Nachwuchsbereich im Jahr 2016 eine Drittplatzierung an der U23-Europameisterschaft, und im Jahr 2017 zeichnete ihn die Stadt Uster mit dem Sportpreis aus. Ende März 2018 machte er mit einem dritten Platz beim Grand Prix von Tiflis auf sich aufmerksam und wiederholte dieses Ergebnis im Januar 2020 beim Grand Prix von Tel Aviv. Auch gewann er im selben Jahr eine Silbermedaille beim Grand Slam von Budapest. Bei den 2021 ausgetragenen Olympischen Sommerspielen belegte Nils Stump in Tokio den 17. Rang.