«Niemand kann es kontrollieren»

Dem Badener «Bitcoin-Stammtisch» ist ein Verein entsprungen. Am Samstag nahmen über 180 Personen an der erster Bitcoin-Konferenz teil.
Experten diskutieren im Podiumsgespräch in der BBB-Aula mit Moderator Raphael Nemeth (ganz links). (Bild: sim)

«Angefangen hat alles damit, dass sich einige Leute aus Baden, die sich für Bitcoin interessierten, regelmässig zum Austausch über Bitcoin trafen», erzählt Sewan Eroyan, Vorstandsmitglied des Vereins «Bitcoin Baden». An diesen «Stammtisch»-Treffen wurde schnell klar, dass in der Stadt ein grosses Know-how im Bereich Bitcoin vorhanden ist. Daraus entstand die Idee, einen grösseren Bitcoin-Event in Baden zu veranstalten. Mit der ganztägigen Konferenz am vergangenen Samstag hat der Verein seinen Plan erfolgreich in die Tat umgesetzt. «Wir freuen uns ausserordentlich, dass sich mehr als 180 Personen für diese erste Konferenz angemeldet haben», strahlt René Albert, ebenfalls Vorstandsmitglied des Vereins «Bitcoin Baden», bei seiner Begrüssungsrede in der Aula der Berufsfachschule Baden.

Für Anfänger und Profis
Der Event richtete sich sowohl an eingefleischte Bitcoin-Profis als auch an blutige Anfänger. Obwohl Bitcoin die älteste und stärkste Kryptowährung am Markt ist, sorgt das Thema teilweise nach wie vor für Verwirrung. «Eines unserer Ziele ist es, den Menschen Bitcoin zu erklären und sie beim Einstieg zu begleiten und zu unterstützen», erklärt Sewan Eroyan. Begleitend zu diversen Fachreferaten rund um das Thema Bitcoin bot sich den Besuchenden an der Konferenz die Möglichkeit, die Funktionsweise und die Entstehungsgeschichte von Bitcoin zu erforschen.

Bitcoin ist eine Kryptowährung, bei der Transfers mittels kryptografischer Prozesse legitimiert werden. 2009 wurde Bitcoin von einer Person oder einer Gruppe unter dem Pseudonym «Satoshi Nakamoto» veröffentlicht. Bis heute ist nicht bekannt, wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt. Wie viele andere Kryptowährungen basiert sie auf der «Blockchain»-Technologie. Dabei handelt es sich um eine digitale Liste, in die laufend die Veränderungen der Bitcoin-Besitzverhältnisse eingetragen werden.

Für digitale Währungssysteme ist die Blockchain deshalb interessant, weil jede beantragte Änderung der Liste von einer Vielzahl gleichberechtigter Kontrollstellen – sogenannte «Nodes» – verifiziert wird, bevor die Änderung in die Blockchain eingetragen wird. Bitcoin ist somit eine digitale Liste, die durch ein dezentrales Netzwerk gleichberechtigter Rechner überprüft wird. Dadurch ist Bitcoin aktuell praktisch fälschungssicher, da ein potenzieller Angreifer – vereinfacht gesagt – mehr Rechenleistung aufwenden muss, als alle ehrlichen Benutzer von Bitcoin gemeinsam, um einen falschen Eintrag zu verifizieren oder die Blockchain im Nachhinein zu verändern. «Dadurch muss man bei Bitcoin niemandem vertrauen. Niemand kann es kontrollieren, weder Unternehmen, Staaten noch Individuen», erläutert Sewan Eroyan die Vorzüge von Bitcoin.

Die Kehrseite der Medaille
Die Vorteile von Bitcoin gegenüber anderen, neueren Kryptowährungen liegt vor allem im Ausmass, welches das Netzwerk der Beteiligten inzwischen erreicht hat. Dadurch ist Bitcoin faktisch vor einer Abschaltung durch zentrale Stellen geschützt. Eine neue, zentralisierte Kryptowährung hingegen ist angreifbar.

Wie alles im Leben hat aber auch Bitcoin eine Schattenseite. Genau wie das Fiatgeld der Zentralbanken ist Bitcoin in sich nicht werthaltig. Im Gegensatz zu Zentralbanken liegt ihr aber auch nicht die Wirtschaftsleistung eines Währungsraums zugrunde. Der Wert der Kryptowährung hängt vielmehr nur davon ab, dass sie weiterhin nachgefragt und benutzt wird. Mittlerweile kann man bereits an vielen Orten mit Bitcoin bezahlen. Aufgrund der Unkontrollierbarkeit ist es inzwischen auch ein bevorzugtes Zahlungsmittel für Schwarzmarkt­geschäfte. Zudem ist die Verifikation von Bitcoin-Transaktionen äusserst energieintensiv. Am Ende muss also jeder für sich Vor- und Nachteile abwägen.