Das Eisi erhält eine Prise Italianità

Vier Jahre lang will Familie Simmen das städtische Lokal auf dem Eisi zwischennutzen – und unter dem Namen «Sabor» eine Café-Bar betreiben.
Freuen sich auf ihre erste Kundschaft: Irene, Orell, Alex und Meret Simmen in der Café-Bar Sabor in Brugg. (Bild: aru)

Kurz vor Weihnachten schloss das «Zwölfi», welches Ela Humbel an der Hauptstrasse 12 betrieben hatte, die Türen. Humbel konzentriert sich fortan ganz auf den Betrieb der Kantinela im Berufs- und Weiterbildungszentrum (BWZ), die sie bereits vorher geführt hat. Und so wurde das kleine Lokal in der Alten Post, welches der Stadt gehört, wieder frei. Ende Januar zieht nun neues Leben ein – mit einem Familienprojekt.

Die Chance packen
Irene Simmen, die jahrelang das Kulturlokal Dampfschiff Brugg geleitet hatte und somit auch über das Wirte-patent verfügt, fand sofort Gefallen an dem gemütlichen, kleinen Bistro. «Das ist es», habe sie gedacht, wie sie beim Gespräch mit der lokalen Presse erzählt. Und dennoch musste sie sich die Sache gut überlegen. Ein Gastrolokal zu betreiben, ist mit hohen Präsenzzeiten, viel Arbeit und wenig Einkünften verbunden. «Eine Woche lang habe ich Argumente gesucht, die dagegen sprechen», schmunzelt sie. «Aber ich konnte einfach keine Nachteile finden.» Also kam sie zur Überzeugung, der Moment, nochmals durchzustarten, komme genau richtig – und packte die Chance.

Unterstützt wird Irene Simmen (58) bei diesem Herzensprojekt von ihrer ganzen Familie. Ihr Mann Alex (56) ist Rektor am BWZ und arbeitet somit gleich um die Ecke. «Hier stimmt einfach alles», sagt er. Das Lokal habe eine Scharnierfunktion zwischen Neu- und Altstadt, und es sei wichtig, dass es belebt sei. Tochter Meret hilft am Wochenende aus und führt den Betrieb jeden zweiten Samstag ab 17 Uhr – «bis spät in die Nacht», wie die 20-Jährige sagt. Sohn Orell (23) arbeitet bei der Lenzburger Stiftung Orte zum Leben und ist für den Kaffee im «Sabor» zuständig, der in Lenzburg geröstet und verpackt wird.

Starten wird die Café-Bar unter dem Namen «Sabor» – so hiess eine der Bands von Irene Simmen, die auch als Sängerin auftritt – am 28. Januar. Vorerst ist sie von Mittwoch bis Freitag am Nachmittag und Abend, von 15 bis 19 Uhr geöffnet und am Samstag von 9 bis 16 Uhr. Serviert werden Getränke, Kaffee, Kuchen von Fernando Cassano sowie Snacks und Piadine – kleine, warme Sandwiches nach italienischer Tradition. «Das ‹Sabor› wird insgesamt einen italienisch-südländischen Touch haben», sagt Irene Simmen. Und so kommt in den ersten Wochen auch die Kaffeemaschine zum Einsatz, welche die Gebrüder Cassano im Sommer für die Aarebeiz Uferlos angeschafft haben. «‹Sabor› soll ein Ort der Begegnung sein, ‹Geschmack› mit einer Prise Italien, einem Hauch Frankreich und etwas Würze aus Spanien – ein warmes, mediterranes Ambiente, mitten im Herzen von Brugg», so die Betreiber.

Tatkräftige Unterstützung
Einen detaillierten Businessplan hat Irene Simmen nicht. Nach einem sanften Start «soll sich alles entwickeln», sagt sie. Es sei wichtig, einfach zu beginnen und dann – step by step – zu schauen, wie es weitergehe. Nach den Sportferien möchte sie das Lokal von Dienstag bis Freitag auch morgens öffnen. Das geht jedoch nur mit genug Personal. Dieses wollen die Simmens trotz allem Engagement für Brugg regulär anstellen. «Die Zeit der Ehrenamtlichkeit ist vorbei», betont Irene Simmen.

In Marcel Biland, dem ehemaligen Labortechniker am BWZ, Willi Kohler, dem ehemaligen Bereichsleiter Liegenschaften der Stadt Brugg, und Reto Bärtschi, dem SP-Einwohnerrat und Präsidenten der Finanzkommission, hat sie bereits Mitstreiter gefunden, die einige Schichten übernehmen. Auch Brigitte Pidoux, die im Kupperhaus ein Atelier hat, wird mithelfen. Noch sind weitere Mitarbeitende gesucht, die den Simmens unter die Arme greifen.

Aussensitzplätze geplant
Da das «Sabor» nur über wenig Sitzplätze verfügt und man sich an der Theke selbst bedient, geht Irene Simmen davon aus, dass jeweils eine  Person genügt, um die Gäste zu bewirten. Im Sommer könnte dann mehr Personal nötig werden. Bis zum Jugendfest sollten die Bauarbeiten für die Unterflursammelstelle an der Schulthess-Allee beendet und ein Kiesplatz mit Baum vor der alten Post erstellt sein. Spätestens dann kann man im «Sabor» auch draussen einen Cappuccino schlürfen – und sich dabei wie auf einer italienischen Piazza fühlen.

Samstag, 28. Januar, 9 Uhr open end
Hauptstrasse 12, Brugg
sabor.ch