Die Krux mit der Speicherung

Bei der «Empa» koordiniert der Ennetbadener Reto Fricker Forschungsprojekte, die den Weg zu effizienterem Wohnen weisen sollen.
Reto Fricker betreut die Suche nach den Energiesystemen von morgen. (Bild: sim)

Seit dem Ausbruch des ukrainisch-russischen Kriegs letztes Jahr sind die Themen Energie und Stromversorgung in der Öffentlichkeit so präsent wie seit Jahren nicht. Und auch künftig wird der Strombedarf eher zunehmen als schrumpfen. Gerade der ­Umstand, dass der Preis für fossile Energieträger aktuell markant steigt, schafft aber auch neue Anreize, althergebrachte Systeme zu überdenken und neue Lösungen in Erwägung zu ziehen und zu implementieren. Passend dazu prüft die Regionalwerke AG aktuell, ob Teile von Ennetbaden künftig an das bereits existierende Fernwärmesystem im Raum Baden angeschlossen werden können.

Solche Optimierungsansätze zu finden und neue Lösungen zur Steigerung der Energieeffizienz beim Wohnen und in der Mobilität zu ent­wickeln, ist Ziel und Aufgabe der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa). «Ursprünglich war die ‹Empa› tatsächlich vor allem eine Materialprüfungs­anstalt, was wir heute zwar auch noch sind, aber der Grossteil unserer Arbeit besteht heute aus eigener Forschung», erklärt der Ennetbadener Elektroingenieur Reto Fricker, der seit 2014 für das Forschungszentrum tätig ist.

Möglichkeit und Realität
Konkret betreut Fricker die Forschung im «NEST» (Next Evolution in Sustainable Building Technologies) in Dübendorf. «NEST» dient dazu, neue Technologien in einer realitätsnahen Umgebung zu testen und diese so schneller für den Markt verfügbar zu machen. Ansätze, wie man beim Wohnen und in der Fortbewegung zu einem effizienteren Umgang mit der Ressource Energie finden kann, gibt es laut Reto Fricker viele: «Bei ‹NEST› erheben wir vor allem sehr viele Daten und suchen nach verschiedenen Ansätzen, wie sich bestehende Systeme optimieren lassen», erläutert der Elektroingenieur.

Fricker ist überzeugt, dass sich die Energiebranche wesentlich verändern wird. «Ich denke, in Zukunft werden viel mehr Haushalte als heute Strom sowohl konsumieren als auch produzieren. Und darauf ist unser aktuelles Stromnetz natürlich nicht optimal ausgelegt», so der Experte. «Viele unserer Ansätze gehen deshalb in die Richtung, dass wir versuchen, Angebot und Nachfrage beim Strom besser zu koordinieren und das ganze Stromnetzwerk dynamischer zu gestalten», fährt er fort. Beispielsweise könnte bei hoher Stromproduktion die überschüssige Energie in den Akkus von Elektrofahrzeugen zwischengespeichert werden, die diese bei Bedarf dann wieder ins Netz einspeisen.

Referat im Ennetraum
Das Thema Energiespeicherung stellt für viele Technologien zur Gewinnung von erneuerbarer Energie die entscheidende Schwierigkeit dar. «Momentan können wir überschüssige Energie vor allem Elektrisch in Form von Batterien oder thermisch in gut isolierten Wassertanks speichern. Für die Langzeitspeicherung vom Sommer in den Winter, sind die Verluste und der Platzbedarf immer noch eine Herausforderung», so der Ennetbadener. Neben dem Aspekt der Speicherung spielen auf dem Weg in eine energie­effizientere Zukunft aber noch viele weitere Bereiche eine Rolle, betont Fricker: «Am Ende werden wir nur Erfolg haben, wenn wir das Problem ganzheitlich betrachten.»

Als Referent im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Treffpunkt» im Kulturzentrum Ennetraum wird Reto Fricker diese Themen kommende Woche noch genauer erläutern.

Mittwoch, 25. Januar, 20.15 Uhr
Ennetraum, Badstrasse 8, Ennetbaden