Die Suche nach neuen Sounds

Seit Jahren ist Giulio Boazzo als Beatboxer unterwegs. Dabei scheut der Wettinger das Rampenlicht. Doch seine Leidenschaft lässt ihn nicht los.
Lediglich mit Mund und Loop-Station sorgt der Wettinger Beatboxer «Giu Lio» für Stimmung. (Bild: zVg)

Bereits in seiner Jugend fand Giulio Boazzo den Zugang zur Musik über das Beatboxen. Dabei werden ganz verschiedene Schlag- und weitere Perkussionsrhythmen unter Einsatz von nichts weiter als Mund, Nase und Rachen imitiert und Geräusche erzeugt, die man sich als Laie teilweise nicht vorzustellen vermag. «In der zweiten Klasse begann ich damit, das Schlagzeugspielen zu lernen», erzählt Giulio Boazzo, der vor zwei Jahren von Baden nach Wettingen zog. «Mein Bruder setzte sich dann manchmal zu mir und hat unabhängig vom Schlagzeug Musik mit dem Mund gemacht. Ich fand, dass das total gut klang, und ich wollte das auch können», fährt er fort. Damit war Boazzos Interesse am Beatboxen geweckt.

Musikalischer Autodidakt
In der Folge informierte er sich umfassend über diese Kunstform und begann, sich das Beatboxen autodidaktisch anzueignen. «Anfangs habe ich mir dabei wenig gedacht, es hat mir ganz einfach Spass gemacht», gesteht der 29-Jährige. «Doch irgendwann wurde ich von meinen Freunden in der Schule darauf aufmerksam gemacht, dass das richtig gut sei, was ich hier mache.» Und weil es ihm grosses Vergnügen bereitet, ist er dem Beatboxen bis heute treu geblieben und hat sein Talent stetig weiterentwickelt.

Seither sind fünfzehn Jahre vergangen. In dieser Zeit hat sich Giulio Boazzo als Beatboxer in der Region einen Namen gemacht. Er ist mit seinen Rhythmen schon an diversen Veranstaltungen aufgetreten und nahm sogar an der Schweizer Meisterschaft im Beatboxen teil. Dabei entspricht Giulio Boazzos Einstellung zum Rampenlicht nicht jener des durchschnittlichen Bühnenkünstlers: «Ich stehe eigentlich nicht so gern im Mittelpunkt, obwohl ich sehr gern auf der Bühne bin», verrät der Beatboxer. «Wenn mich jemand anfragt, bin ich immer begeistert dabei, ich bemühe mich aber nur selten aktiv um Auftritte.»

Rückkehr auf die Bühne
Genau wie viele Kunstschaffende, zu deren Ausdrucksform der Auftritt vor Publikum gehört, musste sich auch Giulio Boazzo während der Corona-Pandemie mit dem Ausfall aller öffentlichen Veranstaltungen arrangieren. Umso mehr freut er sich, nun wieder vermehrt Anfragen für Auftritte zu erhalten, wie zuletzt vom Organisationskomitee des Vereins «WorldWideWettige», der regelmässig kulturelle Abende mit bekannten Wettinger Persönlichkeiten und Kunstschaffenden organisiert. Mitte Januar sorgte er mit seiner Performance anlässlich des Auftritts des berühmten und erfolgreichen Wettinger Chocolatiers Fabian Rimann für den musikalischen Rahmen.

Ausgestattet mit nichts weiter als einem Mikrofon und seiner «Loop-Station», heizte er dem Publikum im Eventraum «Schalander» der «Lägere Bräu» ordentlich ein. Dabei offenbarte Giulio Boazzo neben seinen Fähigkeiten als Beatboxer auch sein beträchtliches Talent als Alleinunterhalter. Gekonnt und äusserst humorvoll nahm er das heterogen zusammengewürfelte Publikum mit auf eine Reise in die Welt der Rhythmen. «Ich versuche, die Stimmung in einem Raum zu erfühlen und meinen Auftritt spontan ans Publikum anzupassen», gibt Giulio Einblick in sein Erfolgsrezept. Die Veranstaltung in Wettingen zog sehr viel Publikum an: «So viele Gäste durften wir noch nie hier begrüssen», freute sich denn auch Stefanie Sieber vom Vorstand von «WorldWideWettige».

Pädagoge und Stratege
Wenn Giulio Boazzo nicht auf der Bühne steht, arbeitet er in Wettingen als Lehrer an der Primarschule. Inzwischen ist der ehemalige Badener in seiner neuen Wohngemeinde angekommen: «Wettingen gefällt mir sehr gut. Ich war wirklich erstaunt, wie breit das kulturelle Angebot hier ist.» Dazu gehören für ihn nicht zuletzt auch die im Sommer stattfindenden Kubbturniere, an denen er regelmässig teilnimmt. «Kubb» – mitunter auch «Wikingerschach» genannt – ist ein strategisches Geschicklichkeitsspiel und neben dem Unterrichten und der Musik eine weitere Leidenschaft des Wettingers.

Obwohl Giulio Boazzo als Beatboxer keine ganz grossen Karrierepläne hat, wird er sein Talent auch in absehbarer Zukunft weiterhin ausleben und weiterentwickeln. Zunehmend macht er inzwischen von seiner «Loop-Station» gebrauch, mit deren Hilfe er verschiedene Tonspuren aufzeichnen und diese wieder abspielen kann. Dadurch eröffnet sich ihm eine ganze Reihe neuer Möglichkeiten, um seine Rhythmen zu beleben und zu verfeinern.

Bei seinem Auftritt bei «WorldWideWettige» nutzte er die «Loop-Station», um mithilfe selbst aufgenommener Geräusche eigene Versionen bekannter Songs nachzuahmen. «Ich werde auf jeden Fall weiter beatboxen», sagt er. «Denn es schlummern noch sehr viele Ideen und Rhythmen in mir.»