Ursprünglich wollte sich David Tschümperlin schon gleich nach der Kochlehre im Würenlinger Restaurant Sternen selbständig machen. «Doch glücklicherweise hat es mit der Bar nicht geklappt, die ich übernehmen wollte», erzählt der 35-Jährige. «Wahrscheinlich wäre ich überfordert gewesen und hätte nicht in der Hotelfachschule und als Angestellter so viel dazugelernt, dass ich nun das Vertrauen habe, das ‹Phra Nakhon› zusammen mit meiner Frau zum Erfolg machen zu können.» Tschümperlin ist in Badens Gastroszene kein Unbekannter: Er war Geschäftsführer im Biergarten und zuletzt Resident Manager des Blue City Hotels. Als Mitbesitzer Werner Eglin, dem auch der «Goldene Schlüssel» an der Limmatpromenade gehört, ihm erzählte, Philipp Eberhart werde seinen Pachtvertrag nicht verlängern, sahen David und seine Frau Joy die Chance, ihren Traum zu verwirklichen.
In Bangkok verliebt
Der Badener und die Thailänderin lernten sich 2013 bei einem Club-Besuch in Bangkok kennen, als David mit einem Freund vier Wochen durch Asien reiste. Der Lehrerin für Programmierung gefiel das herzliche Lachen des Schweizers. Sie schickte einen Kollegen zu David, um zu fragen, ob er mit ihr tanzen möchte. «Obwohl Joy am folgenden Tag nach England und ich nach Kambodscha flog, wurden wir ein Paar», erzählt David Tschümperlin. Er stornierte kurzerhand seine Tauchwoche, um seine neue Freundin nach ihrer Rückkehr wiedersehen zu können.
Zwei Jahre lang führten sie eine Fernbeziehung mit all den Trennungsschmerzen und Zweifeln – bis Joys Mutter ihn fragte, wann er ihre Tochter heiraten würde … Das Paar hätte wohl noch etwas mit diesem Schritt gewartet. Doch nach Tschümperlins Abschluss an der Hotelfachschule trauten sie sich, damit Joy zu ihm in die Schweiz ziehen konnte. Die erste Zeit war herausfordernd, weil die 36-Jährige noch kein Deutsch sprach. Seit sie die Sprachbarriere überwunden hat, fühlt sich Joy Tschümperlin gut akklimatisiert. «Ich bin anpassungsfähig und fühle mich auch in anderen Kulturen als meiner eigenen wohl. Nur meine Familie fehlt mir», sagt die gebürtige Thailänderin. Aus diesem Grund telefoniert sie heute noch jeden Tag mit ihrer Mutter. Da ihre IT-Diplome hierzulande nicht anerkannt sind, unterrichtet sie bei der Eventküche Baden. Das nötige Fachwissen bringt sie mit, da sie früher oft der Mutter half, die ein kleines Restaurant hat. So war es naheliegend, dass das Pächterpaar auch im Traditionslokal im Bäderquartier thailändische Gerichte serviert. «Bei unserer Standortanalyse habe wir dennoch Alternativen in Betracht gezogen, etwa Fusion- oder Schweizer Küche», erläutert David Tschümperlin. «Wir kamen aber zu dem Schluss, dass ein gehobeneres Thai-Restaurant mit einem schönen Ambiente sowie möglichst viel Gemüse und Fleisch aus der Region gute Chancen haben sollte.»
Trotzdem hat das Paar hin und her überlegt, ob dies der richtige Moment für den Schritt in die Selbständigkeit ist. Einerseits war die Gastronomie von der Pandemie besonders stark betroffen, andererseits ist es nun schwieriger, geeignetes Personal zu finden. Vor allem aber trägt das Paar auch die Verantwortung für seinen dreijährigen Sohn, auf dessen Kosten die Verwirklichung ihres Traums nicht gehen soll. «Um genug Zeit für ihn zu haben, ist das Restaurant vorerst nur von Donnerstag- bis Montagabend geöffnet. Zudem unterstützen uns meine Eltern, bei denen wir ihn in bester Obhut wissen.» Eine Herausforderung wird auch sein, dass die beiden erstmals Berufs- und Privatleben teilen.
Keine Buffets im Angebot
Die Modernisierung des Gastraums mit 34 Plätzen haben die Pächter selber finanziert. David Tschümperlin und ein Servicemitarbeiter werden die Gastgeberrolle übernehmen, während Joy zusammen mit zwei Angestellten die authentischen Speisen zubereiten wird. «Bei uns wird es keine Buffets geben. Wir kochen alles frisch», betont sie. Dies und die hohe Qualität der verwendeten Zutaten haben zur Folge, dass die Preise für eine Hauptspeise höher liegen als in den meisten anderen Thai-Restaurants, etwa zwischen 25 und 40 Franken.
Auf der Suche nach einem Namen für das Restaurant dachte das Ehepaar übrigens zuerst an eine Übersetzung von «Goldener Schlüssel», doch gefiel ihm «Kunchae Thong» nicht. Schliesslich kam es auf «Phra Nakhon» (ausgesprochen Pra Nakon). «Den kann man sich zwar nicht so leicht merken wie den weitverbreiteten Blue Elephant, doch klingt er cool und bezeichnet eine bedeutende alte Stadt. Und das passt ja zu Baden!» Das Restarant Phra Nakhon eröffnet am 27. Dezember um 18 Uhr.