Monica Treichler, für das Ressort «Hochbau und Planung» zuständige Vizepräsidentin des Windischer Gemeinderats, begrüsste am 28. Februar in der Bossartschüür das rund achtzig Personen umfassende Publikum zum Informationsabend in Sachen Gestaltungsplan «Chilefeld». Sie wies darauf hin, dass das im Fokus stehende Areal eine Baulandreserve sei, welche gemäss der aktuellen Bau- und Nutzungsordnung der Gemeinde bis zum Jahr 2030 bebaut werden müsse. Der Haupteigentümerin obliege die Pflicht, einen Gestaltungsplan zu erarbeiten. Dies erfordere einen längeren Prozess mit verschiedenen Phasen. Mit dem zu Beginn fälligen Entwicklungszielbild, das allerdings keine rechtliche Verbindlichkeit besitzt, sollen die Grundlagen und Spielregeln für die weitere Planung festgelegt werden. Es dient jedoch als wichtige Grundlage für die künftigen politischen Grundsatzentscheide.
Mit der «Absegnung» durch den Gemeinderat wird das Entwicklungsleitbild behördenverbindlich. Monica Treichler: «Dem Gemeinderat ist es ein grosses Anliegen, die betroffene und interessierte Bevölkerung in diesen Prozess miteinzubeziehen. Im Mai war der Windischer Raumplaner David Beerli einige Wochen mit einem Bauwagen vor Ort, um Fragen von Bürgerinnen und Bürgern zu beantworten und die geäusserten Anliegen aufzunehmen.» Im Rahmen eines Mitwirkungsanlasses bestand zudem Gelegenheit, das Gelände zu besichtigen und sich danach in einem Workshop zu den Themen Freiraum, Städtebau und Verkehr einzubringen. Zudem wurden die Kommissionen des Gemeinderats, die betroffenen Quartiervereine und die weiteren Grundeigentümer des Gebiets in den Erarbeitungsprozess des Entwicklungszielbilds miteinbezogen. Die Auswertung und zumindest die teilweise Umsetzung der rund 150 eingegangenen Inputs sollen dazu beitragen, das 6525 Quadratmeter messende Areal in einem für die Anwohner und die Gemeinde «verträglichen Rahmen» zu entwickeln.
Nach dem Grundsatzentscheid kommunales Bauland sollen 2024 das Vergabeverfahren Bauland, 2024/2025 das Qualitätssicherungsverfahren, 2026 das Richtkonzept, 2027/2028 das Gestaltungsplanverfahren und anschliessend das Baugesuch sowie die Realisierung der Bebauung auf dem Programm stehen.
Drei komplexe Themenbereiche
Am Anlass vertreten waren Thomas Hug und Simon Eggimann vom Büro für Raumentwicklung Urbanista, Zürich, und Manuel Basler von Steinmann Ingenieure und Planer, Brugg. Er stellte das Entwicklungszielbild in drei Bereichen vor. Dabei ging es um die Analysen Freiraum (mit Klimakarte), Städtebau und Verkehr. Eine Potenzialstudie hat dem Vernehmen nach gezeigt, dass eine Bebauung mit ins Quartier passenden Reihenhäusern im Bereich der Bühlstrasse optimal wäre. Die 21 bis 33 Wohneinheiten sollen dank Durchlässigkeit zwischen den ökologisch angedachten Gebäuden offene Sichtbezüge von der Strasse bis zum westlich gelegenen Wald gewährleisten. Es soll ein lebendiges Quartier mit altersdurchmischten Wohnformen und bezahlbaren Wohnungen entstehen.
Beim Verkehr sieht das Entwicklungszielbild eine Erschliessung des Gebiets «Vorder Chilefeld» über den Bühlweg vor, an dem auch eine Wendemöglichkeit ins Auge gefasst wird. Mit einem angenommenen zusätzlichen Verkehrsaufkommen von rund achtzig Autofahrten pro Tag auf der Dorfstrasse und der Kirchenfeldstrasse sowie allfälligen Beschränkungen wie zum Beispiel Parkplatzlimitierungen erachten die Planer die Mehrbelastung als zumutbar. Basler betonte, dass das Entwicklungszielbild in nächster Zeit noch konkretisiert werden müsse.
Kritik betreffend Planungsabfolge
Im Anschluss an die Präsentation wünschten einige Teilnehmende eine Diskussion im Plenum der Versammlung, damit die geäusserten Voten für alle Anwesenden zugänglich gewesen wären. Gemäss dem Vorschlag der Veranstalter und einer durchgeführten Abstimmung wurde das Entwicklungszielbild dann aber wie vorgesehen an mehreren Ständen im Erdgeschoss anhand von aufliegenden Plänen diskutiert. Die Begründung lautete, dass zum Teil individuelle Anliegen, welche nicht von allgemeinem Interesse seien, vorlägen.
Vorab mit Vehemenz geäusserte zentrale Kritikpunkte einiger Veranstaltungsbesucher betrafen die Planungsabfolge («zuerst müsste man den Verkehr planen und dann die Überbauung») sowie das autoarme Wohnen, das nirgendwo funktioniere. Der Bühlweg sei schmal und erlaube das Kreuzen zweier Fahrzeuge nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen, etwa mit Ausweichstellen. Rückstaus auf andere Strassen könnten die Folge sein. Das Verkehrssystem solle nochmals überprüft werden, hiess es aus der Mitte der Versammlung. Ein anderes Votum enthielt den Vorschlag, am Rande der Überbauung eine Tiefgarage zu planen.
Nach der bevorstehenden Verabschiedung des Zielbilds durch den Gemeinderat und dem Grundsatzentscheid zum Umgang mit kommunalem Bauland – Verkauf oder Abgabe im Baurecht? – soll der Einwohnerrat voraussichtlich noch im laufenden Jahr über den Kredit und das weitere Planungsverfahren befinden.