Den Jungen den Ball zuspielen

Seit bald drei Jahren leitet Ken Rüegg die KJA Wasserschloss. Für den Halb-Japaner ist der Weg mit den Jugendlichen das Ziel.
Ken Rüegg am Töggelikasten – im Jugendtreff in Turgi sehr beliebt. (Bild: vs)

Vor einiger Zeit kam ein Jugendlicher in den Jugendtreff in Turgi. Im Gespräch habe dieser bedauert, dass es nur ein Fifa-­Turnier für die Oberstufe gäbe, nicht aber in der Mittelstufe, erzählt Ken Rüegg. Gemeinsam mit dem Schüler und seiner Mitarbeiterin Ilenia Ma erstellte der Leiter der Kinder- und Jugendanimation Wasserschloss eine Liste mit allem, was es für die Organisation eines solchen Turniers braucht. Am Ende war der Jugendliche selbst in den gesamten Prozess involviert: Er gestaltete den Flyer und verteilte ihn auf dem Schulhausplatz, und als das Fifa-Turnier Ende Februar stattfinden konnte, spielte er natürlich mit. Für Ken Rüegg ist dies ein gelungenes Beispiel dafür, wie sich Kinder und Jugendliche mit ihren Ideen bei der KJA aktiv einbringen können: «Sie übernehmen dadurch auch Verantwortung und werden befähigt, weitere Projekte selbständig zu übernehmen.»

Zielgruppen verändern sich
Auf die Anliegen der Kinder und Jugendlichen einzugehen, ist ein grosses Anliegen von Ken Rüegg. So hat er auf Wunsch der Schülerinnen und Schüler vor drei Jahren den Mittel- und Oberstufentreff getrennt, und per Anfang dieses Jahres wurde ein neues Freitagabendangebot im Treff in Turgi geschaffen.

Grundsätzlich ist die KJA Wasserschloss für Kinder und Jugendliche von 9 bis 25 Jahren da. Momentan liegt der Schwerpunkt jedoch auf der Mittel- und Oberstufe. «Als ich 2020 die Leitung übernommen habe, brauchte es noch ein Angebot für die Über-16-Jährigen. Dieses Bedürfnis ist jedoch immer geringer geworden», erklärt Ken Rüegg. Dies könne sich aber auch wieder ändern, weiss der Experte: «Zielgruppen verändern sich in Wellen­bewegungen.»

Ken Rüegg bringt bereits zehn Jahre Erfahrung als Soziokultureller Animator mit. Sein Berufsbild sei in den letzten Jahren stark professionalisiert worden, erklärt der 30-Jährige: «Menschen, die nicht im direkten Austausch mit der KJA Wasserschloss stehen, sehen häufig nur das Endprodukt unserer Arbeit. Dahinter steckt jedoch oft ein langer Prozess. Für uns ist auch der Weg das Ziel.» Die KJA Wasserschloss unterstützt Jugendliche auch in Lebenskrisen wie Problemen mit den Eltern, der Schule, den Kolleginnen und Kollegen oder bei Hausaufgaben, und sie hilft bei der Lehrstellensuche.

Aufgewachsen ist Ken Rüegg in Niederrohrdorf, wo er aktuell mit seiner Verlobten und zwei Katzen lebt. Zum kreativen Ausgleich fotografiert er gern, unter anderem an Hochzeiten oder Events, und er macht Videos. So durfte er bereits mehrere Clips für Bands aus der Schweizer Musikszene machen. Die Bezirksschule besuchte er in Mellingen. Als Jugendlicher, «wenn man mit Kollegen rausgeht», hat es ihn mehr nach Baden gezogen. Nach der Fachmittelschule (FMS) in Wettingen suchte er im Rahmen des Fach­maturitätspraktikums etwas im sozialen Bereich und stiess auf die Kinder- und Jugendanimation in Baden. Dabei wurde ihm klar: «Das will ich längerfristig machen.»

Er schrieb sich für das Studium in Soziokultureller Animation an der Hochschule Luzern (HSLU) ein. Zuvor gönnte er sich noch eine halbjährige Auszeit und ging auf Reisen – nach Indonesien, Malaysia und Japan. «Meine Mutter ist Japanerin. Als halber Japaner war es schön, meine zweite Heimat zu sehen», schwärmt Ken Rüegg. Während seiner Reise wurde eine Stelle als Mitarbeiter in Ausbildung bei der Kinder- und Jugendanimation Baden frei, auf die er sich per Skype beworben hat. «Da war ich noch in Malaysia», erzählt er. Im Sommer 2015 begann er berufs­begleitend die Ausbildung an der HSLU. Während dieser Zeit durfte er in Baden mehrere grosse Projekte umsetzen, darunter das Jugendfest und ein offenes Turnhallenangebot für die Mittelstufe. 

Beziehungsarbeit via WhatsApp
Im Frühjahr 2020 schrieb er seine Bachelorarbeit zum Thema «Beziehungsarbeit in der schriftlichen Kommunikation über WhatsApp». Im selben Jahr übernahm Rüegg die Stellenleitung der KJA Wasserschloss in einem 50-Prozent-Pensum.

Was plant er in Zukunft mit der KJA Wasserschloss? Eine Sozialraum­analyse in Turgi und Gebenstorf steht an. Diese beschäftigt sich damit, warum Jugendliche sich an gewissen Orten aufhalten und welche baulichen Massnahmen nötig sind, um Nutzungskonflikte zu lösen. Sei etwa Littering ein Problem, aber ein Abfalleimer fehle, dann müsse das behoben werden, nennt Rüegg als Beispiel. «Zudem versuchen wir, Generationen zusammenzubringen.»

Um sich zu vernetzen, nahm er im vergangenen Jahr am «runden Tisch» der Alterskommission in Gebenstorf teil. Ken Rüegg brennt für seinen Beruf und betont: «Kinder und Jugendliche sind die Zukunft von Turgi und Gebenstorf. Mit unserer Arbeit möchten wir einen Beitrag zum Zusammenleben in den Gemeinden leisten.»