Im pulsierenden Takt der Fasnacht

Tambourmajorin Fabienne Schmid feiert diese Fasnacht ein Doppeljubiläum: 40 Jahre mit «Opus C Voll» und 25 Jahre als aktives Mitglied.

Eben kommt Fabienne Schmid aus der Maske. Ihr Gesicht ist hellblau grundiert, auf ihrer rechten Wange prangt die Zahl 40, und die linke Gesichtshälfte zieren Ornamente in Gold, Blau und Schwarz sowie ein regelmässiges Ösenmuster mit überkreuzter Schnürung wie an einem Korsett. Viele kleine glitzernde Sterne lassen das kunstvolle Make-up funkeln. «Das Motto dieses Jahr lautet ‹Vierzig Jahre voll im Glanz›», erklärt die 30-Jährige strahlend, wie sie dort mitten im Gewusel des Maskenraums steht.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel
Mit der vierten Jahreszeit beschäftigt sich Fabienne Schmid praktisch das ganze Jahr über. Als Tambine erfüllt sie in ihrer Fasnachtsgruppe eine besondere Aufgabe – sie hat die musikalische Leitung inne und stellt das Programm für jede Fasnacht zusammen. Trompete, Posaune, Euphonium, Sousafon, Rhythmus und Tambine bilden die sechs Register in ihrem Orchester. «Ab dem Sommer werden die Vorschläge für die neuen Lieder gesammelt, und bis Herbst wird darüber abgestimmt, welche zwei neuen Lieder das Repertoire unserer Guggenmusik ergänzen werden», erzählt die Dirigentin über ihre Vorbereitungsarbeit. Das Standardprogramm umfasse pro Saison sechs Lieder und einen Rhythmus. Die Proben finden ab September wöchentlich statt, in den Monaten Juni, Juli und August treffe man sich einmal im Monat, erklärt Schmid.

Ein Doppeljubiläum
Fabienne Schmid ist von Kindesbeinen an beim Guggentreiben mit dabei. «Mein Vater ist ein Gründungsmitglied unserer Musikgruppe, die 1983 ins Leben gerufen wurde», erzählt die fasnachtsbegeisterte Musikerin. Der Name sei inspiriert durch eine Radiosendung, die es in den Achtzigerjahren gab. Dieses Jahr feiert «Opus C Voll» das 40-jährige Bestehen.

Fabienne Schmid feiert dieses Jahr zudem ein persönliches Jubiläum: Sie ist seit 25 Jahren ein «Opus C Voll»-Mitglied, 13 davon in Funktion der Tambourmajorin. Sie sei aufgrund eines Amtsabtritts angefragt worden, ob sie den Taktstock übernehmen wolle. «Weil ich damals die Einzige war, die Notenlesen konnte», lacht Schmid. Da war sie siebzehn Jahre alt und durfte somit eigentlich noch gar nicht an jedes Fest mitgehen. «Anfangs fragten wir eben, ob es in Ordnung sei, und die Leute wussten es irgendwann», erzählt sie locker. Zu Beginn habe es zwar hier und da kritische Stimmen aus anderen Vereinen gegeben, vorwiegend deshalb, weil sie zu dem Zeitpunkt noch nicht volljährig war. «Die ersten zwei Jahre waren schon schwierig», resümiert die junge Dirigentin. Sie habe ihre Position erst finden und vor allem mit einer gewissen Autorität füllen müssen, gibt sie zu. Auch gegen Gleichaltrige habe sie sich zuerst einmal behaupten und ihre Vorstellungen klarstellen müssen. «Die Älteren haben mich aber machen lassen und mich sofort akzeptiert und unterstützt, teilweise auch verteidigt», erzählt sie.

Tambourmajorin Fabienne Schmid ist auch im achtköpfigen Schminkteam ihrer Fasnachtsgruppe aktiv. (Bild: cd)

Dirigieren will gelernt sein
Die Autodidaktin hat sich das Dirigieren selbst beigebracht und dabei einen eigenen Stil entwickelt. «Meine Gruppe kennt mich unterdessen und weiss, wie sie meine Zeichen deuten muss.» Anscheinend, so erzählt sie amüsiert, habe sie einen besonderen strengen Blick, wenn ihr etwas nicht passe. «Wenn ich dann so böse dreinblicke, dann wissen alle: Da war was falsch», so die Leiterin. Ihren musikalischen Führungsstil im Orchester, das mit 35 Musikerinnen und Musikern besetzt ist, bezeichnet sie selbst als locker. «Es soll Spass machen», sagt die Dirigentin, «aber gleichzeitig will ich das Beste aus der Gruppe herausholen.» Ihr Musikteam sei zum Glück sehr kritikfähig. 

In der Guggenmusikgruppe überwiege derzeit der Frauenanteil, stellt Schmid mit einem Lachen fest. «Bei uns sind im Vergleich zu anderen Guggen schon immer mehr Frauen gewesen», sagt sie. Auch sie als Tambourmajorin sei eher eine Ausnahme in der Welt der Fasnachtsmusik.

Das Anspruchsvollste bei der Musikleitung sei es, eine Balance zu finden, da sie es allen recht machen und alle berücksichtigen wolle. «Aber eine Trompete kann, schon aufgrund des Mundstücks und des damit verbundenen Ansatzes, nicht so lange spielen wie beispielsweise eine Posaune», erklärt sie.

Das Dirigieren habe ihr Selbstvertrauen enorm gestärkt. «Tambine zu sein, das hat mich eindeutig weitergebracht», bestätigt die gelernte Verkäuferin und Gärtnerin, die bis zur Geburt ihrer Tochter Elea (13 Monate), als Disponentin in einem Umzugsunternehmen arbeitete und seither in der gleichen Firma mit einem Teilzeitpensum als Sachbearbeiterin tätig ist.

Auch die Keinsten sind dabei
Schmid selbst vermisst das aktive Musizieren in der Guggenmusik, wie sie zugibt. «Wenn ich meinen Tambi-Posten einmal weitergebe, dann trete ich als Trompeterin zurück in die Reihe», steht für die Fasnachtsfrau fest. Inzwischen ist es Zeit geworden, um auch die Kinder in ihre Kostüme zu stecken. Die kleinsten nehmen im Leiterwagen am Umzug teil, die Ohren gut geschützt. «Unser letztes Lied ist immer ‹Hey Jude›», verrät die Tambine. «Das kommt beim Publikum total gut an. Alle kennen es und singen mit, und jeder in der Musikgruppe gibt nochmals alles», strahlt die Dirigentin, und die Jubiläumssterne auf ihren Wangen glitzern.