Dem Zauber der Heimat erlegen

Die Brugger Neujahrsblätter 2023 wurden aus der Taufe gehoben. Die elegant bebilderten Berichte aus der Region sprechen die Sinne an.
Jonas Studer, Annegret Ruoff und Stefan Bernet an der Vernissage. (Bild: cd)

Das Kulturhaus Odeon öffnete am vergangenen Sonntag um 16.30 Uhr seine Türen zur Vernissage der Brugger Neujahrsblätter, die mit der neuen Ausgabe den 133. Jahrgang der Chronik vorlegen. Die Bretter der Odeon-Bühne boten dem grossen historischen Gehalt und dem hohen gestalterischen Niveau, mit dem sich die Brugger Neujahrsblätter auch diesmal präsentierten, die angemessene Bühne für den Schritt vor den Vorhang. Nicht nur die Visualität wurde durch den Auftritt vor den 120 Gästen angesprochen, sondern alle Sinne.

«One Blue Sky» öffnen an der Vernissage den Blick auf denjenigen Ort, den es auf der Welt nur einmal gibt. (Bild: cd)

Klänge aus der Welt für Brugg
Akustisch geschah dies durch das Trio «One Blue Sky» mit Regula Merz (Gitarre, Gesang), Christina Frei (Piano, Gesang) und Simon Bättig (Gitarre, Kontrabass, Gesang), die durch ihre nostalgischen Klänge eine tragende Musikalität erzeugten und eine Textur webten, in der Geschichte, Kunst, Konzert und Vernissage in einen Dialog traten.

Stefan Bernet, Verlagsleiter der Effingermedien AG, welche die Neujahrsblätter herausgibt, begrüsste das Publikum, darunter zahlreiche Gäste aus Wirtschaft, Kultur und Politik sowie die Autorenschaft und die Sponsoren. Die Pandemie hatte auch im Takt der Vernissagen der Brugger Neujahrsblätter eine Synkope gesetzt, waren die Präsentationen, nicht jedoch die Publikationen, zwei Jahre in Folge ausgefallen. Die Bekanntgabe des 133. Jahrgangs der Jahresschrift freue ihn sehr, sagte Bernet zur Neuerscheinung des Periodikums, in dem sorgfältig kuratierte Beiträge das Leben in der Region Brugg durch Themen aus Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft, Politik, Geschichte, Verkehr, Bildung, Natur und Literatur wiedergeben.

Die Brugger Neujahrsblätter liegen seit 1890 und bis heute vor. Der aktuelle Jahrgang biete einen bunten Reigen an spannenden Geschichten mit fundiertem Hintergrund, so Verlagsleiter Stefan Bernet.

Die Welt der Fungi betrachten
Mit in den Untergrund nahm der Brugger Jonas Studer das Publikum in seinem begleitenden Vortrag zum Kunstbeitrag, den der Weltreisende in den Neujahrsblättern 2023 mit seinen Myzelografien zeigt. Die aussergewöhnlichen Fotografien zeigen Traumwelten, die von Pilzen erschlossen und durch viel Tüftelei von Studer sichtbar gemacht werden. Basierend auf einer visuellen Befragung der Fungi, den Protagonisten in Studers Arbeiten, bewegen sich die Werke auf der Grenze von Natur und Technik und eröffnen ein optisches Faszinosum. Das Betrachten der Bilder überrascht die Sinne und stellt das menschenzentrierte Weltbild auf den Kopf.

Geschichten und Geschichte
Annegret Ruoff, welche erneut die Koordination des aktuellen Bands innehatte, bewies – gemeinsam mit ihren Redaktionskolleginnen Ingrid Baldinger und Barbara Stüssi-Lauterburg – ihr Gespür für die Zusammenstellung der Themen und Geschichten zu einem weiteren Stück Brugger Chronik. Das sorgfältige und ideenreiche Layout von Claudia Filipek habe die Geschichten richtig zum Funkeln gebracht, sagte Ruoff in ihrer Ansprache, und bedankte sich auch bei den Mitarbeitenden des Verlags sowie bei Stefan Bernet und Regula Schellenberg, Geschäftsleiterin Effingermedien AG, für deren Unterstützung. Ruoff gedachte zudem dem kürzlich verschiedenen Paul Bieger, «der die Brugger Neujahrsblätter mit seiner Leidenschaft für wertvolle Publikationen viele Jahre lang entscheidend mitgeprägt hatte». Die Neujahrsblätter verkörperten, so Annegret Ruoff, eine faszinierende Beständigkeit. Mit der neuen Sammlung an Berichten entstand ein weiteres Stück dieser Kontinuität. Für sie selbst, erzählte die in Brugg aufgewachsene Redaktionsleiterin, hätten die Neujahrsblätter mit Heimat zu tun, mit Wurzeln, und sie seien nicht zuletzt Ausdruck der Brugger «Community».

Half of my Hometown
Mit dem letzten Song der Vernissage, «Half of my Hometown», verlieh die Band genau diesem Gemeinschaftsgefühl musikalische Gestalt. Der Song ist eine Hommage an die Erfahrung, von irgendwo her aus der Welt zurückzukehren an den einen Ort, der sich Heimat nennen darf. Dafür, schloss Ruoff, stünden auch die Brugger Neujahrsblätter. «Sie vereinen das Erforschen der Vergangenheit mit dem Strom der Gegenwart und den Visionen für die Zukunft.» Ruoff gab Einblicke in die Beiträge der kreativen Autorenschaft und steigerte damit die Vorfreude aufs Lesen. Der anschliessende Apéro im Bistro Odeon sprach die Geschmackssinne an. Der verheissungsvolle Duft, der von den frisch gedruckten Seiten der Neujahrsblätter aufstieg, begleitete die Gäste später nach Hause – mit einem Stück Heimat in den Händen.

Beziehen kann man die aktuelle Ausgabe der Brugger Neujahrsblätter für 28 Franken in der Buchhandlung Orell Füssli, bei der Apotheke und Drogerie Kuhn, im Kulturhaus Odeon und bei der Effingermedien AG in Brugg sowie unter bnjb.ch.