Im Roten Haus in Brugg gegründet

Morgen vor fünfzig Jahren trafen sich 51 Personen im Hotel Rotes Haus in Brugg. Dies war der Beginn der OL-Gruppe Cordoba.
Die Gründungsversammlung vom 13. Januar 1973 im «Roten Haus» wählte ihren Vorstand mit (stehend von links) Ernst und Ursula Berger, Brugg, Viktor Meier, Birmenstorf, Ruedi Keller, Nussbaumen, Peter Kalt, Riniken, Karl John, Gast und amtierender Vizeweltmeister, und Beda Humbel, Birmenstorf. Davor knien ­Christian Zaugg, Windisch, und Präsident Willi Iseli, Habsburg. (Bild: zvg | Martin Steinhauer, Brugger Tagblatt)

Am 13. Januar vor fünfzig Jahren trafen sich 51 Personen im Hotel Rotes Haus in Brugg. Es ging darum, im Aargau einen zweiten Verein zu gründen, der sich ausschliesslich dem Orientierungslauf verschrieb. Noch war man unsicher, ob es im Aargau Potenzial für einen zweiten solchen Klub hatte. Die OL-Gruppe Cordoba beweist seit fünf Jahrzehnten, dass dem so ist.

Gleichberechtigtes Training
Wer damals ruderte, Handball spielte, bei der Pfadi, den Kadetten, den Naturfreunden, in einem Turnverein oder im Alpenclub mitmachte, trat früher oder später zu einem OL-Wettkampf an. Der Aargauer Mannschaftslauf sowie die Kreis-OL in Brugg, Baden und Zurzach feierten damals ihre Teilnehmerrekorde. Um die Enthusiasten zu sammeln, regten der Brugger Martin Steinhauer und Beda Humbel aus Birmenstorf die Gründung eines spezialisierten Vereins an. Im Gegensatz zu den traditionellen Sportvereinen sollte die neue OL-Gruppe politisch, weltanschaulich und konfessionell ungebunden sein. Gleichzeitig wollten Frauen und Männer im selben Verein gleichberechtigt trainieren und sich organisieren. Dieses Seite-an-Seite-Stehen stellte lediglich zwei Jahre nach der Einführung des Stimm- und Wahlrechts für Frauen keine Selbstverständlichkeit dar.

Die Gründung glückte, mit einem aussergewöhnlichen Namen. Die Gründungsmitglieder verzichteten auf einen Stadt- oder Dorfnamen, denn das Einzugsgebiet war mit den Bezirken Baden, Brugg und Zurzach zu gross, um sich auf einen Ort festzulegen. Den fremdländischen Namen Cordoba hatten Lehrlinge der Badener Weltfirma Brown, Boveri & Cie. bereits um 1960 verwendet, wenn sie im Wald auf Postenjagd gingen. Erster Präsident wurde Willi Iseli aus Habsburg, dem schon ein Jahr später Ernst Berger aus Brugg folgte. Ein Glücksfall, denn unter seiner Führung organisierte der junge Verein 1975 die vierte Etappe des Schweizer Fünftagelaufs auf dem Siggenberg. Zwei Jahre später folgten im Gebiet Rüsler-Teufelskeller die Schweizer Mannschaftsmeisterschaften für Dreierequipen.

An der Cordoba-Generalversammlung vereinen vier Präsidenten nicht weniger als 34 Präsidialjahre auf sich: Fredy Bill, Brugg, Thomas Huber, Mülligen, Leonhard Suter,Tägerig, und Thomas Schneider, Oberrohrdorf. (Bild: zvg | PZE)

Leistungen in Spitzensport und Organisation
In jenen Jahren war der freiwillige Schulsport im Aargau als Teil der Jugend-und-Sport-Kurse ganz neu. In der Region Brugg sorgte Ursula Berger für stufengerechte Trainings, die neuste Erkenntnisse aus der Trainingslehre aufnahmen. In Baden und Umgebung war Koni Schibli einer der Pioniere auf diesem Gebiet. Fast gleichzeitig begann die Schweizer OL-Bewegung, ihre Laufgelände nach besonderen Normen zu kartieren und nicht mehr mit Landeskarten zu laufen. Der Effekt war ein enormer Boom, der sich auch im Ostaargau zeigte. Hier kam es 1978 zur Gründung von zwei weiteren Vereinen, die 2001 zu bussola ok fusionierten. Ihre Aktiven sind noch immer zwischen dem Schenkenbergertal und dem Freiamt zu Hause. Im gleichen Jahr schlossen sich fünfzig Vereinigungen und zwanzig Verbände an der HTL Brugg-Windisch zum Schweizerischen Orientierungslaufverband zusammen. Der Aargau war einmal mehr Vorreiter und Schauplatz eines sportpolitisch bedeutenden Ereignisses.

In den folgenden Jahrzehnten trugen «Cordobanerinnen und Cordobaner» regelmässig das Dress des Schweizer Nationalteams. Ruth Humbel aus Birmenstorf, ihr jüngerer Bruder Dominik, Thomas Bührer aus Endingen und Fiona Kirk aus Bellikon gewannen Medaillen an Weltmeisterschaften. Eine erstaunliche Dichte für einen Verein mit etwas über zweihundert Mitgliedern. Auch auf dem Feld der Organisation machte sich der Klub verdient. Jedes Jahr werden Wettkämpfe von regionaler Bedeutung ausgerichtet, regelmässig der Aargauer Dreitagelauf und zwischendurch nationale Wettkämpfe bis hin zum Weltcupfinale, das 2013 in Baden stattfand. Für das Jubiläumsjahr hat sich die OLG Cordoba, die neu als Cordoba OL-Club auftritt, viel vorgenommen. Bereits übermorgen startet in Nussbaumen die Treslag-Staffel unter Beteiligung des gesamten Junioren-Nationalteams.

Dieser Text ist eine Kurzversion eines Artikels aus den Brugger Neujahrsblättern 2023.