Das Geheimnis vom Bözberg ist gelüftet

Vor zehn Jahren vergruben drei Bözberger an einem geheimen Ort einige Schriftstücke und eine Flasche Wein. Nun war Zeit für den Aushub.
Alter Grenzstein aus dem Jahre 1657 mit dem Brugger Wappen entlang der Strasse Stalden–Linn: Hier lagen in der Nähe die Fusionsdokumente Bözberg während zehn Jahren vergraben. (Bild: zvg)

Rund 400 Meter nördlich der Linner Linde, beim Pt. 581, stiessen bis zum Jahresende 2012 die drei Gemeinden Linn, Gallenkirch und Unterbözberg zusammen. Bei Sonnenuntergang haben sich vor zehn Jahren am späten Silvesternachmittag drei unentwegte Bözberger aus den drei ehemaligen Gemeinden getroffen und ein paar Gedanken ausgetauscht. An einem geheim gehaltenen Ort, ganz in der Nähe, vergruben die drei unterlegenen Befürworter der «Eigenständigkeitserhaltung der Gemeinden auf dem Bözberg» damals in aller Stille eine Schatulle. Darin waren verschiedene Dokumente aus den denkwürdigen Veranstaltungen und Abstimmungen sowie Schriftstücke aus den Jahren 2010, 2011 und 2012, die im Zusammenhang mit der Gemeindefusion standen, enthalten (der «General-Anzeiger» berichtete am 10. Januar 2013).

Nun wurden die Dokumente feierlich ausgegraben. (Bild: zvg)

Wie geplant wurden die Dokumente nun zehn Jahre später wieder ausgegraben, mit der Absicht zu beurteilen, in welchem Mass die in Aussicht gestellten Vorteile des Fusions-projekts umgesetzt werden konnten beziehungsweise ob die befürchteten Nachteile spürbar sind. Heute, so die drei Bözberger «Dokumentengräber», könne erfreulicherweise festgestellt werden, dass die befürchtete Steuererhöhung – aus der Sicht von Unterbözberg – nicht eingetroffen sei und für die drei anderen Ortsteile zum Teil tiefer lägen. Das Interesse an der direkten Demokratie, gemessen an der Präsenz an den Gemeindeversammlungen, sei aber leider wie befürchtet erheblich gesunken: Während in der fusionierten Gemeinde Bözberg seit 2013 nur noch eine Beteiligung von 7 bis 8 Prozent zu verzeichnen sei, sei die Gemeindeversammlungspräsenz in den zehn Jahren vor der Fusion doch erheblich höher gewesen: Linn 33 Prozent, Gallenkirch 30 Prozent, Unterbözberg 11,5 Prozent und Oberbözberg 11 Prozent.

Die Schulschliessung in Oberbözberg und die damit verbundene Standortwahl der Gemeindeverwaltung an der Peripherie der fusionierten Gemeinde wird von den «Dokumentengräbern», die anonym bleiben wollen, immer noch bedauert. Dies gilt auch für die Wiederherstellung des Ortschaftsnamens Linn beziehungsweise dessen Eintragung im Ortschaftsregister des Bundes (so wie zum Beispiel Umiken).

Zusammenfassend wurde im Waldstück bei der Linner Linde festgestellt, dass die Fusion Tatsache ist und bei allen Befürchtungen das Positive überwiegt. Und um aus dem Facebook-Eintrag des heutigen Vizeammann Thomas Obrist vom 15. Februar 2012 zu zitieren: «Man kann es drehen und wenden, wie man will. Weder Befürworter noch Fusionsgegner können mit abschliessender Sicherheit sagen, was die Konsequenzen einer fusionierten Gemeinde sind.» Nebst zahlreichen Dokumenten war in der besagten Schatulle auch eine Flasche Schinznacher vergraben, welche die Zeit gut überstanden hatte. Zu dritt stiess man draussen im Wald aufs neue Jahr, die Gemeinde Bözberg und den Ortsnamen Linn an.