Schön wohnen ist keine Frage des Budgets

Sandro Bross ist ein Ästhet – nicht nur für Haare, sondern auch fürs Wohnen. Nun gibt er seine zweite Leidenschaft auch an Kunden weiter.
Spiel mit Licht, Möbeln und Accessoires: Sandro Bross (54) in seiner Dachwohnung an der Rütistrasse. (Bild: is)

Pünktlich zur «Golden Hour» öffnet Sandro Bross die Tür zu seiner Wohnung im Dachgeschoss eines Mehrfamilienhauses an der Rütistrasse. Durch die raumhohen Glasscheiben strahlt die Abendsonne ins Wohnzimmer. Die unterschiedlichen hellen Kissen auf seinem Sofa nehmen Farbnuancen auf, frische Tulpen verströmen ihren Duft. «Wenn ich nach Hause komme, habe ich das Gefühl, in den Ferien zu sein», sagt der Hausherr. Sandro Bross ist nicht nur als Coiffeur ein Ästhet. Auch in seinen eigenen vier Wänden beweist der 54-Jährige sein Flair fürs Schöne. 

Die 140 Quadratmeter, die er zusammen mit seinem Hund Benji (7) bewohnt, könnten auch als Showroom für potenzielle Kunden dienen. Seit November 2021 hat Bross nämlich neben seinem Salon am Schlossbergplatz, wo er sich vor 23 Jahren selbständig gemacht hat, ein zweites Standbein geschaffen: Er richtet Wohnungen und Häuser ein. Dafür nimmt er sich in seinem Coiffeursalon immer den Donnerstag frei, ist aber auch abends und am Wochenende für seine Mission unterwegs. Diese Leidenschaft wurde ihm quasi in die Wiege gelegt, erzählt er: «Ich habe von klein auf gelernt, grosszügig zu denken.» Der Vater war ebenfalls Coiffeur, die Mutter hatte das Händchen fürs Schöne: «Wir hatten schon in den 1970er-Jahren zu Hause grosse Lampenschirme», erinnert sich Bross, der in Basel aufgewachsen ist und auch deutsche, schwedische und holländische Wurzeln hat.

Als er vor 35 Jahren nach Baden zog, um beim Coiffeur Grimm und später Wassmer zu arbeiten, richtete er es sich in einer Altbauwohnung im ­Haus zum Schwert beim Casino-Kreisel ein. Später, mit eigenem Geschäft, eröffnete er einen Blumenladen mit Accessoires an der Stadtturmstrasse. Das habe leider nicht funktioniert, sagt er ehrlich. Später hat Bross seinen Zugang zur Blumenbörse wieder aktiviert, um seinen Salon beim Stadttor mit Frischblumen auszustatten. Dort legt er auch Wert auf passende Accessoires – Duftkerzen, Lämpchen, Bilder. «Immer wieder sprachen mich Kunden an und sagten, ich habe ein Flair fürs Schöne. Und sie fragten, ob ich auch sie in ihrem Zuhause beraten könne», so der 54-Jährige.

Warum eigentlich nicht? Schliesslich habe er auch, wenn er bei Freunden zu Besuch war, gerne mal Möbel umgestellt oder Bilder umgehängt. «Mit wenig Aufwand kann man oft schon so viel machen», ist Sandro Bross überzeugt. «Wichtig ist, die Bedürfnisse und Wünsche der Kundschaft gründlich abzuholen. Das Resultat muss authentisch sein.»

Schön zu wohnen, sei auch keine Frage des Budgets. «Ich kann zwar 150 000 Franken ausgeben, um ein Wohnzimmer zu inszenieren, aber ich gehe genauso gern zu Ikea, um für ein kleines Budget einzukaufen», betont der Ästhet, den man für 180 Franken pro Stunde buchen kann. «Ich bin aber sehr ehrlich, das muss man ertragen können.» Dabei gibt er zudem praktische Tipps, die Fehlkäufe verhindern. Für Interessierte hat er einen Showroom an der Bäderstrasse 11 gemietet, wo er zweimal pro Jahr eine neue Wohnsituation kreiert.

Dinge haben eine Geschichte
«Meine Freunde sagen, ich hätte ein Flair dafür, Dinge, die eigentlich nicht zusammengehören, richtig zu kombinieren», sagt Sandro Bross. Auch in seinen eigenen vier Wänden entdeckt man Kostproben seines Ideenreichtums. Die Gegensprechanlage etwa hat Bross mit einem kleinen Holzregal «umrandet» und zwei kleine Pflanzen vor die Plastikverkleidung gestellt. Auf einem Sideboard stehen kleine schwarze «Truckli», in denen tibetische Mönche einst ihre Reisgerichte transportierten. Viele Dinge in seiner Wohnung haben eine Geschichte.

In seinen eigenen vier Wänden lebt der 54-Jährige sehr bewusst. Darum kommt auch die Putzfrau nur alle zwei Wochen – «weil ich selber mit Hingabe einmal pro Woche putze und so eine Beziehung zu meinen Möbeln und Accessoires pflege», sagt Bross. Dabei kommen auch die besten Ideen.