Seit 2020 gehören die rund 1300 Einwohnerinnen und Einwohner von Schinznach-Bad zu Brugg. Im Einwohnerrat vertreten ist der Ortsteil aktuell jedoch nur mit einer Person. Esther Graf (EVP) sitzt seit Herbst 2021 in der Exekutive – und tut dies auch noch bis Ende April dieses Jahres. Dann zieht die 64-jährige Pfarrerin von Birr aufgrund ihrer Pensionierung aus der Gemeinde weg. Damit entfällt – zumindest bis zu den nächsten Wahlen – die Stimme aus Schinznach-Bad im Einwohnerrat.
Direkter Draht zur Bevölkerung
Die Zeit vor ihrem Rücktritt will Esther Graf nutzen, um die Einspeisung der Schinznach-Bader Themen ins 50-köpfige Gremium zu fördern. Beim Weihnachtsessen des Brugger Einwohnerrats im Salzhaus stiess sie bei Kollegin Angelika Curti (Die Mitte) und den Kollegen Miro Barp (SVP) und Ruedi Füchslin (FDP) auf offene Ohren. Das überparteiliche Quartett beschloss spontan, die Bevölkerung von Schinznach-Bad Ende Januar zu einem lockeren Austausch einzuladen. Bei der Veranstaltung werden Vertreterinnen und Vertreter aller Parteien, also auch der Grünen, der GLP und der SP, vor Ort sein.
In einem ersten Schritt geht es darum, in ungezwungenem Rahmen Bedürfnisse und Anliegen der Schinznach-Baderinnen und -Bader zu sammeln. «Ich wohne nun seit fünfzig Jahren in Brugg, habe aber keine Ahnung, wo es in Schinznach-Bad einen neuen Spielpatz braucht und warum man beispielsweise eine Unterführung möchte», sagt Ruedi Füchslin. Sie habe über ein Mitglied ihrer Partei gehört, dass die Optimierung der Schul- und Schwimmunterrichtszeiten und die bessere Anbindung mittels öffentlichen Verkehrs für die Bevölkerung von Schinznach-Bad ein Thema sei, ergänzt Angelika Curti. Und Miro Barp fügt an, dass er vor allem im Bereich des FC mit Bewohnerinnen und Bewohnern des Ortsteils in Kontakt komme, die Bedürfnisse dabei aber auf den Fussball fokussiert seien. «Wir wollen nicht aufgrund von Einzelmeinungen und Hörensagen politisieren, sondern den direkten Draht zur Schinznach-Bader Bevölkerung suchen», sind sich die vier Einwohnerrätinnen und Einwohnerräte einig. «Politik basiert auf zwischenmenschlichen Beziehungen», betont Miro Barp.
Überparteilicher Aspekt
Dass der Brückenschlag mit Schinznach-Bad schwieriger ist als etwa mit Umiken, Lauffohr oder Altenburg, orten Barp, Curti, Füchslin und Graf vor allem in der geografischen Ausgangslage. «Mit den übrigen Quartieren und Ortsteilen ist Brugg organisch zusammengewachsen, zwischen Schinznach-Bad und Brugg liegt hingegen ein grosser Wald», sagt Angelika Curti. Es sei deshalb naheliegend, dass der Austausch nicht «von selbst» passiere. Dass die Anliegen der Schinznach-Baderinnen und -Bader genau gleich zu gewichten sind wie diejenigen der anderen Ortsteile und Quartiere, ist für die vier Einwohnerrätinnen und Einwohnerräte klar. «Alle haben das Recht mitzureden», sagt Miro Barp. Und Ruedi Füchslin ergänzt: «Es ist unsere Pflicht und unsere Verantwortung, die Menschen aus Schinznach-Bad mitzunehmen in die politischen Prozesse.»
Die Veranstaltung vom 21. Januar ist laut Füchslin dennoch nicht als «Podium für ansonsten unbeteiligte Bittstellerinnen und Bittsteller» gedacht – und schon gar nicht als Profilierungsanlass für die Politikerinnen und Politiker. «Schön wäre, wenn aus Schinznach-Bad selbst Initiativen entstünden und wir bei deren Umsetzung Hand bieten könnten», so der FDP-Einwohnerrat. «Wir wären ganz einfach gerne Teil des Spiels.» Wichtig ist den Initiantinnen und Initianten der Austauschveranstaltung der überparteiliche Aspekt. «Natürlich bringen wir die Anliegen aus Schinznach-Bad auch in unsere Parteien ein», sagt Angelika Curti. «Das Ziel ist aber die überparteiliche Arbeit.» Man wolle keine Gräben im Einwohnerrat, sondern strebe eine konstruktive Zusammenarbeit an. «Schliesslich engagieren wir uns alle für dasselbe Ziel: eine lebenswerte Stadt», so Curti.
Weitertragen der Themen
Und was geschieht mit der Sammlung an Anliegen, die am 21. Januar zusammenkommt? «Wir schauen gemeinsam, in welcher Form wir die Themen weitertragen und einbringen», sagen die vier Einwohnerrätinnen und Einwohnerräte. «Wir freuen uns auf dieses Experiment», so Miro Barp. «Und sollten wir irgendwo anstehen, entwickeln wir gemeinsam eine neue Idee.»
Samstag, 21. Januar, 13.30 bis 15 Uhr
Foyer der Mehrzweckhalle, Schinznach-Bad