Schafe statt Unkrautvernichtungsmittel

Fachwissen, aber auch Zufall haben Thomas Strebel dazu gebracht, Aussaaten durch Schafe von unerwünschtem Pflanzenbewuchs zu befreien.
Meisterlandwirt Thomas Strebel und Sohn Janis mit ihren Schafen auf einem befreundeten Betrieb bei Tägerig. (Bild: bkr)

«Pflanzenschutzmittel verhindern Pilzbefall und haben durchaus auch sonst einen positiven Einfluss auf Qualität, Ertragsmenge und Lagerfähigkeit der meisten Kulturpflanzen», sagt der Mägenwiler Meisterlandwirt Thomas Strebel. Langjähriger Einsatz habe jedoch dazu geführt, dass da und dort die Böden zu stark belastet wurden. Die Folge: Trinkwasser, das hier gefasst wird, überschreitet Grenzwerte. «Der Einsatz von Insektiziden reduziert zudem die Artenvielfalt, was das Ökosystem langfristig negativ beeinflusst», konstatiert Strebel.

Erfahrung aus Neuseeland
Dass es auch anders geht (und erst noch kostengünstiger), beweist Strebel auf seinem Eckwilerhof. Vor drei Jahren war es schlecht um die Bestockung eines spriessenden Felds mit Wintergerste bestellt. Da erinnerte sich Strebel, der auf seinem Betrieb auch Schafe hält, an seine Zeit in Neuseeland, wo er während zweier Monate auf einem Landgut arbeitete. Der neuseeländische Landwirt liess seine Triticale – eine Kreuzung aus Weizen und Roggen – in einem frühen Vegetationsstadium abweiden. Die Kultur entwickelte sich anschliessend sehr gut. Also entschloss sich Strebel, für seine Gerste denselben Ansatz zu wählen, und liess seine Schafe weiden. Mit Erfolg. «Bei der Getreide-sammelstelle sagten sie mir, ich hätte eine der schönsten der angelieferten Gersten», erzählt der Mägenwiler stolz.

Alte Kulturtechnik
Die sogenannte «Überweidung» ist eigentlich eine alte landwirtschaftliche Technik, die aber weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Mit Blick auf Glyphosat und Co. sagt Strebel: «Die Schafe fressen nicht nur die Gerste, sondern auch alles andere ab – die meisten Ackerunkräuter haben Verbiss und Beweidung gar nicht gerne.» Während die Gerste neu austreibt, bleibe das Unkraut unten. Mitgefressen werden auch Blätter mit Pilzbefall, bei dem es sich hauptsächlich um sogenannten Gelbrost handelt. Im Gegensatz zu anderen Bauern hat er kaum mehr Befall.

Strebels Erfahrungen bestätigt eine Studie der «Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde» im deutschen Bundesland Brandenburg. Kernaussage: «Die Beweidung durch Schafe hat keinen Einfluss auf die Stickstoffverfügbarkeit im Boden und schmälert das Wachstum der Frucht nicht.» Zudem lockern die Schafe mit ihren kleinen Hufen den Boden und verdichten ihn nicht. Setzt man die Tiere auf Wiesen ein, kappt ihr Biss die Gräser knapp oberhalb der Wurzeln, die so in die Breite spriessen und später eine dichte Grasnarbe bilden.

Neben der Ökologie stimmt für Strebel auch die Ökonomie. Er spart Arbeitszeit, benötigt keine teuren Spritzmittel und kann auf den Diesel für Traktorfahrten verzichten – Fahrten, die im Feld notabene zur Verdichtung des Bodens führen.

Im Schulterschluss mit anderen Bauern
Mit seinen Schafen, welche er über den Sommer auf einer Alp hat, weidet Thomas Strebel auch auf den Parzellen anderer Landwirte. «Auf meinem vierzig Hektaren grossen Betrieb liegt der Schwerpunkt nicht auf dem Ackerbau.» Mit 55 Milchkühen und einer Rinderaufzucht benötigt der Meisterlandwirt Weiden sowie Flächen für die Gewinnung von Futtermitteln. Für den Anbau von Futtermais und dessen Fruchtfolge arbeitet Thomas Strebel im Schulterschluss mit benachbarten Gemüsebauern. Mit ihnen tauscht er Felder ab, was auch diesen eine ideale Fruchtfolge für ihre Produkte ermöglicht. Zu erwähnen sind natürlich die rund 350 Mutterschafe sowie die 1200 Legehennen des Eckwilerhofs, deren Eier direkt vermarktet werden. Berühmt ist der Hofladen zudem für die selbst hergestellte Glace.