Der am 17. Januar 1773 in Effingen geborene und am 21. Dezember 1840 in Brugg verstorbene Johannes Herzog war einer der bedeutendsten Aargauer und Schweizer Politiker und Unternehmer mit einem breiten Spektrum auf verschiedenen Ebenen. Für seine von Erfolgen, aber auch von Turbulenzen geprägte Lebensgeschichte interessierten sich im Rahmen der Feier zu seinem 250. Geburtstag rund achtzig Personen aus nah und fern, darunter auch der ehemalige Regierungs- und Ständerat Thomas Pfisterer.
Eine erstaunliche Karriere
Das Hauptreferat von Hans-Peter Widmer, Journalist und Verfasser des soeben in den Brugger Neujahrsblättern 2023 erschienenen Artikels über Johannes Herzog, wurde umrahmt von der Einleitung durch Organisator Stefan Höchli von der Kulturkommission Böztal, die durch den im Ortsteil Effingen wohnenden Vizeammann Andreas Thommen überbrachten Grüsse der Gemeindebehörden und der Schilderung des Umfelds sowie der Herkunft des zu grossem Einfluss gelangten einstigen Mitbürgers durch Walter Amsler, einen ausgewiesenen Kenner der Geschichte des oberen Fricktals. In einer Gegend mit vielen minderbemittelten Familien schaffte Herzog auch dank seines aus ärmlichen Familienverhältnissen stammenden, aber mit einem florierenden Baumwollhandel vermögend gewordenen Vaters Jakob den Aufstieg zum profilierten Politiker und wohlhabendsten Unternehmer im Kanton Aargau.
Einige Zeit nachdem er 16-jährig die fünf Jahre ältere Bauerntochter Elisabeth Hartmann aus Villnachern geheiratet hatte, kurz darauf Vater geworden war und im alten Effingerhof in Brugg Wohnsitz genommen hatte, trat er in die unternehmerischen Fussstapfen des Vaters und gründete um 1800 in Aarau eine Baumwollspinnerei, die er 1810 nach dem Vorbild der Zürcher Firma Escher, Wyss und Cie. als erster Aargauer Unternehmer mechanisierte. Zwei Jahre später erweiterte er den Betrieb um eine Weberei. In der Blütezeit beschäftigte er bis zu 700 Mitarbeiter. Sein Engagement als Politiker dauerte von 1798 bis 1840, also vom Zusammenbruch der Alten Eidgenossenschaft bis zu seinem Tod im Alter von 67 Jahren. Zusammen mit Philipp Albert Stapfer, Albrecht Rengger und Hans Conrad Escher von der Linth war er bis zum Staatsstreich von 1800 Helvetischer Grossrat. Anschliessend wirkte er als aargauischer Kantonsstatthalter unter der föderalistischen Regierung, verlor diesen Posten jedoch bereits nach drei Monaten wegen seiner oft kompromisslosen Haltung. Dank fundierter politischer Erfahrung kam er in der Folge zu verschiedenen weiteren bedeutenden Ämtern. So wurde er Appellationsrichter am höchsten kantonalen Gericht und 1807 als Nachfolger des im Amt verstorbenen Johann Rudolf Dobler Regierungsrat mit Fokus auf Militär und Finanzen. Zwischen 1819 und 1831 erreichte Herzog als aargauischer Amtsbürgermeister an der Spitze der Regierung den Höhepunkt seines öffentlichen Wirkens. Kontakte und Verhandlungen mit ausländischen Repräsentanten wie dem russischen Kaiser Alexander I., dem österreichischen Kaiser Franz I. und Erzherzog Johann von Österreich trugen ihm mehrere Orden, aber auch den Neid vom Amtskollegen ein. Die Regierung stand vor enormen Herausforderungen: dem Aufbau der Staatsverwaltung, der Stärkung des aargauischen Zusammenhalts, dem Abbau der konfessionellen Spannungen, dem Ausbau des Strassennetzes, der Ausrüstung der kantonalen Miliz, der Verbesserung der Volksschule und der Lehrerbildung, der Stärkung der Armenpflege und des Gesundheitswesens, des Betriebs des Kantonsspitals Königsfelden und der Einführung der Brandversicherung. Eine Herausforderung bildeten auch der als «Stäcklikrieg» in die Geschichte eingegangene föderalistische Bauernaufstand gegen die Helvetische Republik im Spätsommer und im Herbst 1802 und der Freiämtersturm von 1830 mit Demission der Kantonsregierung.
Grüsse aus Aarau
Zum Abschluss der Gedenkfeier würdigte Andrea Voellmin, Leiterin Kantonsbibliothek und Staatsarchiv, in ihrem Grusswort das Wirken des als «Roi d‘ Argovie» (König des Aargaus) bezeichneten Johannes Herzog. Dabei ging sie auch auf die nicht einfache Schaffung des Kantons aus dem Berner Aargau, den Freien Ämtern, der Grafschaft Baden und dem Fricktal ein.
Die in Arlesheim lebende Querflötistin Myriam Hidber Dickinson begeisterte im Rahmen der Feierstunde mit Kompositionen von Zeitgenossen Herzogs. Auf dem Programm standen Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Theodor Fröhlich sowie die Darbietung des von einem unbekannten Schöpfer geschaffenen Volkslieds «Im Aargau sind zwöi Liebi».