Ein Schiffstunnel durch die Lägern

«Hinschauen statt durchfahren» – in vielen Facetten ­werden Gegenwart und Geschichte des Limmattals in einem neuen Buch beleuchtet.
Bruno Meier, Helene Arnet und Urs Tremp sprechen an ihrer Buchvorstellung verschiedenste Themen zum Limmattal an. (Bild: bkr)

36 Kilometer lang – vom Zürichsee bis zur Mündung in die Aare – ist die Limmat und damit auch ihr Tal. «Zwischen Zürich und Baden wird dieses vor allem als gesichtslose, graue Agglomeration wahrgenommen», sagt der Badener Historiker Bruno Meier. Er hat in seinem Verlag «hier + jetzt» unter dem Titel «Das Limmattal – Hinschauen statt durchfahren» ein Buch lanciert, das die lebenswerten Seiten und Qualitäten dieser Agglomeration aufzeigen soll. Mit ins Boot für seine Fahrt durch Geschichte und Gegenwart hat Meier die Dietiker Journalistin Helene Arnet und deren Badener Berufskollegen Urs Tremp genommen. Für aktuelle – neben Zeitdokumenten – Illustrationen war der Dietiker Fotograf Erich Berchtold im facettenreichen Lebensraum Limmattal mit seiner Kamera unterwegs.

Buchvernissage in der Wettinger Gemeindebibliothek. Im Gespräch sucht das Autoren-Trio nach gemeinsamen Verbindungen zum Thema Limmattal. Die werden rasch gefunden und heissen Shoppingcenter Spreitenbach sowie «Fressbalken», die Würenloser Restaurantbrücke über die A1. Meier erinnert sich, wie er als Jugendlicher die stets nach dem Abschluss der Rennsaison im «Shoppi» ausgestellten Formel-1-Wagen bewundert hat.

Brunch im «Fressbalken»
Tremp kommt der Brunch – «damals etwas völlig Neues» – mit der Familie im «Fressbalken» in den Sinn. Und Arnets Familie besuchte in Spreitenbach das erste Burger-Restaurant. «Die vom Restaurant waren allerdings etwas irritiert, als mein Vater einen Tisch reservieren wollte.»

Gegliedert ist das Buch in die sechs Kapitel – Geschichte, Natur, Wirtschaft, Verkehr, Siedlung und Kultur. Einiges an Raum wird der «ewigen» Rivalität zwischen den Städten Baden und Zürich gewidmet. Baden war zur Römerzeit fast eine Metropole, Zürich ein bescheidenes Kastell – wirklich grossgeworden ist Zürich erst durch Eingemeindungen. Um sich in dieser kurzen Besprechung der mehr als 270 Seiten nicht zu verzetteln, bleiben wir doch gleich im Bereich der Historie und schlagen das Thema Verkehrswege auf. Stichworte sind Spanisch-Brötli-Bahn, Rangierbahnhof Limmattal (dem einst der Flugplatz Spreitenbach weichen musste), die Autobahn und neu auch die Limmattalbahn.

Grosse Projekte in der Flussschifffahrt
Besonders erwähnenswert ist einer der ältesten Transportwege – der Fluss, die Limmat. Mit Staunen liest man von grossen Flussschifffahrtsprojekten, die in den 1920er-Jahren diskutiert wurden. Eine der Ideen war, eine Verbindung zum Rheinhafen Basel und somit zur Nordsee zu schaffen. Vom Rhein her sollte die Limmat vom Wasserschloss bis nach Zürich schiffbar gemacht werden. Im Brugger Schachen sollte ein grosser Hafen für Lastkähne entstehen. Im Brugger Schachen sollte ein grosser Hafen für Lastkähne entstehen. Wie aber die Klus von Baden überwinden? Schleusen und Staustrecken bei den Bädern, in der Klus und rund um die Wettinger Klosterhalbinsel waren nicht realistisch. Die Idee aus dem Jahr 1924: Im Raum Kappelerhof eine Schleuse bauen. Von dort einen Kanal durch das Römerquartier am Kursaal vorbei hin zu einer Kanalbrücke, mit welcher die Limmat überquert werden sollte. Anschliessend ein Kanaltunnel durch die Lägern hinüber ins Wettinger Feld bis ins Tägerhard, wo mit einer Schleuse wieder die Limmat erreicht worden wäre. Rasch zeigten Kostenrechnungen (21 Millionen Franken im Jahr 1924), dass Schiffsfracht auf dieser Route deutlich teurer würde als ein Transport per Bahn.