Zwei kleine Buchstaben, hinter denen grosse Ziele stecken: Auf den Trainingskleidern des Curling-Teams Brunner prangt seit Kurzem ein neues Logo. «cb» – das «c» steht für Curling, und das «b» für Brunner ist einem Curlingstein nachempfunden. «Das Schweizerkreuz in der Mitte soll Verbundenheit zur Heimat und zu traditionellen Werten symbolisieren», erklärt Romano Meier (27). Die Curling-Profis haben sich in den vergangenen Monaten stark mit Corporate Identity auseinandergesetzt. «Die Professionalität, die wir auf dem Eis zeigen, wollen wir auch daneben leben», sagt der Ehrendinger. Das Logo hat die Badener Werbeagentur Moritzi entworfen.
Nach sechs Jahren in der gleichen Formation musste sich das erfolgreichste Curlingteam der Deutschschweiz im Sommer neu erfinden. Nach dem Abgang des klaren Leaders Schwaller trägt im Team Brunner jeder Einzelne mehr Verantwortung. Der Appenzeller Michael Brunner (28) rückte als Skip für Yannick Schwaller (zu Genf) auf, und aus Lausanne stiess der talentierte Anthony Petoud (21) dazu. «Das war eine extreme Neuverteilung», sagt der Wettinger Marcel Käufeler (29) rückblickend: «Vorher waren die Rollen jahrelang klar verteilt, nun musste jeder seine neue Position im Team finden.»
Neue Wege zu beschreiten, gehört bei Team Brunner nun zum Programm: «Wir wollen innovativ sein, um den Curlingsport weiterzubringen», so Romano Meier. Mit taktischen Varianten im Spiel, überraschenden Eröffnungen und Offenheit gegenüber neuen Trainingsmethoden wie der Neuroathletik. Diese soll das Gehirn entlasten und so die Trainingsleistung optimieren und die Regeneration fördern, um am Ende leistungsfähiger zu sein.
Rote und blaue «Sonnenbrillen»
Beim Training vergangene Woche in der Curlinghalle in Dättwil haben die vier Cracks die Neuroathletik erstmals ausprobiert. Dafür tragen sie auf dem Eisrink Sonnenbrillen mit roten und blauen Gläsern. Am Rand sind Fläschchen mit verschiedenen Essenzen aufgereiht, an denen die Sportler immer wieder riechen. Die bunten Brillen erhellen die Stimmung.
Menschlich hat sich das Quartett bald gefunden. «Wir sind als Team zusammengewachsen. Auch mit der Verständigung klappte es relativ schnell. Wir sprechen Deutsch oder Englisch, und dank Tony lernen wir auch immer besser Französisch», sagt Skip Michi Brunner. Für den jungen Waadtländer Tony Petoud war der Sprung von den Junioren zu den Halbprofis gross: «Hier ist alles viel fokussierter und zielorientierter», erklärt der 21-Jährige, der noch bis Mitte März die Spitzensport-RS in Magglingen absolviert. Er fühle sich sehr wohl im Team – «auch wenn ich schon mal eine Busse fürs Zuspätkommen zahlen musste», ergänzt er lachend. Eine Massnahme, die zwar nicht sehr populär war, aber ebenfalls zur Professionalität beigetragen hat. «Seither kommen wir eigentlich alle pünktlich», gibt Skip Brunner zu, der sich selber als Morgenmuffel bezeichnet.
Viel Lehrgeld gezahlt
Lehrgeld haben die Curler hingegen sportlich gezahlt. Die Bilanz der ersten Saisonhälfte fällt durchzogen aus. «Die Feinabstimmung fehlte am Anfang noch, dazu kamen individuelle Fehler – wir haben unser Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft», ist Michi Brunner überzeugt. «Die Veränderungen brauchen halt Zeit», weiss Marcel Käufeler. Dennoch konnte Team Brunner auch Erfolge wie die Finalqualifikation am internationalen Elite Challenge in St. Gallen vor zwei Wochen oder die Viertelfinalteilnahme am Grand Slam im Oktober feiern. «Wir kommen dem Ziel immer näher», sagt Marcel Käufeler.
Die Schweizer Meisterschaft vom 10. bis zum 18. Februar in Genf kommt für die Weltnummer 30 aber wohl noch zu früh. Klarer Favorit ist Team Genf (Weltnummer 8), hinter dem sich eine Dreiergruppe mit Titelverteidiger Team Brunner, Team Hösli (Nr. 26) und Team Stocker (Nr. 32) etabliert hat. Nur der Turniersieger qualifiziert sich für die WM im April in Ottawa (Kanada). Ambitionen habe man trotzdem, so Michi Brunner: «Eine Medaille ist das Ziel.» Das Turnier dauert acht Tage, gespielt wird täglich. «Da ist es wichtig, sich schnell zu regenerieren und im Kopf abzuschalten», erklärt Romano Meier. Wer weiss – vielleicht verschaffen die bunten Brillen und Essenzen bei diesem «Marathon» den entscheidenden Vorteil.