Sie macht Kunst zum Anfassen

Sabine Hurni ist nicht nur Drogistin und VR-Mitglied der Raiffeisenbank. Sie gibt auch ayurvedische Kochkurse und tibetisches Heilyoga.
Sabine Hurni ist ebenso vielseitig interessiert wie begabt. In der Galerie anixis in Baden sind noch bis zum 5. März die Früchte ihres künstlerischen Schaffens zu sehen. (Bild: ub)

Die zwölf grossen nierenförmigen Scheiben aus Platanenholz mitten im Raum der Galerie anixis in Baden sind ein echter Eyecatcher. «Der Baum war ein Fundstück und im Innern abgestorben. Ich habe ihn in Tranchen geschnitten, geschliffen und geölt», erzählt die Künstlerin. Im Gegensatz zu anderen Werken ist bei Sabine Hurni Anfassen erlaubt. «Die Besucherinnen und Besucher können die Teile wie Bauklötze verschieben und neu gruppieren. Das weckt den Spieltrieb», sagt die 47-jährige Badenerin mit dem kurzen grauen Bob und lacht.

Ihre Holzstelen, die sie Lebensstäbe nennt, sind für Hurni eine Einladung an das Publikum, bodenständig und gleichzeitig offen für höhere Dimensionen zu sein. «Für mich symbolisieren die Stäbe eine Antenne, die Verbindung zwischen Himmel und Erde.» Die meisten ihrer Holzarbeiten kreiert sie mit der Motorsäge. «Dabei lasse ich mich intuitiv von der Form und dem Charakter des Baums leiten. Die Natur ist die Künstlerin – nicht ich.» Eine ganz andere Seite zeigt Hurni mit ihren Papiermaschee-Masken. Sie erinnern an Gargoylen, wie die Fabelwesen und Fratzen an Kirchtüren genannt werden. Die schrulligen Gesichter entstehen, wenn Hurni leer ist, den Geist ausschaltet und genussvoll mit den Händen das feuchte Papier formt. Sie laden zum stillen Dialog ein. «Ich ertappe mich auch selbst immer wieder dabei, dass ich mit ihnen rede, sie grüsse und erkläre, was gerade passiert ist.» Die Lebensstäbe aus Holz und die farbigen Papierarbeiten passen perfekt zu den Waldbildern und Portraits von Mitausstellerin Monika Fischer.

«Die Natur ist die Künstlerin – nicht ich»: Sabine Hurni mit ihren «Lebensstäben». (Bild: ub)

Bodenständig und spirituell
Hurni ist Drogistin HF und hat in der Drogeriebranche gearbeitet, bevor sie sich 2005 mit ihrer ayurvedischen Gesundheitspraxis selbständig gemacht hat. Auf eigenen Beinen zu stehen, war immer ihr Ziel. «Bei Ayurveda, der indischen Lehre vom langen Leben, geht es darum, dass man die fünf Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther im Körper in Balance bringt», erläutert Hurni. Um auch dem seelisch-spirituellen Bereichen Raum zu geben, folgte eine Weiterbildung in tibetischem Heilyoga Lu Jong und Achtsamkeitsmeditation bei Loten Dahortsang im Tibet-Institut Rikon. «Dabei macht man langsame Bewegungen, bei denen es vor allem um einen guten Atemfluss und die emotionale Ausgeglichenheit geht», erklärt sie. Abgehobenheit ist der Drogistin und Künstlerin fremd: «Bei all meinen Tätigkeiten geht es darum, in Balance zu kommen und Bodenständigkeit mit Spiritualität zu verbinden.»

Teil eines grossen Ganzen
Kunst war für sie immer ein wichtiger Begleiter. Deshalb hat sich Hurni vor vier Jahren entschieden, der gestalterischen Arbeit mehr Zeit und Raum zu geben. Ob sie Kunst macht, Kurse gibt oder Menschen begleitet – die Grundhaltung bleibt gleich: «Es muss tief aus dem Herzen kommen. Ohne die Liebe ist, meiner Meinung nach, alles leer und konstruiert, einschliesslich der Kunst. Als Künstlerin ist es mir wichtig, dass meine Arbeiten einen Sinn ergeben, Freude bereiten, ein Lächeln hervorrufen oder gar zu einem Mitbewohner oder einer Lebensgefährtin werden. Still zwar, aber nicht unbedeutend. Wir sind Teil von einem grossen Ganzen, verbunden mit der Erde und der Natur», ist sie überzeugt.